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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 4): Zur auswärtigen Wirksamkeit: 1528 - 1533 — Gütersloh, 1975

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https://doi.org/10.11588/diglit.29141#0327

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Das Marburger Religionsgespräch
Einleitung
1. Der politisch-theologische Hintergrund
Das Marburger Religionsgespräch vom 1. bis 4. Oktober 1529 gehört in
den großen Zusammenhang der Bemühungen um eine theologische und
politische Einigung der reformatorischen Bewegungen im Reich1. Die
drängende politische Notwendigkeit zu einer solchen Einigung war
durch den 2.Speyrer Reichstag im April 1529 offen zutage getreten2 .
Gleichzeitig jedoch war man sich in allen reformatorischen Lagern
darüber klar, daß das angestrebte Bündnis nicht ohne eine Übereinkunft
in der Bekenntnisfrage zu verwirklichen war - ganz unabhängig davon,
welchen Stellenwert man dieser theologischen Problematik insgesamt
zuzumessen bereit war. In der Frage nach dem richtigen Verständnis des
Abendmahls spitzten sich alle diese Schwierigkeiten zu. Gelang es, hier
eine theologische Übereinkunft zu formulieren, dann war der Weg zu
allen weiteren Schritten und jedenfalls zu einem politischen Bündnis
offen. So dachte jedenfalls Philipp von Hessen und setzte nach dem
Speyrer Reichstag entschlossen alles daran, Luther und Melanchthon auf
der einen, Zwingli und Oekolampad auf der anderen Seite zu einem
solchen Unionsgespräch an einen Tisch zu bringen.
Diese Linie entspricht genau den politischen Interessen Straßburgs,
die Jakob Sturm in überragender Weise vertritt. Seit den Tagen von
Speyer und den darauf folgenden Monaten war die bis dahin bestehende
politische Einheitsfront der großen deutschen Reichsstädte zerbrochen3.
Nürnberg, das bis dahin führend gewesen war, stellte sich auf die Seite
des Kaisers; die leitende Rolle unter den Städten, die sich der reforma-
torischen Predigt geöffnet hatten, fiel damit an Straßburg. Aber in

1. Vgl. dazu E.Bizer: Studien zur Geschichte des Abendmahlsstreits im 16. Jahr-
hundert, 2.Aufl., Darmstadt 1962; E.Fabian: Die Entstehung des Schmalkaldischen
Bundes und seiner Verfassung 1524/29—1531/35, 2.Aufl., Tübingen 1962; R.Haus-
wirth: Landgraf Philipp von Hessen und Zwingli. Voraussetzungen und Geschichte
der politischen Beziehungen zwischen Hessen, Straßburg, Konstanz, Ulrich von Würt-
temberg und reformierten Eidgenossen, Tübingen 1968; Köhler I und II; H.von
Schubert: Bekenntnisbildung und Religionspolitik 1529/30 (1524-1534). Untersuchun-
gen und Texte, Gotha 1910; ders.: Die Anfänge der evangelischen Bekenntnisbildung
bis 1529/30, Leipzig 1928 (Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte, 45).
2. Vgl.J.Kühn: Die Geschichte des Speyrer Reichstags 1529,Leipzig 1929 (Schriften
des Vereins für Reformationsgeschichte, 47).
3. Siehe dazu besonders H.Baron: Religion and Politics in the German Imperial
Cities during the Reformation, in: The English Historical Review 52 (1937), S.405
bis 427, 614-633.
 
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