FURBEREYTUNG ZUM CONCILIO
329
schlechte zeugnus, du bekennest freylich, das sant Peters grösse und hocheyt
alle521 gewesen sey, das er die schefflin Christi mit dem Evangeli vor anderen ge-
weydet hat, in dem wölte Got, das in die Bäpst ubertreffen, nit allein im gleich
weren.
Gotp.: Lieber, die schlüssel zum hymmelreich hat der Herr S. Petro allein ge-
geben, und von im hats dann die gantze kirchen, domit gute ordnung bstünd. Wer
wolte nun zweifflen, S. Peter hette disen gewalt eben dermassen, wie er in gehabt,
seinen nachkommen verlassen522, damit für und für ein haupt und also ordnung in
der kirchen were, wie der Herr die mit dem Petro angefangen hat und zu erhalten
der kirchen einigkeyt auch von nötten ist?
Goth.: Ist nit Christus unser haupt und Monarcha? Wie schreibt S. Paulus zun
Ephesern 4 [15f.]: Laßt uns rechtgeschaffen sein in der liebe und wachsen in allen stucken
an dem, der das haupt ist, Christus, auß welchem der gantz leyb zusamengefügt und ein glid
am andern hangt durch alle gelenck, dadurch eins dem andern handreychung thut nach dem
werck eins yeglichen glids in seiner mas und macht, das der leyb wechst zu sein selb besserung,
und das alles in der liebe. Sich523, auß unserem Herren Christo wirt der leyb zusamen-
gefü-| K4a | get, in eynigkeyt erhalten und gebessert.
Gotp.: Brauchet er aber nit dazu seine diener, wie Paulus von ehegemeltem ort
zeuget?
Goth.: Wol, so besiehe doch dasselbig ort. Staht nit: Er hat etlich zu Apostolen
gesetzet, ettliche zu Propheten etc. [Eph 4,1 1]? Er spricht nit: »er hat einen gesetzet
zum öbersten haupt und ertzhirten sonder524 Apostolen«. Also525in der ersteno
epistel zun Corinthern am zwölfften capittel[27f.]: Ir seyt aber der leyb Christi und
glider undereinander, und Got hat gesetzet in der gemein uffs erst die Apostel, uffs ander die
Propheten, auffs drit die lerer etc. Aber sagt er: die Apostolen, die Propheten, die hirten,
nit: »den Apostel, den Propheten, den hirten«, oder »under anderen Apostolen,
Propheten und hirten einen fürnemen«.
Gotp.: Der Herr sagt: ich wil dir, dir, die schlüssel geben zum hymmelreich [Mt 16,19].
Goth.: Wie folget aber herauß, das er sie anderen nit auch geben habe, oder das
er sie dem Petro also geben habe, das sie die anderen vom Petro haben empfahen
sollen, kan man nit vilen schlüssel zu einem haus oder stat geben?
Gotp.: Die schlüssel haissen die gewalt zu regieren. Nun thuts nit gut, wenn
mehr dann ein haupt oder oberer in einem regiment ist.
Goth.: Ich meinet, die schlüssel weren der gewalt zu binden und lösen, wie es
der Herr doch selb des orts außleget, laß aber sein, das das gantz ampt der geyst-
lichen hierin zu verstohn sey, so hastu vor bekennet, das das fürnemist werck
dises ampts sey, das Evangeli predigen, das ander, die, so sich dargeben526, als die
c) erstensten.
521. Vor allem.
522. Überlassen, vererbt.
523. Siehe.
324. Außer, neben.
525. Ebenso. 326. Ausgeben, versichern.
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schlechte zeugnus, du bekennest freylich, das sant Peters grösse und hocheyt
alle521 gewesen sey, das er die schefflin Christi mit dem Evangeli vor anderen ge-
weydet hat, in dem wölte Got, das in die Bäpst ubertreffen, nit allein im gleich
weren.
Gotp.: Lieber, die schlüssel zum hymmelreich hat der Herr S. Petro allein ge-
geben, und von im hats dann die gantze kirchen, domit gute ordnung bstünd. Wer
wolte nun zweifflen, S. Peter hette disen gewalt eben dermassen, wie er in gehabt,
seinen nachkommen verlassen522, damit für und für ein haupt und also ordnung in
der kirchen were, wie der Herr die mit dem Petro angefangen hat und zu erhalten
der kirchen einigkeyt auch von nötten ist?
Goth.: Ist nit Christus unser haupt und Monarcha? Wie schreibt S. Paulus zun
Ephesern 4 [15f.]: Laßt uns rechtgeschaffen sein in der liebe und wachsen in allen stucken
an dem, der das haupt ist, Christus, auß welchem der gantz leyb zusamengefügt und ein glid
am andern hangt durch alle gelenck, dadurch eins dem andern handreychung thut nach dem
werck eins yeglichen glids in seiner mas und macht, das der leyb wechst zu sein selb besserung,
und das alles in der liebe. Sich523, auß unserem Herren Christo wirt der leyb zusamen-
gefü-| K4a | get, in eynigkeyt erhalten und gebessert.
Gotp.: Brauchet er aber nit dazu seine diener, wie Paulus von ehegemeltem ort
zeuget?
Goth.: Wol, so besiehe doch dasselbig ort. Staht nit: Er hat etlich zu Apostolen
gesetzet, ettliche zu Propheten etc. [Eph 4,1 1]? Er spricht nit: »er hat einen gesetzet
zum öbersten haupt und ertzhirten sonder524 Apostolen«. Also525in der ersteno
epistel zun Corinthern am zwölfften capittel[27f.]: Ir seyt aber der leyb Christi und
glider undereinander, und Got hat gesetzet in der gemein uffs erst die Apostel, uffs ander die
Propheten, auffs drit die lerer etc. Aber sagt er: die Apostolen, die Propheten, die hirten,
nit: »den Apostel, den Propheten, den hirten«, oder »under anderen Apostolen,
Propheten und hirten einen fürnemen«.
Gotp.: Der Herr sagt: ich wil dir, dir, die schlüssel geben zum hymmelreich [Mt 16,19].
Goth.: Wie folget aber herauß, das er sie anderen nit auch geben habe, oder das
er sie dem Petro also geben habe, das sie die anderen vom Petro haben empfahen
sollen, kan man nit vilen schlüssel zu einem haus oder stat geben?
Gotp.: Die schlüssel haissen die gewalt zu regieren. Nun thuts nit gut, wenn
mehr dann ein haupt oder oberer in einem regiment ist.
Goth.: Ich meinet, die schlüssel weren der gewalt zu binden und lösen, wie es
der Herr doch selb des orts außleget, laß aber sein, das das gantz ampt der geyst-
lichen hierin zu verstohn sey, so hastu vor bekennet, das das fürnemist werck
dises ampts sey, das Evangeli predigen, das ander, die, so sich dargeben526, als die
c) erstensten.
521. Vor allem.
522. Überlassen, vererbt.
523. Siehe.
324. Außer, neben.
525. Ebenso. 326. Ausgeben, versichern.