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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0064
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Ausfallstraße vermuten, innerhalb dessen schon früh ein Heiligtum entstanden sein könnte
(vergl. St. Alban). Im 8. Jahrhundert wird jedenfalls die Kirche schon urkundlich genannt.
819 hört man von dem ehrwürdigen Priesterverein, der hier den Gottesdienst besorgte. Also
ein Kollegiatstift, dem 1763 4 Prälaten1, 11 Kanoniker (1721: 13 Kanoniker), 6 Domizellare
und 16 Vikare angehörten. — Aus welcher Zeit die bis ins 17. Jahrhundert bestehende St.
Peterskirche wirklich stammte, können wir nicht genau angeben. 1069 sagt Erzbischof Sieg-
fried I. in einer Urkunde, daß er den Bau der Peterskirche besonders fördern wolle. Befragen
wir die Inschriften, so finden wir aus dieser Zeit die des Walther von 1060 (Nr. 657) und die
der Bezecha (Nr. 663). Die Ausgrabungen ergaben 1879 eine Zweiturmfassade mit da-
zwischenliegendem Portal, mit Lisenen und Basen mit Eckblättern2. Die Ansichten von
Merian und anderen Meistern zeigen ebenfalls immer die Zweiturmfassade, die um 1100
durchaus denkbar ist. 1229/30 hören wir wieder von Geldbeschaffung für den Kirchenbau.
Während des Dreißigjährigen Krieges verlor die Kirche ihre Dächer. Obwohl die Stifts-
herren sie gerne wiederhergestellt hätten, wurde sie 1658 wegen Anlage der Festungswerke
abgebrochen. Das Stift wurde nun in die Kirche St. Maria Udenmünster übertragen, die
ihren Titel änderte und 1752—1756 neu gebaut wurde. Diese brannte, nachdem der eine
Turm schon 1944 durch Bombentreffer schwer gelitten hatte, am 27. Februar 1945 aus.
Das Schicksal der Inschriften von Alt-St.-Peter ist durch das Verständnis der Stiftsherrn
Engels und Türnich nicht das gleiche wie das der Kirche. Helwich schrieb die Grabsteine der
Stiftsherren und Prälaten im September 1612 noch alle in Kirche und Kreuzgang ab. Es ist
anzunehmen, daß durch die verschiedenen späteren Inschriftensammler der Inhalt der ver-
lorenen Handschrift Helwichs, was St. Peter betrifft, lückenlos überliefert ist. Als nun die
Kirche 1658 abgebrochen wurde, ließen die beiden Stiftsherren Engels und Türnich sorglich
Grab- und Altarsteine in den Kapitelhof abfahren. Im Stiftsprotokoll, das Schaab (II, S. 386)
zitiert, heißt es sogar ausdrücklich, daß man zwar die Steine der Kirche, nicht aber die Grab-
steine zum Festungsbau verwandt habe. Wie sehr auch schon früher das Petersstift auf die
Erhaltung der Steine bedacht war, erhellt aus der Angabe des Stiftsprotokolls von 1504, man
habe alle Steine in St. Peter und in der Cyriacuskapelle durch einen Steinmetz kennzeichnen
lassen. Es werden wohl damit die arabischen Ziffern gemeint sein, die heute noch auf vielen
der Steine sichtbar sind. Besonders der Dekan Engels (s. o. S. [21]) wird wohl den Sinn für die
Rettung der Grabsteine gehabt haben, da er ja die Inschriften (wohl nach Helwich) abschrieb
und sich auch sonst als Geschichtsschreiber betätigte. Wenn es vielleicht auch Pietät gegen
die Vorfahren war, die sein Handeln bestimmte, so können wir das doch als eine besonders
frühe denkmalspflegerische Tat betrachten. Man kann wohl annehmen, daß durch Engels
die Grabsteine in die heute noch bestehende Kirchhofsmauer der neueren St. Peterskirche
eingelassen wurden (Nr. 726, 730a, 819, 977, 1276, 1455). Bei dem Abbruch von St. Mana
Udenmünster 1747 und dem Neubau der neueren Peterskirche verfuhr man offenbar nicht
mehr so schonend. Gudenus (III, S. 977) klagt, daß der Überfluß an Grabsteinen und Epi-
taphien, den Udenmünster hatte, zu Baumaterial verwandt wurde, indem man die Dar-
stellungen der Toten austilgte. Er meint, man hätte sich größeren Beifall verdient, wenn man
die Steine aufbewahrt, aus der Kirche herausgeschafft und an den benachbarten Friedhofs-
mauern angebracht hätte.
Da man nicht genau sagen kann, ob das nicht doch mit dem einen oder dem anderen Stein
der alten Udenmünsterkirche geschah, ist es bei manchen Steinen bei der nicht immer ein-
deutigen Überlieferung fraglich, ob sie aus Alt-St.-Peter stammen oder immer hier in Uden-
münster waren. Ganz klar wird das erst bei den Grabsteinen und Epitaphien nach 1631 und
1658, die immer nur hier gewesen sein können.
St. Quintin
Die Qüintinskirche liegt an einem bedeutsamen Punkt der Altstadt, fast in deren Mitte an der
Querstraße, die die Stadt von Süden nach Norden durchläuft 3. Sie liegt ungefähr am Rande
des Wohnviertels des Mainzer Patriziats. Demgemäß war St. Quintin die vornehmste der
1 Die Reihe der Prälaten s. bei Joannis II S. 487. —
2 Heckmann in Z. V. M. III, 1883 S. 352. - E. J. R. Schmidt, Kirchliche Bauten des frühen Mittelalters in Südwestdeutschland.
Kataloge des R. G. Z. M. in Mainz Nr. 11. Mainz 1932. S. 131. —
3 Forschner, St. Quintin. —

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