DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.30650#0339
5. EIN CHRISTLICHE ERINNERUNG
335
schreien oder fürnemen, Weil wir je Gott vor allem vor augen haben vnd den
keyner Creatur zü lieb erzürnen vnd vns selbs in ewigs verderben stürtzen
sollen.
Dis alles wissen die Rechtgelerten also inn I a iij b I beiden1 Canonico vnd
s Civili iure, geistlichen vnnd weltlichen geschriben rechten - Auch wie die
durch des Papsts tyrannei eingethon vnd geschmelert sind -, überreihlich ver-
sehen vnd gesetzet sein. Des man neben vil anderen auch die zwen treffelichen
zeugen hat, die mit den hochberümbtisten der rechtkundigen gezelet werden,
Antonium de Rosellis in Monarchia sua2, et Philippum Decium3 in consilio
io clj.4 vnnd in angehenckter Sermon5, Welche beide mit den geschribnen
rechten, so noch gelten, gewaltig erweisen:
Erstlich, das im fal, da der Papst mit seinen Cardinalen vnd anderem an-
hang Der Religion vnnd des verergerns6 der kirchen anzüklagen, das Conci-
lium nit der Papst oder die Cardinal, sonder die Keis. Maiestat vnd Fürsten
15 berüffen sollen.7
Züm andern, das solchs Concilium auch an kein ort, da der Papst mit sei-
nem anhang mechtig ist vnd da nit die alle, so den Papst mit seinem anhang
anklagen, sollen ein gantz sichern platz haben mogen, Das auch des Papsts
gleidts briefen inn sollichem fall nit zü vertrawen seye.8
20 Züm dritten, das der Papst, wen er im glauben jrrig ist, der Symonei behaff- Idem Alciat.9 10 11 de
tet oder die gemeine kirchen verergert1 vom Concilio abzüsetzen, ja von al- verb. signif.
len Christen zü verlassen seie. Vnnd wen man des Concili sententz nit habenn co^'2^'
mage, I a iiij a I das die Christen vnd fürnemlich die Fürsten, die darumb das
s) Drf. folch.
1. beiden ... vnd: sowohl... als auch.
2. Antomus de Rosellis, geb. 1381, gest. 1466. De monarchia seu depotestate tmperatoris
et papae. LThK3 1, Sp. 794. Vgl. auch oben S. 261, Anm. 14 und 15. Filippo Decio (s. unten
Anm. 3 und 4) verweist mehrmals auf Roselhs Werk.
3. Filippo Decio (Decius), geb. 1454, gest. ca. 1535/36, italienischer Jurist. LThK3 3,
Sp.49; Dizionano biografico degli Itaham, Bd.33, S. 554—560.
4. Decio, Consilia sive Responsa, Venedig: Johann Baptista Somaschus et fratres, 1570
(im Kolophon: 1569) (Index Aureliensis 150.861), Consilium CLI, S. 159-162. Bucer dürfte
eine der zahlreichen zu seiner Zeit m Venedig und Lyon erschienenen Ausgaben benutzt ha-
ben.
5. Decio, Consiha sive Responsa, >Sermo de eadem matena<, S. 163—165.
6. Verderbens, Verschlechterns. Grimm 25 (= XII,1), Sp. 85.
7. Decio, Consiha sive Responsa, Consihum CLI,i8, S. 162.
8. Decio, Consiha sive Responsa, Consihum CLI,i8, S. 162 und passim.
9. Andrea Alciato, geb. 1492, gest. 1550, Junst, Emblematiker. Dizionano biografico
degli Italiani, Bd. 2, S. 69-77.
10. Es handelt sich hier mcht um Alciatis Werk >De verborum sigmficatione<, sondern
um seinen Kommentar zum Codex Iustimanus >Ad rescnpta prmcipum commentarn<. Bu-
cers Stellenangabe — col. 29 — bezieht sich auf folgende Ausgabe: Ad rescnpta pnncipum
commentarii, [Nürnberg: Johann Petreius] 1531 (VD 16 C 5256), Sp. 29.
