6. BERICHT ZUM CHRISTLICHEN LESER
357
auch nit gepüren mogen, jemant Christliche freiheyt inn gebrauch solcher
dingen abzüstricken1, Sonder habe daran sollen genüg haben, das ich vor
dem missbrauch solcher dingen getrewlich warnete vnd den kirchen1 auch
die freiheit erhielte, solche ding, wa2 die nit besseren mogen, nit zügebrau-
chen. Das hab ich mit allen trawen3 gethan, wie es der büchstab diser artickel
selb auch wol zeuget.
Derhalben auß disen articulen gar keyne vrsachen haben weder die armen
verderbten Meßling4 vnd pfarrverderber zü glorieren5, ich komme fein wi-
der zü jrem kirchen» zerstoren vnd werde jre widerchristliche grewel allge-
mach wider helffen auffrichten, Noch auch die Epicurischen Sewe vnd zucht-
flüchtigen Euangeli schender mit den I Jiijb I neidlingen, die sich des h.
euangeli felschlich rhümen,6 zülestern, ich seie vmb zeittlicher ehren vnd ge-
nieß willen7 (damit mich der Papst vnd sein hauff ja so schwer, wie man sicht,
beladen) züm papstler worden, Noch auch die güthertzigen, aber kleinmüti-
gen sich vil zübekümmeren, alß solte den feinden Christi, beyden8 denen,
die das Euangeli offentlich verfolgen, vnd die es durch jren falschen beyfall
schenden, zü jrer boßheit vnd lesterung durch dise artickel zü vil anlaß gege-
ben sein.
Der Herre sagt: »jr natern geschlecht, wie mocht jr güts reden, so jr arge seit.
Auß vberfluss des hertzens redet der mundt.«9 So lang das hertz on Gottes
forcht vnd arge vnd der baum bose ist, so bringt er kein andere frucht dann al-
lerley lugen vnd lesterungen.10 Bessers hat man sich zü solchen leuten nicht
züversehen; Auß dem sie geboren seind, des11 wort vnnd werck treiben sie,
Joan. viij [47]. Gegen welchen man sich damit trosten müß, das der Herre ge-
sagt: »Selig seit jr, wenn euch die leut vmb meinet willen schenden vnd veruol-
gen vnd sagen alles args von euch vnd liegen12, aber frewet euch vnnd frolok-
f) Drf. kuchen: A.
g) Drf. kuchen: A.
1. zu verbieten, zu untersagen. Frühneuhochdt. WB 1, Sp.424.
2. wenn.
3. mit allen trawen: mit allem Vertrauen, mit aller Treue.
4. um Lohn die Messe haltende Pnester, Meßknechte (Götze, S. 159), Opferpfaffen. Das
Wort wird von Bucer 1524-1526 mehrmals verwendet (vgl. BDS 1, S. 210,15, S. 216,4,
S. 265,9; BDS 2, S.462,9 S. 472,20, S.475,4), ist sonst aber nicht belegt.
5. riihmen, tnumphieren.
6. Vgl. II Kor 11,12-13.
7. Vgl. Phil 3,18-20; Mt 6,1-4.
8. beyden ... vnd: sowohl... als auch.
9. Mt 12,34.
10. Vgl. Mt 12,33-34.
11. dessen.
12. lügen.
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auch nit gepüren mogen, jemant Christliche freiheyt inn gebrauch solcher
dingen abzüstricken1, Sonder habe daran sollen genüg haben, das ich vor
dem missbrauch solcher dingen getrewlich warnete vnd den kirchen1 auch
die freiheit erhielte, solche ding, wa2 die nit besseren mogen, nit zügebrau-
chen. Das hab ich mit allen trawen3 gethan, wie es der büchstab diser artickel
selb auch wol zeuget.
Derhalben auß disen articulen gar keyne vrsachen haben weder die armen
verderbten Meßling4 vnd pfarrverderber zü glorieren5, ich komme fein wi-
der zü jrem kirchen» zerstoren vnd werde jre widerchristliche grewel allge-
mach wider helffen auffrichten, Noch auch die Epicurischen Sewe vnd zucht-
flüchtigen Euangeli schender mit den I Jiijb I neidlingen, die sich des h.
euangeli felschlich rhümen,6 zülestern, ich seie vmb zeittlicher ehren vnd ge-
nieß willen7 (damit mich der Papst vnd sein hauff ja so schwer, wie man sicht,
beladen) züm papstler worden, Noch auch die güthertzigen, aber kleinmüti-
gen sich vil zübekümmeren, alß solte den feinden Christi, beyden8 denen,
die das Euangeli offentlich verfolgen, vnd die es durch jren falschen beyfall
schenden, zü jrer boßheit vnd lesterung durch dise artickel zü vil anlaß gege-
ben sein.
Der Herre sagt: »jr natern geschlecht, wie mocht jr güts reden, so jr arge seit.
Auß vberfluss des hertzens redet der mundt.«9 So lang das hertz on Gottes
forcht vnd arge vnd der baum bose ist, so bringt er kein andere frucht dann al-
lerley lugen vnd lesterungen.10 Bessers hat man sich zü solchen leuten nicht
züversehen; Auß dem sie geboren seind, des11 wort vnnd werck treiben sie,
Joan. viij [47]. Gegen welchen man sich damit trosten müß, das der Herre ge-
sagt: »Selig seit jr, wenn euch die leut vmb meinet willen schenden vnd veruol-
gen vnd sagen alles args von euch vnd liegen12, aber frewet euch vnnd frolok-
f) Drf. kuchen: A.
g) Drf. kuchen: A.
1. zu verbieten, zu untersagen. Frühneuhochdt. WB 1, Sp.424.
2. wenn.
3. mit allen trawen: mit allem Vertrauen, mit aller Treue.
4. um Lohn die Messe haltende Pnester, Meßknechte (Götze, S. 159), Opferpfaffen. Das
Wort wird von Bucer 1524-1526 mehrmals verwendet (vgl. BDS 1, S. 210,15, S. 216,4,
S. 265,9; BDS 2, S.462,9 S. 472,20, S.475,4), ist sonst aber nicht belegt.
5. riihmen, tnumphieren.
6. Vgl. II Kor 11,12-13.
7. Vgl. Phil 3,18-20; Mt 6,1-4.
8. beyden ... vnd: sowohl... als auch.
9. Mt 12,34.
10. Vgl. Mt 12,33-34.
11. dessen.
12. lügen.