6 Westchor
Grabfund: Ring Erzbischof Aribo
1021—31
Jetzt in der Schatzkammer des Domes. Goldener Bischofsring, 1928 im Grab Aribos
unter der Westvierung an der Stelle des heutigen Hochaltars gefunden. Der Ring lag
im Steinsarg an der Stelle der rechten Hand. Der Ringreif besteht aus sogenanntem
Dukatengold, die ovale Platte um den grünen Stein ist etwas weicheres Gold, in das die
2—3 mm große Schrift (Kapitale von kräftiger Form) in Schwefelsilber eingelegt ist.
f ARIBOARCHIEPS
Aribo archiepiscopus Sltlbo
Aribo (1021—31) starb in Como in Oberitalien auf der Heimreise von Rom. Man setzte
seinen in Lorbeerzweige eingebundenen Leichnam offenbar so, wie er von dem langen
Transport gekommen war, im Dome bei. Da die Kenntnis der Grabstätte ganz ver-
loren gegangen war, konnte der Tote durch diesen Ring bestimmt werden.
Die Grabstätte Aribos ist ein Beweis dafür, daß diese Stelle des Westchores überbaut
war, wenn auch 1031 der Dom noch unfertig dastand (Weihe 1036). Daß man den
Erzbischof direkt innen vor einem Eingangsportal beerdigt habe, wie Becker-Sartorius 1
bei ihrer Rekonstruktion des Zentralbaus an Stelle des heutigen Westchors annehmen
müssen, ist doch aus Gründen der Hochschätzung des Grabes einer solchen Persön-
lichkeit recht unwahrscheinlich. Beerdigungen innerhalb unfertiger Bauten kommen
jedoch öfters vor.
Ähnliche Bischofsringe mit den eingravierten Namen ihrer hohen Besitzer sind noch
mehrfach, auch aus dem 11. und 12. Jahrhundert (z. B. in Krakau und Speyer), erhalten 2.
Ein Grabmal oder eine Grabinschrift Aribos ist nicht überliefert. Die Strophen, die
Eckehart IV. als Epitaphium für Aribo dichtete und die in zwei Fassungen auf uns
gekommen sind, blieben wohl nur auf dem Papier. Sie standen wahrscheinlich nie über
seinem Grabe im Dom3.
Gräberfundeprotokoll. — Strempel S. 83 Taf. 114 b. —
1 Baugeschichte des Domes zu Mainz (Mainz 1936) S. 16/17. — Dagegen R. Kautzsch in: Zeitschrift für Kunst-
geschichte VI (1937) S. 207.
2 J. Braun in: Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte II S. 207.
3 E. Dümmler in: Zeitschrift für deutsches Altertum XIV, NF II (1869) S. 45/46. — Kraus II S. 117 'Nr. 250
mit weiteren Literaturangaben. A
Verse zu Wandmalereien
zwischen 1021—31
Eckehart IV. von Sanct Gallen (seit 1022 Mainzer Domscholaster) dichtete im Auf-
trage des Erzbischofs Aribo von Mainz (1021—31) 864 leoninische Hexameter, die unter
Bilderzyklen des Mainzer Domes angebracht werden sollten. Der Dom wurde zur Zeit
Aribos neugebaut, erst 1036 fand seine Weihe statt. Diese Bilder, die Szenen aus
dem Alten und Neuen Testament darstellen soUten, sind wahrscheinlich nie ausge-
führt worden. Abgesehen davon war die Zahl der Verse so groß, daß Eckehart selbst
nach einer Bemerkung: Eligantur, qui picturis conveniant vorsah, daß eine Reihe von
Versen und projektierten Szenen wegbleiben würden. —
Überliefert ist das Gedicht in einem Codex der St. Gallener-Stifts-Bibliothek. Da die
Verse niemals als Inschrift an der Wand des Mainzer Domes standen, kann auf ihren
Abdruck hier verzichtet werden.
J. Egli, Der Liber Benedictionum Eckeharts IV. (St. Gallen 1909) S. 316. — Ältere Nachdrucke von F. Schneider,
Der hl. Bardo (Mainz 1871) und J. Kieffer, Ekkeharti IV. Sangallensis uersus ad picturas domus domini Mogon-
tine. In: Programm des Großherzogl. Gymnasiums zu Mainz. Schuljahr 1880—81. — Bemerkungen zu dem Ge-
dicht und Autor: E. Dümmler, Eckehart IV. von St. Gallen. In: Zeitschrift für deutsches Altertum XIV, NF. II
(1869) S. 4, 16. — Organ für christl. Kunst XXI (1871) S. 97. — Boehmer-Will, Regesten I S. 162. — Kraus II S.