11. verdirbt, zugrunde nchtet.
335
schreien oder fürnemen, Weil wir je Gott vor allem vor augen haben vnd den
keyner Creatur zü lieb erzürnen vnd vns selbs in ewigs verderben stürtzen
sollen.
Dis alles wissen die Rechtgelerten also inn I a iij b I beiden1 Canonico vnd
s Civili iure, geistlichen vnnd weltlichen geschriben rechten - Auch wie die
durch des Papsts tyrannei eingethon vnd geschmelert sind -, überreihlich ver-
sehen vnd gesetzet sein. Des man neben vil anderen auch die zwen treffelichen
zeugen hat, die mit den hochberümbtisten der rechtkundigen gezelet werden,
Antonium de Rosellis in Monarchia sua2, et Philippum Decium3 in consilio
io clj.4 vnnd in angehenckter Sermon5, Welche beide mit den geschribnen
rechten, so noch gelten, gewaltig erweisen:
Erstlich, das im fal, da der Papst mit seinen Cardinalen vnd anderem an-
hang Der Religion vnnd des verergerns6 der kirchen anzüklagen, das Conci-
lium nit der Papst oder die Cardinal, sonder die Keis. Maiestat vnd Fürsten
15 berüffen sollen.7
Züm andern, das solchs Concilium auch an kein ort, da der Papst mit sei-
nem anhang mechtig ist vnd da nit die alle, so den Papst mit seinem anhang
anklagen, sollen ein gantz sichern platz haben mogen, Das auch des Papsts
gleidts briefen inn sollichem fall nit zü vertrawen seye.8
20 Züm dritten, das der Papst, wen er im glauben jrrig ist, der Symonei behaff- Idem Alciat.9 10 11 de
tet oder die gemeine kirchen verergert1 vom Concilio abzüsetzen, ja von al- verb. signif.
len Christen zü verlassen seie. Vnnd wen man des Concili sententz nit habenn co^'2^'
mage, I a iiij a I das die Christen vnd fürnemlich die Fürsten, die darumb das
s) Drf. folch.
1. beiden ... vnd: sowohl... als auch.
2. Antomus de Rosellis, geb. 1381, gest. 1466. De monarchia seu depotestate tmperatoris
et papae. LThK3 1, Sp. 794. Vgl. auch oben S. 261, Anm. 14 und 15. Filippo Decio (s. unten
Anm. 3 und 4) verweist mehrmals auf Roselhs Werk.
3. Filippo Decio (Decius), geb. 1454, gest. ca. 1535/36, italienischer Jurist. LThK3 3,
Sp.49; Dizionano biografico degli Itaham, Bd.33, S. 554—560.
4. Decio, Consilia sive Responsa, Venedig: Johann Baptista Somaschus et fratres, 1570
(im Kolophon: 1569) (Index Aureliensis 150.861), Consilium CLI, S. 159-162. Bucer dürfte
eine der zahlreichen zu seiner Zeit m Venedig und Lyon erschienenen Ausgaben benutzt ha-
ben.
5. Decio, Consiha sive Responsa, >Sermo de eadem matena<, S. 163—165.
6. Verderbens, Verschlechterns. Grimm 25 (= XII,1), Sp. 85.
7. Decio, Consiha sive Responsa, Consihum CLI,i8, S. 162.
8. Decio, Consiha sive Responsa, Consihum CLI,i8, S. 162 und passim.
9. Andrea Alciato, geb. 1492, gest. 1550, Junst, Emblematiker. Dizionano biografico
degli Italiani, Bd. 2, S. 69-77.
10. Es handelt sich hier mcht um Alciatis Werk >De verborum sigmficatione<, sondern
um seinen Kommentar zum Codex Iustimanus >Ad rescnpta prmcipum commentarn<. Bu-
cers Stellenangabe — col. 29 — bezieht sich auf folgende Ausgabe: Ad rescnpta pnncipum
commentarii, [Nürnberg: Johann Petreius] 1531 (VD 16 C 5256), Sp. 29.
11. verdirbt, zugrunde nchtet.