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4. BRIEF BUCERS AN LANDGRAF PHILIPP VON HESSEN
so die Religion on mittel verwalten sollen, durch sie in jren diensten befordret vnd
nicht verhindret werden. Das Euangelion endret ja die eusseren oberkeyten vnd
Stende an jnen selb nicht, es machets sie aber alle an den Christen, dem reych Christi
dienstbar vnd freyet1 die kirchen Christo, dem herren, von allenn' dem, das dem
dienst der freyen Seelsorge in einigem I 841 I wege mochte entgegen sein. Darumb gar
wol drauff zusehen, das wir keinen gewalt vber die kirchen Christi setzen oder zu-
lassen, dann der jnen möge zur besserung gereychen.2 Die wider Christen haben jre
Tyranney vber die kirchen ja fil zu lang ingehabt. Noch3 praescribieret4 5 wider die
kirchen im geystlichen kein zeyt. Vnd so die weltlichen herren jre zeytliche recht et-
wan nochk5 so langer1 zeyt doch wider zu erobren also vil vleyß ankeren, so gepü-
ret sich’s warlich, daß man sich vmb das geystlichem vnd ewige11 recht der kirchen
fil meer bekommere.
Aber ich hette nit zweyfel, gebe der liebe Gott, das man sich mit disen leuten der
Christlichen lehre vergliche, man wurde sich jres kirchen0 gewalts auch leycht mit
jnen vergleychen mögen. Sie haben doch one das6 nit gern zu fil mit den geystlichen
hendlen zuthun; so wöllen wir jnen am zeytlichen nichts nemen oder abbrechen.
Derhalben wolt ich wünschen, das die kay. Mt. von vnseren heupteren angesuchet
wurde aller ding, wie die formp gestellet ist, die E. F. G. mir zu gesandt. Allein in der
form der Reformation, welche dem keyser mit solcher schrifft vberantwortet solte
werden, I 8jY I wolt ich, das das anbieten des gewalts, so man den ietzigen Bischouen
gewillet were vber die kirchen zu lassen, in gemein allein vnd mit gewarsamen wor-
ten beschehe. Sust waß7 V. L. herren vnd Praeceptoren von der Lehre, den Sacra-
menten vnd den nottwendigen stucken der kirchen regiment vnd gehorsame gestel-
let haben, das wirt nit wol zu verbesseren sein; Allein, das in etlichen onnöttigen
stucken etwaß wenigs zu der gelegenheyt anderer kirchen meer gemessiget8 wurde.
Dann einmal were gantz geferlich vnd auch vnserem vorigen embieten vnd Pro-
fession ongemeß, wenn das Concilium schon nit angesetzet were - welches auch
j) wohl von Bucer korr. aus: allem.
k) von Bucer über der Zeile erg.
l) Schrf. lange.
m) korr. aus: geystlichen.
n) korr. aus: ewigen.
o) von Bucer über der Zeile erg.
p) über der Zeile erg.
1. befreit.
2. Dieses Argument entwickelt Bucer besonders in seinem Gutachten für den Hamburger Rat
(BDS 12, S. 526,27-527,3).
3. Dennoch.
4. zeichnet... vor, bestimmt... vor.
5. nach.
6. one das: ohnehin, außerdem.
7. Sust waß: Was sonst.
8. beschränkt.
4. BRIEF BUCERS AN LANDGRAF PHILIPP VON HESSEN
so die Religion on mittel verwalten sollen, durch sie in jren diensten befordret vnd
nicht verhindret werden. Das Euangelion endret ja die eusseren oberkeyten vnd
Stende an jnen selb nicht, es machets sie aber alle an den Christen, dem reych Christi
dienstbar vnd freyet1 die kirchen Christo, dem herren, von allenn' dem, das dem
dienst der freyen Seelsorge in einigem I 841 I wege mochte entgegen sein. Darumb gar
wol drauff zusehen, das wir keinen gewalt vber die kirchen Christi setzen oder zu-
lassen, dann der jnen möge zur besserung gereychen.2 Die wider Christen haben jre
Tyranney vber die kirchen ja fil zu lang ingehabt. Noch3 praescribieret4 5 wider die
kirchen im geystlichen kein zeyt. Vnd so die weltlichen herren jre zeytliche recht et-
wan nochk5 so langer1 zeyt doch wider zu erobren also vil vleyß ankeren, so gepü-
ret sich’s warlich, daß man sich vmb das geystlichem vnd ewige11 recht der kirchen
fil meer bekommere.
Aber ich hette nit zweyfel, gebe der liebe Gott, das man sich mit disen leuten der
Christlichen lehre vergliche, man wurde sich jres kirchen0 gewalts auch leycht mit
jnen vergleychen mögen. Sie haben doch one das6 nit gern zu fil mit den geystlichen
hendlen zuthun; so wöllen wir jnen am zeytlichen nichts nemen oder abbrechen.
Derhalben wolt ich wünschen, das die kay. Mt. von vnseren heupteren angesuchet
wurde aller ding, wie die formp gestellet ist, die E. F. G. mir zu gesandt. Allein in der
form der Reformation, welche dem keyser mit solcher schrifft vberantwortet solte
werden, I 8jY I wolt ich, das das anbieten des gewalts, so man den ietzigen Bischouen
gewillet were vber die kirchen zu lassen, in gemein allein vnd mit gewarsamen wor-
ten beschehe. Sust waß7 V. L. herren vnd Praeceptoren von der Lehre, den Sacra-
menten vnd den nottwendigen stucken der kirchen regiment vnd gehorsame gestel-
let haben, das wirt nit wol zu verbesseren sein; Allein, das in etlichen onnöttigen
stucken etwaß wenigs zu der gelegenheyt anderer kirchen meer gemessiget8 wurde.
Dann einmal were gantz geferlich vnd auch vnserem vorigen embieten vnd Pro-
fession ongemeß, wenn das Concilium schon nit angesetzet were - welches auch
j) wohl von Bucer korr. aus: allem.
k) von Bucer über der Zeile erg.
l) Schrf. lange.
m) korr. aus: geystlichen.
n) korr. aus: ewigen.
o) von Bucer über der Zeile erg.
p) über der Zeile erg.
1. befreit.
2. Dieses Argument entwickelt Bucer besonders in seinem Gutachten für den Hamburger Rat
(BDS 12, S. 526,27-527,3).
3. Dennoch.
4. zeichnet... vor, bestimmt... vor.
5. nach.
6. one das: ohnehin, außerdem.
7. Sust waß: Was sonst.
8. beschränkt.