2. BEDENKEN FUR DEN 3. REICHSTAG ZU SPEYER
75
Es ist ein kurtze Rechnung: sindt wir onchristenn, so beweist mans vns, das
sie aber nimer mehr thun werden, sindt wir Christenn, so laße man vnsern
kirchenn das recht, das jnen das gottlich gesetz, die Canones vnd leges offen-
bar zugebenn.
Vnnd so offenbarer dann der helle Mittagk ist, das vnsere widderwertigenn,
die genantenn geistlichenn, jnn jrenn eigenn Canonibüß vnd auch denn key.
legibus vonn jres offentlichenn verkerttenn wesens willenn so vilfeltig ver-
dammet sindt, das sie einigenn standt jnn kirchenn Emptternn, noch einiges
I j iv I hellers nieß vonn derenn guttern nit habenn sollenn. Warümb sollen wir
dann sie zu ewigem verderben vnser kirchenn jnn solchenn Empttern vnnd
dartzu richter vber vnns, ja vber die gottlich lere vnnd Beuelh, gedultenn?
Vnser lehr mogenn sie mit nichtenn veiwerffenn; der Brauch der Sacrament
jst bey vnns, wie jnn der her selb eingesetzt vnnd verordnet vnnd jnn die altt
ware Apostolische kirchenn gehalttenn habenn. Ann der zucht falet es leider
noch bey vns viel, bey jnenn aber gar1. Sindt die vatter zum teil wider vnser
priester eh, das doch die eltestenn nitt seindt2, So verstossenn sie die elterenn
vnnd jungerenn vatter vonn aller Christlichenn gemeinschaftt, von wegen
I j2r I jrer hurey vnnd Anderer so groben wüstenn laster, Christlichers vnnd
weltlicher.
Das bey vnns der vngleicheitt jnn Ceremonien klag ist, seindt die bey denn
alttenn warenn Christenn nie1 gleich gehalttenn wordenn. Weil aber die Sub-
stantz der Religionn jnn allenn vnserenn kirchenn gantz ist, soll man vnns
vermoge gottlichs vnnd aller rechten darbey pleibenn laßenn, biß Mann jnn
all gemein gleich fuglich moge meer gleichformigkeit jnn dem findenn. Sie,
die wider Christenn, sollenn vor3 jre balcken der abgotterey, der Simonej,
uder hurey" vnnd Anderer schanden vnnd laster auß denn augenn thun vnnd
dann sehen, wie wir dieser splitter auch ledig werden4. I J2V I
O Lieber her Jesu Christ, laß das liecht deiner gottlichenn maiestet jnn
vnserenn hertzenn recht erglastenn5 vnnd das feur deiner onaußprechli-
chenn liebe erbrennen6, das wir vns zu deinem dinst mit rechtem eyfer vnnd
s) geistlicher: b.
t) über der Zeile erg.; 1m Text gestr.: jne: a.
u) —u) auch 1m Reklamant, wohl von Bucer: der hurei: b.
1. gänzhch.
2. Bucer stellt in seinem >Florilegium patristicum< unter der Uberschnft »Contra celiba-
tum« diesbezüghche Äußerungen von Kirchenvätern zusammen (BOL 3, S. 68 f.), außer-
dem m >De regno Christi< 2,46 (BOL 15, S. 232f.), so z.B. Eusebius, Adversus Iovianianum
23 (PL 23, Sp. 241) und Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita I,io (PL 69, Sp. 895). Vgl.
dazu auch BDS 10, S. 180, Anm.4 und S. 581, Anm.90; TRE 18, S. 122 f.; Franzen, Zölibat
und Priesterehe, S.7—15; Buckwalter^ Priesterehe, S.23.
3. zuvor.
4. Mt 7,3.
5. erstrahlen.
6. Cant 8,6.
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Es ist ein kurtze Rechnung: sindt wir onchristenn, so beweist mans vns, das
sie aber nimer mehr thun werden, sindt wir Christenn, so laße man vnsern
kirchenn das recht, das jnen das gottlich gesetz, die Canones vnd leges offen-
bar zugebenn.
Vnnd so offenbarer dann der helle Mittagk ist, das vnsere widderwertigenn,
die genantenn geistlichenn, jnn jrenn eigenn Canonibüß vnd auch denn key.
legibus vonn jres offentlichenn verkerttenn wesens willenn so vilfeltig ver-
dammet sindt, das sie einigenn standt jnn kirchenn Emptternn, noch einiges
I j iv I hellers nieß vonn derenn guttern nit habenn sollenn. Warümb sollen wir
dann sie zu ewigem verderben vnser kirchenn jnn solchenn Empttern vnnd
dartzu richter vber vnns, ja vber die gottlich lere vnnd Beuelh, gedultenn?
Vnser lehr mogenn sie mit nichtenn veiwerffenn; der Brauch der Sacrament
jst bey vnns, wie jnn der her selb eingesetzt vnnd verordnet vnnd jnn die altt
ware Apostolische kirchenn gehalttenn habenn. Ann der zucht falet es leider
noch bey vns viel, bey jnenn aber gar1. Sindt die vatter zum teil wider vnser
priester eh, das doch die eltestenn nitt seindt2, So verstossenn sie die elterenn
vnnd jungerenn vatter vonn aller Christlichenn gemeinschaftt, von wegen
I j2r I jrer hurey vnnd Anderer so groben wüstenn laster, Christlichers vnnd
weltlicher.
Das bey vnns der vngleicheitt jnn Ceremonien klag ist, seindt die bey denn
alttenn warenn Christenn nie1 gleich gehalttenn wordenn. Weil aber die Sub-
stantz der Religionn jnn allenn vnserenn kirchenn gantz ist, soll man vnns
vermoge gottlichs vnnd aller rechten darbey pleibenn laßenn, biß Mann jnn
all gemein gleich fuglich moge meer gleichformigkeit jnn dem findenn. Sie,
die wider Christenn, sollenn vor3 jre balcken der abgotterey, der Simonej,
uder hurey" vnnd Anderer schanden vnnd laster auß denn augenn thun vnnd
dann sehen, wie wir dieser splitter auch ledig werden4. I J2V I
O Lieber her Jesu Christ, laß das liecht deiner gottlichenn maiestet jnn
vnserenn hertzenn recht erglastenn5 vnnd das feur deiner onaußprechli-
chenn liebe erbrennen6, das wir vns zu deinem dinst mit rechtem eyfer vnnd
s) geistlicher: b.
t) über der Zeile erg.; 1m Text gestr.: jne: a.
u) —u) auch 1m Reklamant, wohl von Bucer: der hurei: b.
1. gänzhch.
2. Bucer stellt in seinem >Florilegium patristicum< unter der Uberschnft »Contra celiba-
tum« diesbezüghche Äußerungen von Kirchenvätern zusammen (BOL 3, S. 68 f.), außer-
dem m >De regno Christi< 2,46 (BOL 15, S. 232f.), so z.B. Eusebius, Adversus Iovianianum
23 (PL 23, Sp. 241) und Cassiodor, Historia ecclesiastica tripartita I,io (PL 69, Sp. 895). Vgl.
dazu auch BDS 10, S. 180, Anm.4 und S. 581, Anm.90; TRE 18, S. 122 f.; Franzen, Zölibat
und Priesterehe, S.7—15; Buckwalter^ Priesterehe, S.23.
3. zuvor.
4. Mt 7,3.
5. erstrahlen.
6. Cant 8,6.