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Hinüber, Oskar von; Forschungsstelle Felsbilder und Inschriften am Karakorum Highway <Heidelberg> [Editor]
Antiquities of Northern Pakistan: reports and studies (Band 5): Die Palola Ṣāhis: ihre Steininschriften, Inschriften auf Bronzen, Handschriftenkolophone und Schutzzauber ; Materialien zur Geschichte von Gilgit und Chilas — Mainz, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.36957#0022
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stimmten Prinzipien aufgebaut und die Personen in den Inschriften nicht in
einer wihkürlichen Reihenfolge aufgeführt werden. Aus diesen erschließba-
ren Strukturen der Inschriften darf man beispielsweise abzuleiten versuchen,
welche Personen als ranghöher angesehen werden, wie verwandtschaftliche
Beziehungen zu beurteilen sind, oder ob bestimmte Personen, auf die Ver-
dienst übertragen wird, zur Zeit der Inschrift noch unter den Lebenden weil-
ten oder verstorben waren. Selbst mit Hilfe dieser recht schlichten methodi-
schen Grundsätze können bereits etliche Einsichten gewonnen werden.
Auffällig ist in Gilgit, wie auch in anderen Bereichen des Buddhismus, der
hohe Anteil von Frauen unter den Stiftern V Oft sind es Königinnen, die als
Haupt- oder Nebenstifter auftreten. Dies bringt es mit sich, daß eine erheb-
liche Zahl von Titeln für Königinnen mitgeteilt werden, die sonst aus dem
alten Indien völlig unbekannt sind. Diese Tatsache wird jedoch erst sichtbar,
wenn man Inschriften aus anderen Teilen Indiens vergleichend heranzieht.
Weniger läßt sich über den Stiftungsakt selbst erkennen, außer daß der
Kalyänamitra, "der heilvolle Freund", eine nicht geringe Bedeutung gehabt
zu haben scheint (s.u. Kap. V.3).
Glücklicherweise und für die altindische Geschichte eher untypisch läßt sich
der chronologische Rahmen der Herrschaft der Palola Sähis heute weit-
gehend abstecken. Sie erstreckt sich über das gesamte 7. Jh. und begann und
endete wohl in den letzten Jahren des 6. und den ersten Jahren des 8. Jhs.
Drei Bezugspunkte sichern diese Daten. Die wohl bedeutendsten Nach-
richten stehen in verschiedenen chinesischen Quellen, da hier Namen von
Königen von Balür mit genauen Daten verknüpft werden (s.u. Kap. III, Nr. 8,
9). Dies ermöglicht eine Umsetzung der einheimischen Daten aus Balür in
einer Gilgit-Handschrift und in den Inschriften aus der vermuteten Laukika-
Ära in unsere Zeitrechnung. Bekanntlich gibt die Laukika-Ära keine Jahr-
hunderte an, die es zu erschließen giltV Da die Datensprünge der Laukika-
Ära nur volle Jahrhunderte umfassen können, ist der Zeitraum lang genug,

17 Vgl. Kap. 11.2, Nr. 12 (mit Kap. VII), Kap. 11.6, Nr. 38B. - Wenig ergiebig sind die
Ausführungen von J.D. Willis: Female Patronage in Indian Buddhism, in: B. Stoler
Miller [Hg.]: The Powers of Art. Patronage in Indian Culture. Delhi 1992, 46-53.
18 Vgl. R. Salomon: Indian Epigraphy. Oxford 1998, 196f. § 5.5.2.1 "Saptarsi era".

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