105 Nr. 235. — E. Rosenbaum, Die hl. Trinität in den Tituli Eckehards IV. von St. Gallen für den Mainzer Dom.
In: Mainzer Kalender 1949 S. 44. — A
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Grabfund: Ring Erzbischof Aribo
1021—31
Jetzt in der Schatzkammer des Domes. Goldener Bischofsring, 1928 im Grab Aribos
unter der Westvierung an der Stelle des heutigen Hochaltars gefunden. Der Ring lag
im Steinsarg an der Stelle der rechten Hand. Der Ringreif besteht aus sogenanntem
Dukatengold, die ovale Platte um den grünen Stein ist etwas weicheres Gold, in das die
2—3 mm große Schrift (Kapitale von kräftiger Form) in Schwefelsilber eingelegt ist.
f ARIBOARCHIEPS
Aribo archiepiscopus Sltlbo
Aribo (1021—31) starb in Como in Oberitalien auf der Heimreise von Rom. Man setzte
seinen in Lorbeerzweige eingebundenen Leichnam offenbar so, wie er von dem langen
Transport gekommen war, im Dome bei. Da die Kenntnis der Grabstätte ganz ver-
loren gegangen war, konnte der Tote durch diesen Ring bestimmt werden.
Die Grabstätte Aribos ist ein Beweis dafür, daß diese Stelle des Westchores überbaut
war, wenn auch 1031 der Dom noch unfertig dastand (Weihe 1036). Daß man den
Erzbischof direkt innen vor einem Eingangsportal beerdigt habe, wie Becker-Sartorius 1
bei ihrer Rekonstruktion des Zentralbaus an Stelle des heutigen Westchors annehmen
müssen, ist doch aus Gründen der Hochschätzung des Grabes einer solchen Persön-
lichkeit recht unwahrscheinlich. Beerdigungen innerhalb unfertiger Bauten kommen
jedoch öfters vor.
Ähnliche Bischofsringe mit den eingravierten Namen ihrer hohen Besitzer sind noch
mehrfach, auch aus dem 11. und 12. Jahrhundert (z. B. in Krakau und Speyer), erhalten 2.
Ein Grabmal oder eine Grabinschrift Aribos ist nicht überliefert. Die Strophen, die
Eckehart IV. als Epitaphium für Aribo dichtete und die in zwei Fassungen auf uns
gekommen sind, blieben wohl nur auf dem Papier. Sie standen wahrscheinlich nie über
seinem Grabe im Dom3.
Gräberfundeprotokoll. — Strempel S. 83 Taf. 114 b. —
1 Baugeschichte des Domes zu Mainz (Mainz 1936) S. 16/17. — Dagegen R. Kautzsch in: Zeitschrift für Kunst-
geschichte VI (1937) S. 207.
2 J. Braun in: Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte II S. 207.
3 E. Dümmler in: Zeitschrift für deutsches Altertum XIV, NF II (1869) S. 45/46. — Kraus II S. 117 'Nr. 250
mit weiteren Literaturangaben. A
Verse zu Wandmalereien
zwischen 1021—31
Eckehart IV. von Sanct Gallen (seit 1022 Mainzer Domscholaster) dichtete im Auf-
trage des Erzbischofs Aribo von Mainz (1021—31) 864 leoninische Hexameter, die unter
Bilderzyklen des Mainzer Domes angebracht werden sollten. Der Dom wurde zur Zeit
Aribos neugebaut, erst 1036 fand seine Weihe statt. Diese Bilder, die Szenen aus
dem Alten und Neuen Testament darstellen soUten, sind wahrscheinlich nie ausge-
führt worden. Abgesehen davon war die Zahl der Verse so groß, daß Eckehart selbst
nach einer Bemerkung: Eligantur, qui picturis conveniant vorsah, daß eine Reihe von
Versen und projektierten Szenen wegbleiben würden. —
Überliefert ist das Gedicht in einem Codex der St. Gallener-Stifts-Bibliothek. Da die
Verse niemals als Inschrift an der Wand des Mainzer Domes standen, kann auf ihren
Abdruck hier verzichtet werden.
J. Egli, Der Liber Benedictionum Eckeharts IV. (St. Gallen 1909) S. 316. — Ältere Nachdrucke von F. Schneider,
Der hl. Bardo (Mainz 1871) und J. Kieffer, Ekkeharti IV. Sangallensis uersus ad picturas domus domini Mogon-
tine. In: Programm des Großherzogl. Gymnasiums zu Mainz. Schuljahr 1880—81. — Bemerkungen zu dem Ge-
dicht und Autor: E. Dümmler, Eckehart IV. von St. Gallen. In: Zeitschrift für deutsches Altertum XIV, NF. II
(1869) S. 4, 16. — Organ für christl. Kunst XXI (1871) S. 97. — Boehmer-Will, Regesten I S. 162. — Kraus II S.
105 Nr. 235. — E. Rosenbaum, Die hl. Trinität in den Tituli Eckehards IV. von St. Gallen für den Mainzer Dom.
In: Mainzer Kalender 1949 S. 44. — A
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