Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

DOI Artikel:
Rentsch, Thomas: Transzendenz erleben: Kommentar zur Sektion Bändigung der Transzendenz – Transzendenz erleben
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0058
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Transzendenz erleben
Kommentar zur Sektion Bändigung der Transzendenz –
Transzendenz erleben
Thomas Rentsch
Der Aufsatz von Herrn Dalarun akzentuiert das ambivalente Verhältnis der christlichen
Tradition zum menschlichen Leib in der Spannung zwischen Gottebenbildlichkeit
und Sündenfall, fleischlicher Versuchung und leiblicher Auferstehung. Die
Kirche musste gegen den gnostisch-manichäischen Dualismus einen überzeugenden
Weg der Vermittlung von Leib und Geist finden und weisen. Sie konnte hier an die
paulinische Konzeption des Christen als Leib Christi anschließen.
Dennoch zeigt sich gerade in den dominierenden populären Bildern und Zerrbildern
der monastischen Kultur weiterhin eine ganz deutliche Spannung zwischen
dem extremen leibfeindlichen Asketen einerseits, dem schwelgerischen, gutgerundeten
Mönch andererseits.
Auf diesem Hintergrund untersucht Herr Dalarun die wichtigste okzidentale
Mönchsregel, die des Heiligen Benedikt. Sie ist eminent pragmatisch, ja sie richtet
sich geradezu explizit an das leibliche Wesen Mönch. Sein Leib ist laut Benedikt
keineswegs Feind des Mönchs, so Dalarun. Vielmehr überwindet dieser übermäßige
fleischliche Bedürfnisse, so dient gerade auch der Leib dem Heil. Zudem kommen
die fleischlichen Bedürfnisse und auch Begierden nach Benedikt ja auch zum Bewusstsein,
sodass eine dualistische Aufspaltung des Menschen gleichsam in zwei
Ontologien ohnehin undenkbar ist. Der gesamte, der ganze Mensch ist im mönchischen
Leben auf dem Heilsweg, das Herz wie der Leib. Das führt nun zu einer
sehr konkreten Lebensform und Lebenspraxis der Disziplin und Zügelung, der
produktiven Selbsteinschränkung, man könnte auch sagen: der leiblich-geistigen
Konzentration auf das Wesentliche.
Weiterhin geht es Benedikt auf diesem Weg darum, jedes Individuum, jeden Einzelnen
der Mönchsgemeinschaft, in den Leib – die leibliche, konkrete Praxis dieser
Gemeinschaft – zu inkorporieren. Dies geschieht symbolisch bereits unmittelbar
beim Eintritt in das Kloster, wenn der Novize die Mönchskleidung anzieht. Diese
Kleidung ist so einfach wie möglich, nach dem Prinzip: ja zum Nötigen, fort
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften