St. Stephan
Die erste St. Stephanskirche wurde von Erzbischof Willigis zwischen 975 und 992 zusammen
mit einem Kollegiatstift gegründet und offenbar kurz vor 992 geweiht L Willigis selbst ließ
sich hier begraben. Bis zur Säkularisation bestand das Stift, das 4 Prälaten, 11 (1721:13) Ka-
noniker, 8 Domizellare und 16 Vikare hatte2. Seitdem wird die Kirche als Pfarrkirche be-
nutzt. Aus der Frühzeit ist uns noch eine Inschrift erhalten, das Epitaph des Propstes Wignand
von 1048 (Nr. 665). Die erste Kirche mußte einem mächtigen gotischen Neubau weichen, der
zwischen 1257 und der Mitte des 14. Jhs entstand. An dessen Entstehung erinnerte ein
inschriftlicher Hinweis auf den Liber vitae, das Buch, in dem die Spender für den Neubau
aufgezeichnet wurden (Nr. 678). Dem Gründer des Stiftes war eine andere Schrift gewidmet,
die sich um den Turm herumzog (Nr. 805). Der kleine, heute noch erhaltene Kreuzgang, der
1499 fertig eingewölbt wurde, barg ebenso wie die Kirche eine Fülle von Grabinschriften. Ein
schwerer Schlag für die Ausstattung war die Pulverturmexplosion von 1857, auf die eine
gründliche Entleerung der Kirche von älteren Ausstattungsstücken und eine Neuausstattung
im Stile der Neugotik folgte. Der letzte Krieg verursachte noch schwerere Schäden an St. Ste-
phan. Das Abbrennen von Kirche und Kreuzgang am 12.713. August 1942 war nicht das
Schlimmste. Nach dem Aufbringen von Notdächern wurde die Kirche am 27. Februar 1945
von Bomben getroffen, alle neuen Langhausgewölbe stürzten ein, das restliche Dachwerk
brannte nochmals ab, ein schwerer Riß spaltete den Turm. Der Kreuzgang erhielt durch einen
Artillerietreffer einen Schaden, der drei Joche zerstörte und die Wignand-Inschrift beschädigte.
Durch das Legen eines neuen Kirchenfußbodens im 19. Jhdt. wurden die letzten alten Grab-
steine in den Kreuzgang geschafft und dort verteilt. Die meist schlecht erhaltenen, abgetre-
tenen Grabsteine des Kreuzganges wurden 1911, soweit sie geschichtlichen, kunsthistorischen,
heraldischen oder epigraphischen Wert hatten, in die Wände eingelassen. Soweit sich ihre Auf-
stellung nicht mehr lohnte, wurden sie an etwas geschützterer Stelle im Boden verlegt. Bis
dahin lagen sie in Ost-Westrichtung offenbar noch an alter Stelle. — Die Hauptmasse der
überlieferten und erhaltenen Inschriften betrifft natürlich die Stiftsgeistlichkeit.
Es sind teilweise recht seltene Stücke darunter, ein konisch zulaufender aus dem Ende des 12.
Jahrhunderts (Nr. 664), ein kreisrunder des Hildebrand von Mühlhausen f 1334 (Nr 724)
und recht interessante Stücke des 14. Jahrhunderts (Nr. 777), wie sie sich sonst nur noch im
Domkreuzgang finden. Der Stein des Erbauers des Kreuzgangs, des Magisters Valentinus
fi 1502 (Nr. 1048), verdient ebenfalls trotz schlechter Erhaltung Beachtung.
Als mittelalterliche Plastik ist von hoher künstlerischer Qualität das Strohhut-Relief von 1485
(Nr 955). Auch der Wandtabernakel von 1500 ist ein hervorragendes Werk, das zudem noch
mit der Erinnerung des Diebstahls des Hauptes der hl. Anna und dessen Verbringung nach
Düren behaftet ist (Nr. 1037).
