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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Bucer, Martin [Oth.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 11,3): Schriften zur Kölner Reformation — Gütersloh, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30232#0099
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25

30
bestendige verantwortung

an den öhrten alweg ¹ zufinden hette–wie etliche die Lehr Christi an Rom binden
–, sonder haben in dem angesehen die gaben Gottes, die der HERR domals
diesen Gemeinden gegeben hat. Dan wa ² kein Schrifft wer – als ³ dan diese
Ketzer etlich schrifften gentzlich verworffen ⁴ –, wa solte man besser erfaren
mögen, was die Apostolen gelehrt hetten, dan eben bey denen Kirchen, da
man jre lehre getrewlich hielte? Was ist aber des nun fürhanden zu Jerusalem,
Epheso, Corintho etc., an welchen ohrten allen die Kirchen von Apostolen
selb erbauwen gewesen seind? Was dan zu Rom seye, wolt Gott, es were nit
so wol allenthalben bekant. Tertullianus schreibet libro de Praescriptionibus
⁵ : »Da ᵃ die warheit der zucht vnd des glaubens Christi ist, daselbst ist ᵇ die
warheit der H. Schrifft vnd alles dargebens der Christen.« | XIIb/Bvjb | Darumb
hat man auß diesen sprüchen der Heiligen Vätter das gar nit zu lehrnen,
das man von jeden Kirchen oder auch denen, die schon erstlich von den Apostolen
selb erbauwen seind, zeugnüß vnd Lehr von den war Apostolischen
Lehren vnd Ordnungen nemen solle vnd auff die mehr dan auff die Schrifft
setzen; das haben die H. Vätter nit gewelt, sonder haben die warheyt Christi
da heissen suchen, da sie domals waren. Doch haben sie die vergewissung der
selbigen alwegen mehr in der Schrifft heissen suchen dan bei einigen Kirchen
auff erden. Also, will man auch nun Gottes gaben haben vnd gebrauchen,
muß man sie suchen, da sie seind, nit da sie etwan ⁶ gewesen vnd nun ein son-
derlicher fluch Gottes ist. Wa ⁷ nundörnen vnd distelen seind, da her wirt man
nit können trauben vnnd feigen lesen, ob gleich an ᶜ den ohrten zu der zeit, da
sie noch mit weinstöcken vnd feigenbeumen besetzet waren, vil guts weins
vnd guter feigen gelesen worden seind. Joannes zeuget: »Ein jetlicher« – er sey
gleich zu Rom oder Constantinopel –, »der sündiget, hat Gott nicht gesehen
noch erkant« ⁸ , Jst fleischlich vnd kan Göttliche ding nit verstohn, Rom.
viij[5–8] vnd j. Corin. ij[14]. Darumb: wo offentliche ⁹ verkerung Göttlicher
Lehr vnd alle schand vnd laster vberhandt genomen, wer dann an solchen
ohrten will Apostolische Tradition suchen, der vndersteht ¹⁰ ja, trauben von
dornen vnd feigen von distelen zu lesen ¹¹ .Waaber dem, das die Apostolen

a) fehlte ursprünglich (Druckfehlerverzeichnis Bl. CCXCIIIIb f.).
b) die selbe ist (Druckfehlerverzeichnis Bl. CCXCIIIIb f.).
c) Drf. gleichan.

1. stets.
2. wo.
3. wie.
4. Vgl. oben S.93, Anm.12.
5. Tertullian, De praescriptione haereticorum XIX,3. PL 2, Sp. 31 B; CChr.SL 1,

S. 201,8–11.
6. vorzeiten.
7. Wo.
8. I Joh 3,6.
9. offenkundige.
10. nimmt (aus Dummheit) auf sich.
11. Vgl. Mt 7,16.

95

Die ware Lehr
Christi muß man
suchen, da sie ist,
nicht, da sie etwan
gewesen.

1. Joannis 3[6]
 
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