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2. BEDENKEN FUR DEN 3. REICHSTAG ZU SPEYER
Hietzu wurde auch vonnotenn sein, das vnsere Furstenn soüil personlich vf
dem Reichstagk erschinen als jemer moglich, vnnd were aber wol moglich, die
sachenn so antzustellenn, das jr1 wenig dorfftenn außenpleibenn.
Wir Rhumen vns jnn vnser Confession des himelreichs, gebenn vns dar als
gefangnen» gottlichs wortts2, sonderen vns vonn Allenn Anderenn hjn der
hochsten, grostenn sachenn^, nehmen vf vns die I 2jv I schmach der kettzer,
vffrurer vnnd auch schweristhe veruolgung3. Da muste mann 'sich warlich'
erzeigenn auch jn dem leben4 vnnd Aller hoüehalttung als himmelische neue
Furstenn vnnd Herren, vnordentlich trinckenn, pracht, spielen vnd alles sol-
lichs gentzlich abschaffenn. >Es were ja leichterer, sich jnn sollichem zu gottes
vnnd aller frommen leuth seligen gefallen bey den welttkinderen jn vnwillenn
vnd verachtung begebenn, Dann jnen mit gotts schwerster vngnadt vnnd aller
Gottseligenn hertzlichs trawren wöllen zu uergebnen vnnd schedtlichen ge-
fallen seyn7 Es kondtenn sich wol drey oder vier zu einer houehaltung zusa-
men schlagen. So jst Speyer5 ain sicher platz, weill Pfalts, Zweybruckenn,
Wirtenbergk, Badenn, E.F. G.6 gepiet, die Statt Straßpurgk, Wormbs,
Franckfurtt so nahe darbey vnnd Speier selb gutt ist, das man des Ortts nit vill
volcks7 bedorffteK
Diese Enderung scheinet wol dem fleiß1 \ 2 8r \ seltzam jnn augenn, wie
ware aber die Enderüng des großen konigs vnnd aller so großenn Furstenn zu
Niniue8 vnnd gantzer Stat als9 weit anders, Da sie all mit klag kleidernn vf
der erdenn lagen, fasteten drey tagk vnnd nacht samptt Allenn kinderenn
vnnd viehe vnnd keretenn ab vonn jrenn boßenn wegen vnnd thatenn. Vnsere
sündt seindt warlich, warlich nit geringer dann der Niniuiten waren.10
g) danach gestr. (mcht von Bucer): des: b.
h) —h) m den höchsten grosten sachen: von Bucer am Rand erg.: b.
i) —i) warlich sich: b.
j) —j) Es were (gestr.: das lst) 1a leichter sich m solichen zu gottes vnd aller frommen leut
seligen gefallen bey den weltkindren m onwillen vnd verachtung begeben dann inen mit
Gottes schwerster ungnad vnd aller Gottseligen hertzlichs trawren wöllen zuvergebenn
vnnd schedlichen gefallen sein: von Bucer am Rand erg.: b.
k) bedarffe; vielleicht von Bucer korr. aus: bedorffe: b.
l) Schrf./Korr.: fleißch: a; fleißh: b.
1. ihrer.
2. Vgl. II Kor 10,5. Ähnliche Formulierung Bucers bereits um 1540, s. BDS 8, S. 440,14
und 441,13.
3. Vgl. Röm 5,1-4.
4. Vgl. Tit 3,14.
5. In Speyer wurden msgesamt über fünfzig Reichstage (zunächst sog. Hoftage) abgehal-
ten. Zu Bucers Zeiten waren es Reichstage m den Jahren 1526, 1529, 1542 und 1544.
6. Euer Fürstlichen Gnaden.
7. (von auswärts mitgebrachter) Dienerschaft. Lexer 3, Sp.437.
8. Jon 3.
9. nämlich.
10. Vgl. Jon 1,2.
2. BEDENKEN FUR DEN 3. REICHSTAG ZU SPEYER
Hietzu wurde auch vonnotenn sein, das vnsere Furstenn soüil personlich vf
dem Reichstagk erschinen als jemer moglich, vnnd were aber wol moglich, die
sachenn so antzustellenn, das jr1 wenig dorfftenn außenpleibenn.
Wir Rhumen vns jnn vnser Confession des himelreichs, gebenn vns dar als
gefangnen» gottlichs wortts2, sonderen vns vonn Allenn Anderenn hjn der
hochsten, grostenn sachenn^, nehmen vf vns die I 2jv I schmach der kettzer,
vffrurer vnnd auch schweristhe veruolgung3. Da muste mann 'sich warlich'
erzeigenn auch jn dem leben4 vnnd Aller hoüehalttung als himmelische neue
Furstenn vnnd Herren, vnordentlich trinckenn, pracht, spielen vnd alles sol-
lichs gentzlich abschaffenn. >Es were ja leichterer, sich jnn sollichem zu gottes
vnnd aller frommen leuth seligen gefallen bey den welttkinderen jn vnwillenn
vnd verachtung begebenn, Dann jnen mit gotts schwerster vngnadt vnnd aller
Gottseligenn hertzlichs trawren wöllen zu uergebnen vnnd schedtlichen ge-
fallen seyn7 Es kondtenn sich wol drey oder vier zu einer houehaltung zusa-
men schlagen. So jst Speyer5 ain sicher platz, weill Pfalts, Zweybruckenn,
Wirtenbergk, Badenn, E.F. G.6 gepiet, die Statt Straßpurgk, Wormbs,
Franckfurtt so nahe darbey vnnd Speier selb gutt ist, das man des Ortts nit vill
volcks7 bedorffteK
Diese Enderung scheinet wol dem fleiß1 \ 2 8r \ seltzam jnn augenn, wie
ware aber die Enderüng des großen konigs vnnd aller so großenn Furstenn zu
Niniue8 vnnd gantzer Stat als9 weit anders, Da sie all mit klag kleidernn vf
der erdenn lagen, fasteten drey tagk vnnd nacht samptt Allenn kinderenn
vnnd viehe vnnd keretenn ab vonn jrenn boßenn wegen vnnd thatenn. Vnsere
sündt seindt warlich, warlich nit geringer dann der Niniuiten waren.10
g) danach gestr. (mcht von Bucer): des: b.
h) —h) m den höchsten grosten sachen: von Bucer am Rand erg.: b.
i) —i) warlich sich: b.
j) —j) Es were (gestr.: das lst) 1a leichter sich m solichen zu gottes vnd aller frommen leut
seligen gefallen bey den weltkindren m onwillen vnd verachtung begeben dann inen mit
Gottes schwerster ungnad vnd aller Gottseligen hertzlichs trawren wöllen zuvergebenn
vnnd schedlichen gefallen sein: von Bucer am Rand erg.: b.
k) bedarffe; vielleicht von Bucer korr. aus: bedorffe: b.
l) Schrf./Korr.: fleißch: a; fleißh: b.
1. ihrer.
2. Vgl. II Kor 10,5. Ähnliche Formulierung Bucers bereits um 1540, s. BDS 8, S. 440,14
und 441,13.
3. Vgl. Röm 5,1-4.
4. Vgl. Tit 3,14.
5. In Speyer wurden msgesamt über fünfzig Reichstage (zunächst sog. Hoftage) abgehal-
ten. Zu Bucers Zeiten waren es Reichstage m den Jahren 1526, 1529, 1542 und 1544.
6. Euer Fürstlichen Gnaden.
7. (von auswärts mitgebrachter) Dienerschaft. Lexer 3, Sp.437.
8. Jon 3.
9. nämlich.
10. Vgl. Jon 1,2.