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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Bucer, Martin [Oth.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,3): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30232#0092
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Augustinus ad
Ianuarium

Epistola 119

Auß der Heyligen

Schrifft selb muß
man erkennen,
welche bücher

Schrifftlich ³
seyen.

88
bestendige verantwortung

lige haltung bracht werden, deß befleißet sich das Buch der Reformation, so
die Gegengelehrten ᵃ dawider streiten vnd dann seer fechten vber den zeychen
vnd deutenden haltungen, die lengest zu erschrecklichem aberglauben vnnd
Gottes spot gerathen seindt vnnd offentlich mißprauchet werden. Vonn denen
aber würdt hernaher an seinem ort auch geredt werden. 5

Also ist das ander, so vonn den Traditionen notwendig zu mercken ist, Das
wir nicht dan ¹ allein durch die H. Schrifft gewiß werden mögen, welche ware
Apostolische Traditionen vnnd allen Christen notwendig zu halten seyen.
Dann wo etlich von den Vättern einn Ordnung als ein Apostolische vnnd
| IXa/Biija | notwendig dargeben vnd die andren nicht, als dan offt geschicht, 10
da mußjaein vrtheil vnd endtscheid sein. Woher soll man den aber nemen?
Freilich allein auß Gottes Wort, vns in der H. Schrifft fürgegeben, weyl nemlich
offenbar, das auch vil alter mißbreuch seindt, wie der H. Augustinus beklaget
² hatt, das schon zu seinen zeyten alles voll war mit menschlichen vermessenheiten.
Also nennet er die gebreuch, die in der Kirchen on Gottes Wort 15
auffkommen waren. Ja auch die Traditionen, welche als Biblische bücher zu
halten sein, hat man auß jhnen selb diesen Bücheren zu lehrnen, wie das dan
auch die H. Vätter Jreneus ⁴ ,Tertullianus ⁵ vnd andere ⁶ wider die Marcioniter ⁷
vnd Manicheer ⁸ auß diesen Bücheren selb erweißt haben vnnd es der Augustinus
zu letst selb erkennet hatt ⁹ . Dann wie niemandt kan Gottes wort er- 20
kennen, dann auß dem H. Geyst, Also welchen Gott sein Wort hat für kommen
lassen vnd sie mit seinem H. Geyst begabet ¹⁰ , die können eben durch das
selbige Biblische wort vnd H. Geist, in welches Biblisch buch sie kommen,
bald ¹¹ erkennen, das es ein Buch Gottes ist vnd Gottes Wort hat, wie dann
auch alles, das war vnd recht ist, jm selb auch gantz gleych vnd ehnlich ist. Der 25
Herr saget zu den Juden Joh. viij[42–43]: »Jst Gott ewer Vatter, warumb kennet
jhr dann meine red nicht?« Jnn dem zeyget der Herr gewißlich an, das die,
so auß Gott geboren seindt, seine red kennen, Nemlich auß dem H. Geist, der

a) Drf. Gegenlehrten.

1. als.
2. Augustin, Epistola 55,19,35. PL33, Sp.221; CSEL 34/2, S.209–210.
3. schriftgemäß.
4. Irenäus von Lyon, Contra haereses 3. PG7,1, S.843–972; SC211.
5. Tertullian, Adversus Marcionem 4–5 (passim). PL 2, Sp.361–524; CChr.SL 1,S.544–

726.
6. Epiphanius, Adversus LXXX haereses XLII,9,6. PG 41, Sp. 708 C–709 A; GCS 31,

S. 105,17–106,5.
7. Anhänger des Häretikers Marcion (ca. 85–160). TRE 22, S.89–101; Harnack, Marcion.
8. Anhänger und Nachfolger des persischen synkretistischen Religionsstifters Mani

(3. Jh.). TRE 22, S.25–45.
9. Zum Kanon bei Augustin vgl. Augustin, De doctrina christiana II,8. PL34, Sp. 40–41;

CChr.SL 32, S.38–39.
10. beschenkt.
11. rasch.
 
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