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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Wilhelmi, Thomas <PD Dr.> [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 13): Unionsschriften 1542 - 1545 — Gütersloh, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0275
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5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG

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natürlicher vernunfft, Nit weniger ist dem allen entgegen vnnd zü wider auch
dise red vnd das vorgeben, Das ein solich Concilium in Teutscher nation zü
berüffen, zü besetzen vnnd zü verwallten E. Keis. vnnd Kon. Maiestaten mit
den Churfürsten, Fürsten vnd Stenden nit gepüren noch von jnen erlitten
werden moge.
Diß nun darzü thün, wie ich das für den anderen theil diser Christlichen
Erinnerung fürgeben habe, will ich erstlich anzeigen, wie ein nichtige Sophi-
sterei seie, da durch der gegentheil die leut zü blenden vnnd jnen auff zü reden
vnderstaht, als solte E. Keis. vnnd Kon. Maiestaten sampt den Churfürsten,
Fürsten vnnd Stenden I lix / Kij al des Reichs diß werck - Concilium berüffen
vnd darin Christliche Religion vnnd Reformation sachen handlen vnnd be-
forderen - mit nichten gepüren. Darnach will ich durch Gottes wort vnnd be-
werte exempel der gotseligen Richter vnd Konigen, die vnß in der gottlichen
schrifft gelobet werden, Vnd dann auch durch die exempel der christlichen
Keiser vnnd Konigen, von den H. Vattern nach der gewissen Apostolischen
tradition vnnd den waren kirchenrechten gelobet vnd geprisen, damit auch
die zeugnüß aller rechten vnd Politischen vernunfft vnd weißheit stimmet, er-
weisen vnnd darthün, das ein Christlich Concilium in diser nation züberüffen
vnd darin Reformation der Kirchen zü berathschlagen vnd thattlich fürzü-
nemmen E. Keis. vnd Kon. Maiestaten mit Churfürsten, Fürsten vnd Stenden
des Reichs diser nation züm fürnemmisten züstande vnd eigne1.
Nun alle Sophysterei, da durch der gegentheil die leut zü bereden vnder-
staht, das Keysern, Konigen vnd gemeinen hohen Oberkeiten nit gepüren
solle, kirchen Concilien berüffen vnnd halten vnnd dadurch Christliche Re-
formation der kirchen beforderen, staht alle darinnen, das sie fürgeben Erst-
lich, die Leyen vnnd welltliche Oberkeyten sollen welltliche ding verwalten
vnd I Ix / Kij b\ die geistlichen vnd kirchen sachen dem Papst vnd seinen ge-
nanten geistlichen befehlen; der Herre habe dise zwey empter geistlicher vnnd
weltlicher regierung vnd empteren also vnderscheiden, das er nit wolle, das
sich die Leyen vnnd welltliche Oberen der geistlichen kirchen sachen bela-
denn. Züm anderen bringen sie exempel ein etlicher leuten, die sich in die
geistlichen vnnd Priesterlichen ampter getrungen vnd darüber von Gott
grewlich geplagt wordenn seien. Züm dritten werffen sie auch für, das Con-
stantinus2, der Keiser, bekennet habe, das weder jme noch keinem menschen
gepüre, über die Priester zü richten, sonder solich gericht stande allein Gott
zü. Dise Sophisterei treibet Papst Paulus in vorgemelter Schrifft an E. Keis.
Maiestat3 gar hefftig vnnd seer onuerschemet.
Nun haben aber Gott lob alle Christenn leicht zü erkennen, das aller grund
diser Sophisterei, Das nemlich die Leyen sich vmb die Religion sachen vnnd
Reformation der kirchen nit sollen annemmen, ein offenbare lugen ist des wi-

Aller schein des
gegentheils

Rehgion sachen
gehoren auch für
die Leyen.

1. zu eigen gehöre.
2. Konstantin I. der Große, geb. um 280, gest. 337, römischer Kaiser 306—337. TRE 19,
S. 489-500.
3. S. obenS.248, Anm. 1 und S.265, Anm. 6.
 
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