Als einziger Überrest der früher in Mainz zahlreich vorhandenen Gemäldeepitaphien befindet
sich hier dasjenige des Joh. Winter von 1582 (Nr. 1321), das nach seiner Form früher im
Kreuzgang hing.
Von Ausstattungsstücken besitzt St. Stephan auch noch wichtige Reste. Es seien der romanische
Weihwasserkessel (Nr. 661), die gewaltigen Velumträger aus Messing von 1509 mit ihrer hu-
manistisch geformten Inschrift (Nr. 1082) und der Osterkerzenleuchter (Nr. 1092) genannt.
Schließlich wären noch die bildhauerisch einzigartig verzierten Glocken von 1544 und 1545
zu erwähnen. Sie sind uns wenigstens in geborstenem Zustand noch erhalten, denn 1942
stürzten sie von der Höhe des Turmes durch das Gewölbe herab (Nr. 1197, 1200).
St. Theonest
Die Kapelle lag nördlich der Stadt außerhalb der Stadtmauern am Rheinufer, also im Gar-
tenfeld in der Nähe des Zollhafens.
Der Heilige, dem sie geweiht war, wurde nur in Mainz und in Caub verehrt; anscheinend war
sein Kult nie sehr ausgedehnt, heute ist er nahezu vergessen. Er kam zusammen mit dem hl.
Alban zur Missionierung nach Mainz 3.
1 A. Gerlich, Das Stift St. Stephan in Mz. Erg.=bd. 4 zum Jb. für das Bistum Mz. 1954. — F. Arens u. A. Brück, Festschr. zum
600jährigen Bestehen der St. Stephansk. zu Mz. Mz. 1938. —
2 Verzeichnis der Prälaten bei Joannis II S. 548 und bei Gerlich. — Verzeichnis der Stiftsherren, nicht immer genau, bei Wagner*
Schneider II S. 531. —
3 Acta Sanctorum zum 13. Oct.
[60]
Die erste St. Stephanskirche wurde von Erzbischof Willigis zwischen 975 und 992 zusammen
mit einem Kollegiatstift gegründet und offenbar kurz vor 992 geweiht L Willigis selbst ließ
sich hier begraben. Bis zur Säkularisation bestand das Stift, das 4 Prälaten, 11 (1721:13) Ka-
noniker, 8 Domizellare und 16 Vikare hatte2. Seitdem wird die Kirche als Pfarrkirche be-
nutzt. Aus der Frühzeit ist uns noch eine Inschrift erhalten, das Epitaph des Propstes Wignand
von 1048 (Nr. 665). Die erste Kirche mußte einem mächtigen gotischen Neubau weichen, der
zwischen 1257 und der Mitte des 14. Jhs entstand. An dessen Entstehung erinnerte ein
inschriftlicher Hinweis auf den Liber vitae, das Buch, in dem die Spender für den Neubau
aufgezeichnet wurden (Nr. 678). Dem Gründer des Stiftes war eine andere Schrift gewidmet,
die sich um den Turm herumzog (Nr. 805). Der kleine, heute noch erhaltene Kreuzgang, der
1499 fertig eingewölbt wurde, barg ebenso wie die Kirche eine Fülle von Grabinschriften. Ein
schwerer Schlag für die Ausstattung war die Pulverturmexplosion von 1857, auf die eine
gründliche Entleerung der Kirche von älteren Ausstattungsstücken und eine Neuausstattung
im Stile der Neugotik folgte. Der letzte Krieg verursachte noch schwerere Schäden an St. Ste-
phan. Das Abbrennen von Kirche und Kreuzgang am 12.713. August 1942 war nicht das
Schlimmste. Nach dem Aufbringen von Notdächern wurde die Kirche am 27. Februar 1945
von Bomben getroffen, alle neuen Langhausgewölbe stürzten ein, das restliche Dachwerk
brannte nochmals ab, ein schwerer Riß spaltete den Turm. Der Kreuzgang erhielt durch einen
Artillerietreffer einen Schaden, der drei Joche zerstörte und die Wignand-Inschrift beschädigte.
