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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]; Arens, Fritz [Oth.]; Bauer, Konrad Friedrich [Oth.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0085
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Marktportal

Willigistür

Um 1009

Ehemals an der Liebfrauenkirche, seit 1804 im Marktportal angebracht, also am nörd-
lichen Seitenschiff des Domes. Bronzeguß 369 x 106 cm jeder Flügel (Gewicht etwa
1500 und 1850 kg). Schrift 5—6,8 cm.

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S WESSEIVRIBDiTNATVBf •/
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VALVAS EFFECERAT PRIMVS/
BERENGmW ORRIS WFEX ELTOR
VTPEO DMROGSPoSTIATSVPPRX

+ Postquam magnus imperator Karolas
Suurn esse iuri dedit naturae,
+ Willigisus archiepiscopus ex metalli specie
Valvas effecerat primus.
Berengerus huius operis artifex, lector,
Ut pro eo Deum roges postulat sapplex.

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Die Türflügel sind demnach von Erzbischof Willigis (975—1011) gestiftet. Nimmt
man an, daß ihre Vollendung mit der Domweihe von 1009 zusammenfällt, so ergibt
dies ein genaueres Datum. Die Hildesheimer Türen sind 1015 vollendet gewesen;
vielleicht hat ihr Urheber Bischof Bernward, der mit Willigis gut bekannt war, in
Mainz den neubelebten Bronzeguß kennengelernt. — Scheinbar steht der Verknüpfung
der Türendatierung mit der Dombaugeschichte aber entgegen, daß die Flügel bis 1804
in einem Portal der Liebfrauenkirche hingen. Dieses war aber erst im 14. Jahrhundert
errichtet worden. Zudem wurde die Liebfrauenkirche wohl gleichzeitig und vielleicht
sogar als Teil des Domes von Willigis erbaut. Immerhin wäre aber denkbar, daß die
Flügel schon einmal in dem um 1200 errichteten Marktportal hingen, da sie 1804 nicht
nur in den Türrahmen, sondern sogar in die alten Angeln paßten (Schaab II S. 36). —
Die Türen, die zur Zeit Karls des Großen gegossen wurden, müssen nicht die noch
erhaltenen zu Aachen sein, es können auch solche zu Ingelheim oder Mainz (St. Alban?)
gemeint sein. — Der Künstler Berenger, der die erstaunliche technische Leistung,
jeden der riesigen Flügel in einem Stück zu gießen, vollbrachte, wurde schon ver-
mutungsweise mit dem Beringer identifiziert, der unter Otto III. und Heinrich II.
(1011) in Kloster Tegernsee als Goldschmied und Bronzegießer tätig war. — Die
beiden ringhaltenden Eöwenköpfe sind erst später angefertigt und auf der Tür be-
festigt worden. — Zum Wortlaut der Inschrift bemerkt O. Schumann, daß es sich
mit Ausnahme von „Postquam magnus imperator“ und „Willigisus archiepiscopus“ um
sogenannte rhythmische Hexamieter handelt. Diese lassen die sonst für diese Verse
geltenden Quantitätsgesetze außer Achti Sie begegnen sonst nur bis in das 9. Jhdt.
hinein und zwar vornehmlich in Ober-Italien. Hier haben wir also einen interessanten
Nachzügler. — Das Adalbert-Privileg von 1135 auf dieser Tür siehe Nr. 10. Die
Abbildung auf Seite 6 bringt auch eine Schriftprobe.

Kraus II S. 106 bringt die gesamte ältere Literatur, die hier nicht mehr wiederholt wird. — Joannis I S. 454. —
Schaab II S. 35 f. •— Thieme-Becker, Künstlerlexikon III S. 417. — F. Dibelius, Die Bernwardstür zu Hildesheim.
In: Studien zur deutschen Kunstgeschichte 81 (Straßburg 1907) S. 117. — Kdm. Dom S. 58/59. — A. Goldschmidt,
Die deutschen Bronzetüren des frühen Mittelalters (Marburg a. d. L. 1926) S. 12. Taf. IX—XI. B

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