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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0039
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Albrechts von Brandenburg schildert der Liber Ordinarius, das Sakristeibuch des Domes ein-
gehend. Mit welchen Zeremonien der Leichenzug eines Kurfürsten im späten 17. und 18. Jahr-
hundert vor sich ging, erzählen die Vizedomamtsprotokolle1.
Die Art, wie nun der Erzbischof im Dome bestattet wurde — in welcher Art von Sarg und
Gruft —, ist von besonderem Interesse für eine Inschriftenveröffentlichung. Hier ist ein Wan-
del in der Form und in dem Material des Sarges, des Grabes und des Grabsteins festzustellen.
Gerade im Mainzer Dom sind durch die Bauarbeiten um 1872/73 und 1925/28 zahlreiche
Gräber geöffnet worden, die uns einen Einblick in die Beerdigungssitten geben. Von der
romanischen Zeit her bis in die hohe Gotik hinein herrscht der Steinsarg, in den ein Holzsarg
bisweilen eingestellt wurde (z. B. bei Adolph I. v. Nassau, f 1390, Nr. 99). Bei den Stein-
särgen handelt es sich meistens um römische Stücke, die noch einmal benutzt wurden. Der
Aribosarg wurde zu diesem Zweck nochmals überarbeitet, was man an den wie neu aus-
sehenden Meißelhieben der Innenseite erkennen kann. Auch bekam er einen neuen Deckel,
der die Form eines Walmdaches hat, dessen First und Grate mit einem palliumartigen Band
belegt sind. 1419 findet sich die erste Gruft, in der ein Holzsarg steht (Nr. 99). An die Wand
ist das Fresko eines leuchtertragenden Engels gemalt. Es folgt die Bestattung im Metallsarg.
Vielleicht spricht das Bronzetäfelchen vom Sarg Albrechts von Brandenburg, f 1545 (Nr. 401),
für einen solchen. Auch die Vorstufe des prunkvoll ausgearbeiteten Metallsarges hat sich fest-
stellen lassen, nämlich der mit Metall ausgeschlagene Holzsarg, z. B. bei Dompropst Philipp
Cratz von Scharfenstein, j* 1604. Von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ab wird der
Metallprunksarg (meist Zinn) dann für die Erzbischöfe üblich.
Schon früh trug man Sorge dafür, daß die Toten nach dem Verlust des Grabsteines erkenn-
bar bleiben sollten. Man dachte auf Grund von eigenen Erfahrungen, die man bei Bauarbeiten
oder bei Anlegung neuer Gräber machte, offenbar schon daran, den Toten ein Kennzeichen
mit ins Grab zu geben. Der Ring des Erzbischofs Aribo, f 1031, wird ein mehr zufälliges
Kennzeichen gewesen sein, das der Erzbischof auch zu Lebzeiten trug (Nr. 6). Das Bleitäfelchen
aus dem Sarg des Erzbischofs Adalbert, ft 1137 (Nr. 12), ist dagegen ganz bewußt ein Ausweis
des Toten2. In der Folgezeit scheint man kein großes Gewicht mehr auf die Identifizierung
gelegt zu haben. Erst Albrecht von Brandenburg griff 1545 diese Sitte wieder auf, indem er
sich die vielleicht auf seinem Sarg stehende Bronzeplatte anfertigen ließ (Nr. 401). Die Folge-
zeit bringt die Gruftplatten, das heißt, steinerne Inschriftplatten, die man an der Wand der
Gruft montierte, oder sie mit der Schrift nach unten als Decksteine der Gruft benutzte (Nr. 483,
484, 532, 539, 544, 550, 597, 602). Von Anselm Kasimir von Wamboldt, f 1647, kennen wir
den Metallsarg mit gravierter Inschrifttafel (Nr. 622).
Die Entwicklung des Erzbischofs-Denkmals
Eine ähnliche Wandlung machte auch das Denkmal des Erzbischofs durch. Seine Entwick-
lung läßt sich wohl verallgemeinern für die Grabmäler anderer Schichten und Stände außer-
halb von Mainz. An der Spitze der Entwicklung steht der Steinsarg mit seinem steinernen
Deckel, dessen Oberfläche in gleicher Ebene mit dem Fußboden der Kirche liegt und be-
schriftet ist. Wir haben für diese Sitte in Mainz einen direkten Zeugen. Der Grabstein eines
Erzbischofs, der 1804 im Ostchor gefunden wurde und dem späten 13. Jahrhundert angehört
(Nr. 31), lag unmittelbar auf dem Sarg. Dieser Grabstein war mit der Figur des Erzbischofs
und den zwei von ihm gekrönten Königen geschmückt3. Vielleicht lag auch der Grabstein Kon-
rads von Daun, f 1434 (Nr. 124) unmittelbar auf dem Sarg. Die testamentarische Bestim-
mung des Erzbischofs über seinen Grabschmuck könnte das vermuten lassen4.
Wir kennen auch zwei beschriftete Sargdeckel aus früher Zeit von nicht erzbischöflichen
Gräbern, einmal den Sargdeckel des Münzmeisters Hemmo (Nr. 18), der allerdings in
einiger Tiefe gefunden wurde und vielleicht eher in die oben erwähnte Sparte der

1 Veröffentlicht von Schrohe in: MZ. III, 1908 S. 116 f. — Begräbnis Bertholds v. Henneberg s. F. J. Bodmann, Rheingauische
Alterthümer. Mz 1819. I. S. 541. — Begräbnis Albrechts v. Brandenburg s. Histor. polit. Blätter 118, 1896 S. 165 f. —
2 H. Ehrentraut, Bleierne Inschrifttafeln aus mittelalterlichen Gräbern in den Rheinlanden, in: Bonner Jahrbücher 1952 S. 190. —
3 E. Neeb in: M. Z. III, 1908 S. in. —
4 Auch der Grabstein des Erzbischofs Adolf II. von Nassau + 1475 lag 1,5 Schuh tief vor dem Hochaltar der Klosterkirche zu
Eberbach und war ähnlich wie das Grabmal Konrads von Daun durch einen hölzernen Deckel geschützt (E. Fischei, Mittelrhein.
Plastik des 14. Jhdts. München 1923 S. 90).

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