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https://doi.org/10.11588/diglit.29833#0273
ZIEGENHAINER ZUCHTORDNUNG
269
Zum Sechsten, Den nehisten mit bekantlicher ungerechtigkeyt ver-
letzen und beschedigen, es sei an ehren d und gutem namen durch falsch
verleumden und versprechen 6 oder auch durch öffentlich schmehen
und falsches schelten oder an | der narung mit listigem entziehen oder b 5 a
5 öffentlichem f rauben der eusseren guter oder am leib durch schlagen,
gefencknuß und ander pein und beschwerung oder auch den todt.
Und in sonderheyt die nechsten mit den geschwinden wucherischen
finantzen 35 wider alle billigkeyt und auch die ordenung unsers gnedigen
F. und H. beschwern, es sei in gemeynem leihen g, kauffen und verkauffen
10 oder auch in zinsen und güldten 36.
Zum Sibenden, Öffentliche unzucht treiben mit schentlichen Worten
odder wercken. h37, odder des auch schweren argwöhn von sich geben
und den nicht abstellen wollen 1.
Zum Achten, mit essen k, trincken, und anderem eussern thün sich
15 verruchter 1 viehischer unmässigkeyt halten 38. |
Welche nun in solichen öffentlichen und allen Christen zum höchsten B 5 b
abscheulichen lästern und ergernüß über alle Warnung und vermanung,
die inen in sonderheyt durch zeugen und m von der Kirchen gnügsam
und überflüssig geschehen ist n, verharren und die H. Kirch Christi, ja
20 in der selbigen Christum, den Herrn, selbst endtlich verachten und nicht
hören wollen, weil sich dise selbst öffentlich 0 beweisen und bezeugen,
das sie keyn theyl noch gemeinschafft in Christo, dem Herren, und
seinem reich haben, also sollen auch die recht geordneten Kirchen
Christi solchen yhr urteyl verkünden und sie von der gemeynschafft der
25 Christen, der massen doch wie obgemelt, außschliessen und als heyden
und unchristen halten, damit nit solcher sauerteyg den gantzen | teyg B 6 a
des Christlichen volcks verseure und verderbe und auch darzu, das
solche, wo müglich, bei inen selbst durch solchs außschliessen und
meiden zuschanden und also dester eh zur erkantnus irer sunden und
30 zur besserung beweget und angefüret werden.
d) ehren / der ehr. — e) versprechen / Zeugnisse. — f) öffentlichem / offenen. —
g) gemeynem leihen / gemeinen lasten. — h) treiben mit schentlichen Worten odder
wercken / mit schendtlichen Worten und wercken treiben als Büberey, Ehebruch
etc. — i) + do doch solchs wol zu thun ist. — k) + und. - 1) + und. — m) zeugen
und / zeitigen Radt. — n) -f- ja. — o) fehlt: selbst öffentlich.
35. Schon das kanonische Recht versuchte, dem Wucher entgegenzutreten, vgl.
Sexti Decretalium V,V, 1; Clementinarum V,V; Decretalium GregoriiIX.,V,XIX, 1
{Friedberg, II, S. 1081, 1184, 811).
36. Vgl. den Zettel zu dem Schreiben des Landgrafen vom 1. Dezember 1538;
Fran^ IV, Nr. 84, S. 247. Güldten = Pachtzins, Rente.
37. Vgl. die Reformationsordnung 1526, Abschnitt 10, 13 {Sehling VIII, S. 40).
38. Vgl.Reformationsordnung 1526,Abschnitt 1 (SeblingVIII,S. 37!.); Visitations-
ordnung 1537, Abschnitt 4, 8 {Sehling VIII, S. 84!.).
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Zum Sechsten, Den nehisten mit bekantlicher ungerechtigkeyt ver-
letzen und beschedigen, es sei an ehren d und gutem namen durch falsch
verleumden und versprechen 6 oder auch durch öffentlich schmehen
und falsches schelten oder an | der narung mit listigem entziehen oder b 5 a
5 öffentlichem f rauben der eusseren guter oder am leib durch schlagen,
gefencknuß und ander pein und beschwerung oder auch den todt.
Und in sonderheyt die nechsten mit den geschwinden wucherischen
finantzen 35 wider alle billigkeyt und auch die ordenung unsers gnedigen
F. und H. beschwern, es sei in gemeynem leihen g, kauffen und verkauffen
10 oder auch in zinsen und güldten 36.
Zum Sibenden, Öffentliche unzucht treiben mit schentlichen Worten
odder wercken. h37, odder des auch schweren argwöhn von sich geben
und den nicht abstellen wollen 1.
Zum Achten, mit essen k, trincken, und anderem eussern thün sich
15 verruchter 1 viehischer unmässigkeyt halten 38. |
Welche nun in solichen öffentlichen und allen Christen zum höchsten B 5 b
abscheulichen lästern und ergernüß über alle Warnung und vermanung,
die inen in sonderheyt durch zeugen und m von der Kirchen gnügsam
und überflüssig geschehen ist n, verharren und die H. Kirch Christi, ja
20 in der selbigen Christum, den Herrn, selbst endtlich verachten und nicht
hören wollen, weil sich dise selbst öffentlich 0 beweisen und bezeugen,
das sie keyn theyl noch gemeinschafft in Christo, dem Herren, und
seinem reich haben, also sollen auch die recht geordneten Kirchen
Christi solchen yhr urteyl verkünden und sie von der gemeynschafft der
25 Christen, der massen doch wie obgemelt, außschliessen und als heyden
und unchristen halten, damit nit solcher sauerteyg den gantzen | teyg B 6 a
des Christlichen volcks verseure und verderbe und auch darzu, das
solche, wo müglich, bei inen selbst durch solchs außschliessen und
meiden zuschanden und also dester eh zur erkantnus irer sunden und
30 zur besserung beweget und angefüret werden.
d) ehren / der ehr. — e) versprechen / Zeugnisse. — f) öffentlichem / offenen. —
g) gemeynem leihen / gemeinen lasten. — h) treiben mit schentlichen Worten odder
wercken / mit schendtlichen Worten und wercken treiben als Büberey, Ehebruch
etc. — i) + do doch solchs wol zu thun ist. — k) + und. - 1) + und. — m) zeugen
und / zeitigen Radt. — n) -f- ja. — o) fehlt: selbst öffentlich.
35. Schon das kanonische Recht versuchte, dem Wucher entgegenzutreten, vgl.
Sexti Decretalium V,V, 1; Clementinarum V,V; Decretalium GregoriiIX.,V,XIX, 1
{Friedberg, II, S. 1081, 1184, 811).
36. Vgl. den Zettel zu dem Schreiben des Landgrafen vom 1. Dezember 1538;
Fran^ IV, Nr. 84, S. 247. Güldten = Pachtzins, Rente.
37. Vgl. die Reformationsordnung 1526, Abschnitt 10, 13 {Sehling VIII, S. 40).
38. Vgl.Reformationsordnung 1526,Abschnitt 1 (SeblingVIII,S. 37!.); Visitations-
ordnung 1537, Abschnitt 4, 8 {Sehling VIII, S. 84!.).