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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0061
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Armklara
Das Armklarenkloster liegt an der Ecke der Klarastraße und Rosengasse, also nicht mehr weit
von der Großen Bleiche, die im Mittelalter ungefähr die Grenze der bebauten Fläche inner-
halb der wesentlich weiteren Stadtmauer darstellte. Der Name: Armklara ist nicht ursprüng-
lich. Die ersten Besitzer und Bewohner des Klosters waren Antoniterbrüder, demnach war auch
die Kirche dem hl. Antonius geweiht L
Die Antoniter waren eine Ordensvereinigung regulierter Augustiner-Chorherren zur Kran-
kenpflege. Ihre Mainzer Kirche wurde um 1332 erbaut, vielleicht ist das Kloster auch in dieser
Zeit gegründet worden. Die heute noch stehende Kirche entstand wohl auch .in diesen Jahren.
Ihr Stifter, Frater Nikolaus von Andernach j* 1332, war vor dem Hochaltar beigesetzt (Nr.
720). — Den Grabstein eines weiteren Antoniters finden wir jetzt in die Chorwand eingelas-
sen (Nr. 735).
Nach einer zeitweiligen Profanierung des Klosters siedelten sich von 1619 ab Klarissen in ihm
an, nach denen es: „Armklarenkloster“ genannt wurde im Unterschied zu dem in der Regel
etwas milderen „Reichklarakloster“. Aus deren Zeit sind nur wenige Inschriften (Nr. 1464,
1506, 1507?) überliefert, die vor 1650 entstanden, wohl aber bewahrt die Kirche noch einige
aus späterer Zeit. Um 1725 bauten die Nonnen das gesamte Kloster neu, nur die gotische Kirche
blieb bestehen. Allerdings erhielt diese auch Einbauten und Ausstattungsstücke im 17. und 18.
Jahrhundert.
Im 19. Jahrhundert wurden die Räume als Entbindungsanstalt benutzt. Nach dem ersten
Weltkrieg diente die Kirche vorübergehend Kunstausstellungen. Als Unterkunft des Reichs-
luftschutzbundes brannten Kirche und Kloster 1942 aus. Der Kirche wurde alsbald ein Not-
dach aufgesetzt. 1948 wurde sie als Kapelle der Kolpingsfamilie hergerichtet, wobei die Dek-
kenmalereien der Erbauungszeit gefunden wurden (Nr. 718). Die Klosterruine wurde leider
inzwischen abgerissen 1 2.
Reichklar a
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstand das Mainzer Klarissenkloster3, durch
reiche Spenden von vielen Seiten, nicht allein von Humbert zum Widder (Nr. 672, 1602)
gefördert. Die Kirche entstand um 1300. Das Kloster diente dem Orden der Klarissen, dem
weiblichen Zweig der Franziskaner. Als nach 1619 in dem ehemaligen Antoniterkloster Kla-
rissen der strengen Observanz einzogen, nannte man unser Kloster Reichklaren, das andere
Armklaren. 1781 wurde das Kloster zu Gunsten des Universitätsfonds aufgehoben. In der
Folgezeit wurden die Klostergebäude zu verschiedenen Zwecken eingerichtet und dabei immer
mehr ruiniert. Schaab berichtet: „1798 wurde die Kirche zu einem Proviant-Magazin und die
Klostergebäude zu einer Bäckerei eingerichtet. Alle Leichensteine und selbst die steinernen
Särge wurden zerschlagen und an der Bäckerei verwendet, so daß jetzt nicht ein einziges Mo-
nument in der Kirche ist, die sonst so viele hatte und so vielen Patrizierfamilien zur Grabstätte
diente. Den steinernen Särgen mit den Leichen des Klosterstifters Humbert zum Widder und
seiner Frau, welche vor dem Refectorium unter einem marmornen Grabstein lagen, wird es
wohl nicht besser ergangen sein. Sie waren schon im Jahre 1782 bei der Einrichtung des
Klosters zum Krankenhaus in die für dasselbe bestimmte Kapelle transferirt worden und dort
nach geschehener Einsegung eingesenkt.“
Der letzte entscheidende Umbau des Klosters war der zu einer höheren Töchterschule, bei
dem die letzten Reste der Klostergebäude verschwanden mit Ausnahme der Kirche. Diese zu
retten war auch nicht ganz leicht. Sie ist mit einem Teil der anstoßenden Gebäude zum Natur-
historischen Museum umgebaut worden. Das bedingte eine Unterteilung des Kirchenraumes in
Stockwerke, das Gewölbe war schon im 18. Jahrhundert herausgenommen worden. Lediglich
die Nonnenempore blieb in ihrem Untergeschoß bestehen und bietet noch einigermaßen das
alte Baumbild. Im Äußeren war der Eindruck des hohen Kirchenkörpers noch gewahrt, wenn
auch die Unterteilungen des Maßwerks die innen befindlichen Stockwerke verriet.
Am 27. Februar 1945 brannte auch dieser Bau bis auf die Untergeschosse aus. Er wurde 1956
wieder unter Dach gebracht.
1 Wagner=Schneider, Geistliche Stifte II S. 4, 222 u. Arens=Brede in: Beitr. XIII. —
2 Arens in: M. Z. 50, 1955 S. 54. —
3 Wagner=Schneider, Geistl. Stifte II S. 213 u. Schrohe, Geschichte des Reich=Klara=Klosters in Mz. Mz. 1904. —
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