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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]; Arens, Fritz [Oth.]; Bauer, Konrad Friedrich [Oth.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0065
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Mainzer Pfarrkirchen, was sich in der Rangordnung der Prozessionen schon ausdrückt,
außerdem wird sie am frühesten, nämlich 774 erwähnt.
Der heutige Bau stammt indessen erst aus der Zeit um 1300. Als Hallenkirche entsteht St.
Quintin mit St. Stephan und Liebfrauen zur gleichen Zeit. Liebfrauen hat mit seiner Ein-
teilung von 9 Jochen im Langhaus die größte Ähnlichkeit mit St. Qüintin gehabt. Um 1425
wurde die Quintinskirche noch einmal durchrestauriert. Im 19. Jahrhundert gab es zahlreiche
Wiederherstellungen. 1938 wurde die Kirche zum letzten Male überholt. Am 12./13. Aug.
1942 brannte die Kirche mit der ganzen Ausstattung, soweit sie aus Holz bestand, ab. Sie
wurde alsbald mit einem neuen Dach versehen.
Da St. Quintin die Begräbnisstätte zahlreicher Patrizierfamilien war, könnte man hier eine
reiche Ausbeute an Inschriften erwarten. Die zahlreichen Restaurationen des 19. Jahrhunderts
haben jedoch nichts übriggelassen. Man zählte noch, bevor die Kirche den Fußbodenbelag aus
bunten gemusterten Tonplättchen erhielt, 175 rote Sandsteingrabplatten in der Kirche. Drei
Platten setzte man damals außen an der Nordseite der Kirche in die Wand (Nr. 1094). Eine
davon, die eines schwedischen Offiziers (Nr. 1490), erinnert an die Benutzung von St. Quintin
1634—1636 durch die Augsburger Konfessionsverwandten während der Zeit der schwe-
dischen Besatzung von Mainz.
Bei der abermaligen Erneuerung des Fußbodens durch weiße und schwarze Platten 1938 fand
sich noch ein Grabstein aus der Zeit nach 1650, der teilweise lesbar war. Die anderen
Grabmäler im Innern der Kirche, wovon 1942 der Grabstein des Grafen Friedrich Adam von
Eltz f 1714 und das Grabmal des Pfarrers J. A. Klemm j* 1827 zu Grunde gingen, stammen
alle aus der Zeit nach 1650.
Ein weiteres sehr trauriges Kapitel untergegangener Inschriften bilden die Glocken von St.
Qüintin. Diese wurden 1908 eingeschmolzen und durch neue ersetzt, die dann dem Weltkrieg
zum Opfer fielen. Deren Nachfolgerinnen wurden im 2. Weltkrieg abgeholt. Die 1908 ein-
geschmolzenen Glocken stellten das einzige bis in unser Jahrhundert in Mainz erhaltene rein
mittelalterliche Geläute dar, das ursprünglich zwei Glocken des 14. und zwei des 15. Jahrhun-
derts enthielt. (Glücklicherweise fand ich noch kurz vor dem Abbrennen im Denkmalsarchiv
in Darmstadt die allein erhaltenen Fotos dieser Glocken und ließ sie teilweise klischieren).
Die schriftliche Überlieferung nennt uns nur wenige Inschriften aus St. Quintin. Insbeson-
dere vermissen wir eine geschlossene Gruppe von Patriziergrabsteinen, die sich höchstwahr-
scheinlich dort befunden haben.
Die Michaelskapelle auf dem Quintinsfriedhof barg zwei Inschriften, bevor sie am 12./13.
August 1942 durch Volltreffer mit beiden Inschriften zu Grunde ging. Die Bauinschrift von
1428 (Nr. 856) und die des .Kreuztäfelchens (Nr. 1385) konnten nur nach Literatur und
Fotografie wiedergegeben werden, da sie noch nicht aufgenommen waren. Dieser Bau von
1428 war das letzte erhaltene Beinhaus in Mainz, das in seinem Untergeschoß die Gebeine auf-
nahm, welche auf dem Friedhof bei der Neuanlage von Gräbern gefunden wurden, während
das Obergeschoß für Seelenämter gedient haben wird L
Reuerinnen-Kloster bei Weisenau
Das Reuerinnenkloster1 2 lag am Rheinufer in der Mitte zwischen Mainz und Weisenau bei der
1931 abgebrochenen Klosterkaserne3. Die Vereinigung der Reuerinnen bildete sich zu Ende
des 15. Jhs. neu, nachdem das Weißfrauenkloster in der Stadt seinen ursprünglichen Zweck
der Aufnahme gefallener Frauen nicht mehr erfüllte. Gleichzeitig mit dem neuen Kirchenbau
entstand auch die einzige uns bekannte Inschrift des Klosters, nämlich die Weihinschrift von
1499 (Nr. 1008).
Die Kirche war nach Aufhebung des Klosters noch bis 1837 Weisenauer Pfarrkirche, sie ver-
schwand dann spurlos mit ihren Kunstschätzen. Vielleicht stammte der am 27. Februar 1945
verbrannte Hochaltar der neuen Weisenauer Pfarrkirche aus der Mitte des 18. Jahrhunderts
aus dieser Klosterkirche 4.
1 Zuletzt darüber: W. Diel, Zur Geschichte der Beinhäuser. Hess. Chronik 29, 1942 S. 41. —
2 P. Bruder, Die Klöster der Reuerinnen zu Weisenau und der Tertiarinnen zu Klein=Winternheim. AHG. XV 1884 S. 200, 293. —
Wagner=Schneider, Geistl. Stifte II S. 83. — K. Köster, Mz. in der Geschichte des Reuerinnen=Ordens, in: Jahrbuch f. d. Bistum
Mz. III, 1948 S. 261.
3 M. Z. 32, 1937 S. 143
4 F. Arens in: Jahrbuch f. d. Bistum Mz. III, 1948 S. 304.

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