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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Bucer, Martin [Oth.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,3): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30232#0090
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Epiphanius Tomo
1., Lib. 2.

Traditionen von
Kirchen vbungen
notwendig.

Traditionen von
Kirchen vbungen
nit notwendig.

Man hatt kein eygentliches
buch
von den Traditionen,
welche die
ware Apostolische
seyen oder
wie ein jede zu halten
seye.
Wie die Traditionen
zu erkennen
vnd zu richten.

Tradition vonn
selblicher ⁹ Bekantnüß
deß Glaubens
jn der Gemeinden
Christi.

86
bestendige verantwortung

erst zwey jar nach der geburt Christi gehen Jerusalem komen seyen ¹ . Diese
vnd dergleichen Traditionen werden von etlichen alten angezogen vnd doch
nit von allen gleich gehalten. So hat auch keiner den anderen deßhalben verdammet
darumb, das nit gewisse Apostolische dargebne, sonder sonst alt
meinungen seind, die doch niemant zu halten verbunden ist. 5

Also seindt auch vnder der Kirchen Ordnungen etliche algemeiner vnd
notwendiger haltung, Etliche nit algemeiner vnnd notwendiger haltung, Alß ²
das die Glaubigen ihre Gottselige Versamlungen halten, Das sie in den selbigen
die Heylige Schrifft lesen vnd außlegen, Die H. Sacrament | VIIIa/Bija |
herlich halten, das sie forderen, dem Teuffel vnd der Welt ab zu sagen vnd den 10
glauben zu bekennen, Das man die kinder teuffet vnd dergleichen ordnungen,
Die seind algemeiner vnd notwendiger haltung. Das aber der Tertullianus in
Libro de Corona Militis schreibet ³ , das die geteufften etwan ⁴ pflegten nach
dem Tauff milch vnnd honig ⁵ zu essen, Jtem, die stirn mit dem Creütz bezeichnen
zu allem, das der mensch fürnimet, vbet vnd gebrauchet, Jtem, das 15
man alle Mittwoch vnd Freytag fasten solte vnd dergleichen Traditionen vnd
Ordnungen, wurdt niemand für algemeine vnd notwendige Traditionen dargeben.

Zum anderen ist auch diß von den Traditionen ᵃ wol zu mercken, das wir
kein gewisses ⁶ buch haben, darinnen die selbigen fürgegeben werden, sonder 20
müssen die auß der Vätter schrifften zusamen lesen, welche sie dann nicht
gleich dargeben, auch nicht für gleich wichtig halten. Derhalben, so man vil
Traditionen herfür bringet, muß man doch die erst ⁷ gegen der Heyligen
Schrifft halten vnnd sehen, ob sie deren gemäß seyen oder nicht, ob sie zur
Gottseligkeyt, welche die Schrifft lehret, dienen oder nicht. Dan seindt sie 25
war Apostolische Traditionen, so werden sie jhren grundt inn der Schrifft gewißlich
haben vnd würdt ein jeder Christ auch leicht erkennen mögen, das sie
zu warer Gottseligkeit dienstlich sein, wo nicht, so würdt man sie auch durch
die Schrifft eygentlich zu verwerffen haben vnd anzuzeygen, das sie der waren
Gottseligkeit mehr hinderlich dan fürderlich seyen. Deß besehe man einn 30
Exempel oder zwey. Es ist ein ware Apostolische ordnung, das die Gleubigen
dem Teuffell absagen vnd jren glauben in der Gemein Gottes selber bekennen
⁸ .Dasehe man aber, wie ein gewissen grundt diese ordnung inn der

a) Drf. Traditionem.

1. Epiphanius, Adversus LXXX haereses XXX,29,1. PG 41, Sp. 456 C; GCS 25,

S. 372,22–26.
2. wie etwa.
3. Tertullian, Decorona militis 3. PL2, Sp.79 A; CChr.SL 2, S.1042–1043,15–23.
4. vorzeiten, bisweilen.
5. Vgl. Ex 3,8.
6. gesichertes.
7. zunächst.
8. Bucer, Einfältiges Bedenken, Bl. lxxxiiija–lxxxvb. BDS 11,1, S.307,21–309,24.
9. aus eigenem Antrieb kommender.
 
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