5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG
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den, das vnser Gott vnd Vatter allein der ist, »der da thut, was \ a j b \ er will
in himmel vnd auff erden,«1 »der ein wort spricht, so ist es gepeutet, so staht
es da, Der den rhat der Heyden zerstoret vnd macht zü nicht die anschlege der
volcker, Des rhat besteht in ewigkeyt;«2 Jm seye ewigs lob vnnd preiß,
Amen.
An die Rechtgelerten vnd Raht der grossen heupter, Fürsten vnd Stenden des
Reichs Deutscher Nation
ES ist ia nach dem dienst des h. Euangelii kein ehrwürdiger, nutzlicher vnd
heylsamere profession, lehre vnd thün, dann der war Rechtgelerten, die allen
obren vnd vnderthonen wissen vnd bestendiglich willig sein anzüzeygen, zü
rahten vnnd zü beforderen, was in allem menschlichen thün vnd züm vordri-
sten in der regierung der menschen gleich billich vnd recht ist, Vnnd also die
ware Philosophia, das ist die kunst, recht vnnd wol zü leben, ins werck zü
richten. Darumb man sie ja wol Sacerdotes Iusticiae3 nennen mage. I a ij a I
Weil nun dem also vnd die waren Rechtgelerten wol wissen, das sie vnnd je-
derman den gemeinden mehr dann besunderen leuten vnd den Gemeinden
Christi vor allen anderen gemeinden zü recht mit hochstem vleis verhelffen
sollen, So wolt ich alle Rechtgelerten, die der Herre vnseren0 Obristen heup-
teren vnd anderen gewaltigen Fürsten vnd Stenden zü Rahtgeben berüffen
vnnd verordnet, in vnserem Herren Christo, dem brunnen alles rechtens
vnnd geber aller güten künsten vnd weißheit, erinnert, gebetten vnd vermanet
haben, Sie wolten die eüsserste noht, vndertruckung vnd verwüstung der h.
Gemeinden Gottes, der gesponsen4 vnsers Herren Jesu Christi, die sie von
dem genanten Romischen Papst vnd seinem verkerten anhang nun so vil hun-
dert jare erleiden, zü also erschrocklichem vndergang wie der Christlichen re-
ligion, also auch alles menschlichen fromens5, Christlich zü hertzen füren
vnd jren herren in disem streit Von Reformation vnnd rechter bestellung des
kirchendiensts, Wer Concilien hie zü berüffen vnd sollich werck fürnemlich
anrichten vnd volstreckenp solle, Das jenige mit Gottseligem, getrewem fleiß
vnd ernst anzeygen, rahten vnd beforderen, das sie wissen hievon in den Ca-
nonibus vnd Legibus versehen vnd zü recht erkennet sein6, Nit allein nach
o) Drf. unferen.
p) wohl Drf. volstreen.
1. Ps 135,6.
2. Ps 33,9-11.
3. Die Vorstellung von den Juristen als »Priestern der Gerechtigkeit« findet sich in Dig.
1,1,1 (ClCiv I, S. 29).
4. Bräute. Götze, S. 105
5. Nutzens, Zuträglichkeit. Grimrn 4 (= IV,1,1), Sp.245-246.
6. A.c.i.: von dem sie wissen, daß ... ist.
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den, das vnser Gott vnd Vatter allein der ist, »der da thut, was \ a j b \ er will
in himmel vnd auff erden,«1 »der ein wort spricht, so ist es gepeutet, so staht
es da, Der den rhat der Heyden zerstoret vnd macht zü nicht die anschlege der
volcker, Des rhat besteht in ewigkeyt;«2 Jm seye ewigs lob vnnd preiß,
Amen.
An die Rechtgelerten vnd Raht der grossen heupter, Fürsten vnd Stenden des
Reichs Deutscher Nation
ES ist ia nach dem dienst des h. Euangelii kein ehrwürdiger, nutzlicher vnd
heylsamere profession, lehre vnd thün, dann der war Rechtgelerten, die allen
obren vnd vnderthonen wissen vnd bestendiglich willig sein anzüzeygen, zü
rahten vnnd zü beforderen, was in allem menschlichen thün vnd züm vordri-
sten in der regierung der menschen gleich billich vnd recht ist, Vnnd also die
ware Philosophia, das ist die kunst, recht vnnd wol zü leben, ins werck zü
richten. Darumb man sie ja wol Sacerdotes Iusticiae3 nennen mage. I a ij a I
Weil nun dem also vnd die waren Rechtgelerten wol wissen, das sie vnnd je-
derman den gemeinden mehr dann besunderen leuten vnd den Gemeinden
Christi vor allen anderen gemeinden zü recht mit hochstem vleis verhelffen
sollen, So wolt ich alle Rechtgelerten, die der Herre vnseren0 Obristen heup-
teren vnd anderen gewaltigen Fürsten vnd Stenden zü Rahtgeben berüffen
vnnd verordnet, in vnserem Herren Christo, dem brunnen alles rechtens
vnnd geber aller güten künsten vnd weißheit, erinnert, gebetten vnd vermanet
haben, Sie wolten die eüsserste noht, vndertruckung vnd verwüstung der h.
Gemeinden Gottes, der gesponsen4 vnsers Herren Jesu Christi, die sie von
dem genanten Romischen Papst vnd seinem verkerten anhang nun so vil hun-
dert jare erleiden, zü also erschrocklichem vndergang wie der Christlichen re-
ligion, also auch alles menschlichen fromens5, Christlich zü hertzen füren
vnd jren herren in disem streit Von Reformation vnnd rechter bestellung des
kirchendiensts, Wer Concilien hie zü berüffen vnd sollich werck fürnemlich
anrichten vnd volstreckenp solle, Das jenige mit Gottseligem, getrewem fleiß
vnd ernst anzeygen, rahten vnd beforderen, das sie wissen hievon in den Ca-
nonibus vnd Legibus versehen vnd zü recht erkennet sein6, Nit allein nach
o) Drf. unferen.
p) wohl Drf. volstreen.
1. Ps 135,6.
2. Ps 33,9-11.
3. Die Vorstellung von den Juristen als »Priestern der Gerechtigkeit« findet sich in Dig.
1,1,1 (ClCiv I, S. 29).
4. Bräute. Götze, S. 105
5. Nutzens, Zuträglichkeit. Grimrn 4 (= IV,1,1), Sp.245-246.
6. A.c.i.: von dem sie wissen, daß ... ist.