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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 7): Schriften der Jahre 1538 - 1539 — Gütersloh, 1964

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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0269
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ZIEGENHAINER ZUCHTORDNUNG

265

Zum Vierden sollen die Seelsorger beyde, Prediger und Eltesten,
auch allen fleiß ankeren und nichts underlassen, das sie zu volkomm-
ner gemeynschafft Christi in der leer, Sacramenten und Christlicher
zucht 26 durch freüntlichs und getrewes ermanen, bitten und flehen ver-
5 mögen und bringen alle die, so sich noch von solcher gemeynschafft
gantz oder zum theyl eusseren und sein aber doch auff den namen
Christi getaufft, tragen auch derhalben 3 seinen heyligen namen, dann b
man c diser zeit bei uns leyder d noch etliche 6 findet f, die sich gar von
der gemeyn Gottes, auch von der predige abhalten, Etliche, die wol zur
10 predig gehn | aber nit zum tisch des Herren, Ettliche, die auch® zum
tisch des Herren kommen, leben aber nit wie Christen gebüret, sondern
halten sich h so ergerlich, das sie die andern und 1 ettwan die gantze
gemeyn verergern, derhalben sollen die gedachten presbyteri sampt den
dienern des worts eyn recht vätterlich auffsehens haben uff die gantz
15 gemeyn und eynen yeden in der selbigen besonders. Und wo sie finden
solche, die auch die predig und alles Christlichs thun meiden, das ge-
schehe dann auß irthumb in der Religion oder auß fleyscblichem
Epicurischem leben, sollen sie sich samptlich beradten, wie und durch
wen soliche leut künden k doch erstlich zum gehör göttlichs worts
20 bracht werden, das wer dann, das eynen solchen gar entfrembten von
der Christlichen gemeyn eyner der Ehesten besonders anspreche oder |
das man ander leut, es weren seine freünde und verwandten oder uß
andern Ursachen eyn ansehen bei im haben möchten 1, an in schickete,
oder das man inen für die Ehesten und pfarhern samptlich berüffte,
25 welches auch gegen eynem yeden also m entfrembdten von der kirchen
fürzunemen sein würde, an dem die besondere vermanung nit helffen
wil.

Es sol auch alle dise vermanung an disen" leuten 0 allweg geschehen
mit aller Christlicher sanfftmüt und lindigkeyt, auch mit getrewem und

a) fehlt: auch derhalben. — b) dann / der. — c) + leider. — d) bei uns leyder /
auch bey uns. - e) fehlt: etliche. - f) + Es sein. — g) auch / wol. — h) fehlt: halten
sich. — i) fehlt: die andern und. — k) künden / entlieh. — 1) oder uß andern ... haben
möchten / oder andere. - m) also / so. — n) disen / dererlei. — o) + und allen
denjenigen, die sonderlich brüderliche vermanung, wamung und straff bedörffen.

Göttingen 1542, Sehling VI, 2, S. 804; die Kirchenordnung für Waldeck 1556/57;
die Kirchenordnung für Braunschweig-Wolfenbüttel 1569, Sehling VI, 1, S. 164ff.;
die Kirchenordnung für Hoya 1581, Sehling VI, 2, S. 1162h), ist im Raume der Straß-
burger Reformation vorgeformt, unter wahrscheinlicher Aufnahme von Gedanken-
gängen des Erasmus (vgl. Caspari, S. 20; Maurer, S. 44h), der Böhmischen Brüder
(vgl. Caspari, S. iöyff.) und um der Forderung der Täufer willen, daß die
Jugend sich der Zucht der Kirche einfüge (vgl. Hubert, S. 132 ff.; Diehl: Konfirmation,
S. 2ff.); vgl. noch van de Poll, S. 24, 48fr.

26. Vgl. Einleitung, S. 252.

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