Durch das Legen eines neuen Kirchenfußbodens im 19. Jhdt. wurden die letzten alten Grab-
steine in den Kreuzgang geschafft und dort verteilt. Die meist schlecht erhaltenen, abgetre-
tenen Grabsteine des Kreuzganges wurden 1911, soweit sie geschichtlichen, kunsthistorischen,
heraldischen oder epigraphischen Wert hatten, in die Wände eingelassen. Soweit sich ihre Auf-
stellung nicht mehr lohnte, wurden sie an etwas geschützterer Stelle im Boden verlegt. Bis
dahin lagen sie in Ost-Westrichtung offenbar noch an alter Stelle. — Die Hauptmasse der
überlieferten und erhaltenen Inschriften betrifft natürlich die Stiftsgeistlichkeit.
Es sind teilweise recht seltene Stücke darunter, ein konisch zulaufender aus dem Ende des 12.
Jahrhunderts (Nr. 664), ein kreisrunder des Hildebrand von Mühlhausen f 1334 (Nr 724)
und recht interessante Stücke des 14. Jahrhunderts (Nr. 777), wie sie sich sonst nur noch im
Domkreuzgang finden. Der Stein des Erbauers des Kreuzgangs, des Magisters Valentinus
fi 1502 (Nr. 1048), verdient ebenfalls trotz schlechter Erhaltung Beachtung.
Als mittelalterliche Plastik ist von hoher künstlerischer Qualität das Strohhut-Relief von 1485
(Nr 955). Auch der Wandtabernakel von 1500 ist ein hervorragendes Werk, das zudem noch
mit der Erinnerung des Diebstahls des Hauptes der hl. Anna und dessen Verbringung nach
Düren behaftet ist (Nr. 1037).
Als einziger Überrest der früher in Mainz zahlreich vorhandenen Gemäldeepitaphien befindet
sich hier dasjenige des Joh. Winter von 1582 (Nr. 1321), das nach seiner Form früher im
Kreuzgang hing.
Von Ausstattungsstücken besitzt St. Stephan auch noch wichtige Reste. Es seien der romanische
Weihwasserkessel (Nr. 661), die gewaltigen Velumträger aus Messing von 1509 mit ihrer hu-
manistisch geformten Inschrift (Nr. 1082) und der Osterkerzenleuchter (Nr. 1092) genannt.
Schließlich wären noch die bildhauerisch einzigartig verzierten Glocken von 1544 und 1545
zu erwähnen. Sie sind uns wenigstens in geborstenem Zustand noch erhalten, denn 1942
stürzten sie von der Höhe des Turmes durch das Gewölbe herab (Nr. 1197, 1200).
St. Theonest
Die Kapelle lag nördlich der Stadt außerhalb der Stadtmauern am Rheinufer, also im Gar-
tenfeld in der Nähe des Zollhafens.
Der Heilige, dem sie geweiht war, wurde nur in Mainz und in Caub verehrt; anscheinend war
sein Kult nie sehr ausgedehnt, heute ist er nahezu vergessen. Er kam zusammen mit dem hl.
Alban zur Missionierung nach Mainz 3.
1 A. Gerlich, Das Stift St. Stephan in Mz. Erg.=bd. 4 zum Jb. für das Bistum Mz. 1954. — F. Arens u. A. Brück, Festschr. zum
600jährigen Bestehen der St. Stephansk. zu Mz. Mz. 1938. —
2 Verzeichnis der Prälaten bei Joannis II S. 548 und bei Gerlich. — Verzeichnis der Stiftsherren, nicht immer genau, bei Wagner*
Schneider II S. 531. —
3 Acta Sanctorum zum 13. Oct.
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