um auch die Entwicklung der Paläographie heranzuziehen. Eiinzu tritt ein
ganz besonderer Glücksfall, daß sich nämlich zur Zeit der Palola Sähis die
Entwicklung vom drei- zum zweiteiligen Zeichen für prz vollzog. Aus der
Entwicklung der indischen Schriften ist gut bekannt, daß dieser Wechsel in
das 7. Jh. fällt. Er spiegelt sich in den Gilgit-Handschriften ebenso wider wie
in den Inschriften auf Bronzen und Stein. Demnach können selbst die frü-
hesten Teile des hier behandelten Materials kaum erheblich älter sein als das
Jahr 600 n.Chr.
Schließlich stützt als eine dritte Quelle die tibetische Geschichte den zeit-
lichen Ansatz für die Palola Sähis. Zwischen 720 und 745 n.Chr. dringen die
Tibeter nach Balür ein, bringen das Land endlich unter ihre Kontrolle und
beenden so möglicherweise auch die Herrschaft der Palola Sähis.'"
Weitaus weniger günstig steht es dagegen um die genaue Abgrenzung ihres
Herrschaftsgebietes. Die geläuEge Bezeichnung des Herrscherhauses, das
dem Bhagadatta-vansa angehört, enthält einen geographischen Namen, der
vor seiner Sanskritisierung zu Patola nach Auskunft aller Quellen Palola
lautet und daher hier verwendet wird (s.u. Kap. V.l). Das Gebiet von Palola
oder Balür mit Hilfe aller verfügbaren Quellen scharf zu umreißen, ist nicht
möglich. Hier sind wir allein auf die Fundorte der Handschriften und der In-
schriften angewiesen, die uns eben die Palola Sähis bezeugen. Die Aussagen
über das Gebiet von Balür ("Bolor") in verschiedenen alten Quellen er-
strecken sich dagegen über Jahrhunderte, stammen nicht selten aus weit von
einander und von Balür entfernten Gebieten und sind in sich, wie kaum
anders zu erwarten, ungenau und widersprüchlich.
Der in zwei Anläufen von K. Jettmar unternommene Versuch, Balür genauer
einzugrenzen, konnte daher nicht gelingend" Rückblickend betrachtet, er-
schienen beide Arbeiten zudem zu einem äußerst unglücklichen Zeitpunkt
19 Nach Ch. Beckwith: The Tibetan Empire in Central Asia: A History of the Struggle
for Great Power among the Tibetans, Turks, Arabs, and Chinese during the Early
Middle Ages. Princeton 1987 [erweiterter Nachdruck 1993], 95, 111, 123 Anm. 94.
20 K Jettmar: Bolor. A Contribution to the Political and Ethnie Geography of North
Pakistan. ZAS 11, 1977, 411-448 und ders.: Bolor - Zum Stand des Problems. ZAS
14, 1980, 115-132.
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ganz besonderer Glücksfall, daß sich nämlich zur Zeit der Palola Sähis die
Entwicklung vom drei- zum zweiteiligen Zeichen für prz vollzog. Aus der
Entwicklung der indischen Schriften ist gut bekannt, daß dieser Wechsel in
das 7. Jh. fällt. Er spiegelt sich in den Gilgit-Handschriften ebenso wider wie
in den Inschriften auf Bronzen und Stein. Demnach können selbst die frü-
hesten Teile des hier behandelten Materials kaum erheblich älter sein als das
Jahr 600 n.Chr.
Schließlich stützt als eine dritte Quelle die tibetische Geschichte den zeit-
lichen Ansatz für die Palola Sähis. Zwischen 720 und 745 n.Chr. dringen die
Tibeter nach Balür ein, bringen das Land endlich unter ihre Kontrolle und
beenden so möglicherweise auch die Herrschaft der Palola Sähis.'"
Weitaus weniger günstig steht es dagegen um die genaue Abgrenzung ihres
Herrschaftsgebietes. Die geläuEge Bezeichnung des Herrscherhauses, das
dem Bhagadatta-vansa angehört, enthält einen geographischen Namen, der
vor seiner Sanskritisierung zu Patola nach Auskunft aller Quellen Palola
lautet und daher hier verwendet wird (s.u. Kap. V.l). Das Gebiet von Palola
oder Balür mit Hilfe aller verfügbaren Quellen scharf zu umreißen, ist nicht
möglich. Hier sind wir allein auf die Fundorte der Handschriften und der In-
schriften angewiesen, die uns eben die Palola Sähis bezeugen. Die Aussagen
über das Gebiet von Balür ("Bolor") in verschiedenen alten Quellen er-
strecken sich dagegen über Jahrhunderte, stammen nicht selten aus weit von
einander und von Balür entfernten Gebieten und sind in sich, wie kaum
anders zu erwarten, ungenau und widersprüchlich.
Der in zwei Anläufen von K. Jettmar unternommene Versuch, Balür genauer
einzugrenzen, konnte daher nicht gelingend" Rückblickend betrachtet, er-
schienen beide Arbeiten zudem zu einem äußerst unglücklichen Zeitpunkt
19 Nach Ch. Beckwith: The Tibetan Empire in Central Asia: A History of the Struggle
for Great Power among the Tibetans, Turks, Arabs, and Chinese during the Early
Middle Ages. Princeton 1987 [erweiterter Nachdruck 1993], 95, 111, 123 Anm. 94.
20 K Jettmar: Bolor. A Contribution to the Political and Ethnie Geography of North
Pakistan. ZAS 11, 1977, 411-448 und ders.: Bolor - Zum Stand des Problems. ZAS
14, 1980, 115-132.
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