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2. BEDENKEN FUR DEN 3. REICHSTAG ZU SPEYER

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Wie vil leichter were dann, das vnsere Herrenn selb einen geringenn Ab-
bruch thaten des verderblichenn drinckens, spielenn vnnd prachts, denn das
der turck diß enderenn solle nach der Strenge gottes, die er durch diese seyn
geysel vbett.1 Wie nahe dan auch vff vns dieses feur allenthalbenn Brenne,
darf2 ja keynner antzeige. Es ist vber schwer vnnd lestig, jn solcher rustung
vnnd ongewiße sitzenn, wie wir nun so lang sitzenn, so fil meer soltte Mann
eynmalh mit ertzelten3 \ 2 8V \ mitlenn gotts, die doch nichts dann etzwas
gottsaliges fleiß vnnd Arbeit kostenn, kein geldt, kein gefhar, ain bestendi-
genn friden suchenn, denn der her auch gewißlich gebenn wurde, wa man mit
solchenn mitlenn recht anhalttenn4 wolte.
Es ist woll die Arbeyt ertzeltter mittel nitm gering, weil der leut viel vnnd
so vngleiches verstandts sindt. Dweill aber die sach des Ewigenn lebens die
hochste noth vnnd gefhar vnsers vatterlandts vnnd aller Furstenthumb belan-
get, wie solttenn wir vns deren nit gern mit gantzenn hertzenn vnd grostem
vleis vndertziehenn?
Einmal dorffenn wir vns gottlicher gnadenn vber gemein Teütschlandt gar
nichts versehenn noch getrostenn vnnd werdenn auch niemmer mher zu glei-
chem Rath vnnd hilf jegenn Turckenn khomen mogenn, wir bringen dann die
sachenn dahin, das Man vnsernn herrenn vnd heyland Jesüm I 2<)r I Christüm
wider aus der Acht5 thue des Augspurgischenn Abscheedts vnnd doch soüil
erlange, das denn stenden, die jrn eigenn regierung habenn, die Religion
Christi frey gelaßenn werde.
Vnnd wa die genantenn geistlichenn sich noch so geschwindt6 wie bißher
entgegen setzenn woltten, da wurde warlich gepurenn allenn fromen Christ-
lichen Furstenn, das sie ein Ernste Clag wider sie als verderber der Religion
vnnd gantz teutscher Nation bey key. Mt. vnnd denn Anderenn stendenn ein-
brechtenn vnnd sie mit Recht Christlichem Ernst vermoge gottlichs Rech-
tens, der Canonum vnnd Keyßer gesetz, antzeügenn, das sie jr Bischouelich
vnnd prelatenn ampt jm geringstenn nit verrichtenn, ja auch nit wüstenn, jrer
pfarrenn vielh gar laßenn wust liegenn, one einige bestellung, die anderen mit
sollichen lesterlichenn leuten bestellet I 2)v I hetten, die jnn einigem kirchenn
dienst nit zugedüldenn weren, ließenn zu vnd triebenn selb offentlich7 Simo-
nej8 vnd Sacrilegienn, gedültetenn vnnd fordreten Offentlich abgotterey
m) davor 1m Text gestr.: noh (?): a.
n) in: a.

1. Vgl. II Chr 36,11-17; Jes 10,23-26.
2. bedarf.
3. vorgetragenen, erwähnten.
4. beharren.
5. Vgl. dazu oben S.66, Anm. 4.
6. verschlagen, böse.
7. offenkundig.
8. Kauf und Verkauf von geistlichen Ämtern und Pfründen.
 
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