erstmalig wieder auftaucht, nachdem es auf dem Sockel einer Plastik (Nr. 653), der Willigis-
tiir (Nr. 5) und dem Wignand-Stein von 1048 (Nr. 655) nicht zu finden ist.
Weitere zeitliche Anhaltspunkte bieten sich in der liturgischen Gewandung der Heiligen. Sie
tragen keine Mitra, deren Gebrauch frühestens um die Mitte des 11. Jahrhunderts belegt ist.
Der Abt Hartmann ist trotz seines Nimbus kein Heiliger, zumal auch das S(anctus) vor seinem
Namen fehlt. Es ist wohl der Besteller des Weihwasserkessels, nämlich der 1182 und 1185
in Urkunden genannte Abt des Deutzer Klosters, das der hl. Heribert gegründet hatte und in
dem er beigesetzt war.J) Abt Hartmann ist nach auch sonst belegter Sitte der Zeit als hoch-
gestellte Persönlichkeit mit dem Nimbus ausgezeichnet. Der hl. Heribert, Erzbischof (episco-
pus) von Köln starb 1021, er wurde bereits zwischen 1073 und 1075 von Papst Gregor VII
(1073—1085) kanonisiert, der selbst vor 1047 in Köln gelebt hat.
Der Weihwasserkessel ist daher um 1185 zu datieren. Somit rückt er in die Nähe der beiden
anderen bekannten Kesselchen, die im Anfang des 12. Jahrhunderts entstanden.
Kraus II S. 123 Nr. 263. — F. Th. Klingelschmitt, Aus dem Kirchenschatz von St. Stephan in Mainz, S. A. aus: Die Kunst unsrer
Heimat 1913 S. 1. — Klein, Die Kirche St. Stephan in Mainz (Mainz 1866) S. 23. — Falk in: Z. V. M. III (1883) S. 303. —
1 Joseph Braun, Das christliche Altargerät (München 1932) S. 587—596. — A
Inschriften aus dem 12. Jahrhundert ohne genaue Angabe der Jahreszahl
662 St. Jakob Weihwasserkessel Anfang 12. Jahrhundert
Bodmann sah noch 1789 im Kloster Jakobsberg den bronzenen Weihwasserkessel mit folgen-
der Inschrift:
Omnis mundus aquis distinguitur iste quaternis,
Quod scriptis totidem renouandum signat eundem.
Jacobe sancte Del prece nos dignare tueri,
Istud Christe datum Ceizolfi sit tibi gratum.
£)ie ganje 2Be(t tvirb burcb vier glüffe gefcbieben,
£)aö beißt, bafj fie burcb ebenfoviel ©cbrifteii erneuert werben foh.
Üjcftob, ^eiliger ©otteö, bu roolleft unö burcb beine gürbitte fcbüßen,
©iefe @abe Jeiplfö möge £)ir, Sbrijluö, angenehm fein.
Die erste Zeile verweist auf die vier Paradiesesflüsse, (Gen. 2, 10—14) die in der mittelalter-
lichen Ikonographie auf das Taufwasser bezogen werden (z. B. an Taufbecken). Gleichzeitig
verweisen sie aber auch im zweiten Vers auf die vier Evangelien, die die Welt erneuern. Diese
zwei Verse legen den Gedanken nahe, daß auf dem Gefäß, dessen Bildschmuck sonst nirgends
beschrieben wird, die vier Paradiesesflüsse und die vier Evangelisten oder ihre Symbole dar-
gestellt waren. Wir hätten dann auf diesem Weihwasserkessel inhaltlich ähnliche Verse und
gleiche Darstellungen wie auf dem Kessel aus St. Alban (etwa 1116—1119? Nr. 659).
Der dritte Vers erwähnt den heiligen Jakob, woraus hervorgeht, daß der Kessel für das
Jakobsberger-Kloster geschaffen wurde, wo ihn Helwich und Bodmann sahen. Mit dem Unter-
gang des Klosters verschwand er. In dem letzten Vers wird der Stifter des Kessels genannt,
nämlich Zeizolf. Aus Mainzer Urkunden kennen wir einen prominenten Vertreter dieses
Namens, der auch in mehreren für St. Jakob vorkommt. Es ist der Domdekan Zeizolf, der
1108—1119 genannt wird1. Dieser Zeizolf ist besonders bekannt durch die wissenschaftliche
Kontroverse, ob die Johanniskirche der alte Mainzer Dom gewesen sei2. Zwischen 1119 und
1124 starb er, da von 1124 ab ein Domdekan Cuno genannt wird. Damit bekämen wir auch
die mutmaßliche Datierung für diesen verlorenen Weihwasserkessel, nämlich das 2. Jahrzehnt
des 12. Jahrhunderts, also die gleiche Zeit wie für den heute in Speyer befindlichen Kessel.
Helwich, Annalen I f. 176 V. — Bodmann, Rheingauische Altertümer S. 117 a. - Falk in: Kirchenschmuck Bd. XXIV (1868) S. 53. -
Kraus II S. 118 Nr. 255. - J. Braun, Das christliche Altargerät (München 1932) S. 595. -
1 M. Stimming, Mainzer Urkundenbuch (Darmstadt 1932) Nr. 437, 453, 456, 457, 479, 48V 6°°- “
2 A. L. Veit, Ist die Johanniskirche wirklich der alte Mainzer Dom in: Mainzer Journal 1910. Nr. 36, 40, 48, 57, 60. - H. Otto,
Der alte Mainzer Dom in: M. Z. XXXI (1936) S. 45- - J- Sartorius, Ist die Johanniskirche der alte Martinsdom in: Festschrift
Lenhart (1939) S. 25. —
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tiir (Nr. 5) und dem Wignand-Stein von 1048 (Nr. 655) nicht zu finden ist.
Weitere zeitliche Anhaltspunkte bieten sich in der liturgischen Gewandung der Heiligen. Sie
tragen keine Mitra, deren Gebrauch frühestens um die Mitte des 11. Jahrhunderts belegt ist.
Der Abt Hartmann ist trotz seines Nimbus kein Heiliger, zumal auch das S(anctus) vor seinem
Namen fehlt. Es ist wohl der Besteller des Weihwasserkessels, nämlich der 1182 und 1185
in Urkunden genannte Abt des Deutzer Klosters, das der hl. Heribert gegründet hatte und in
dem er beigesetzt war.J) Abt Hartmann ist nach auch sonst belegter Sitte der Zeit als hoch-
gestellte Persönlichkeit mit dem Nimbus ausgezeichnet. Der hl. Heribert, Erzbischof (episco-
pus) von Köln starb 1021, er wurde bereits zwischen 1073 und 1075 von Papst Gregor VII
(1073—1085) kanonisiert, der selbst vor 1047 in Köln gelebt hat.
Der Weihwasserkessel ist daher um 1185 zu datieren. Somit rückt er in die Nähe der beiden
anderen bekannten Kesselchen, die im Anfang des 12. Jahrhunderts entstanden.
Kraus II S. 123 Nr. 263. — F. Th. Klingelschmitt, Aus dem Kirchenschatz von St. Stephan in Mainz, S. A. aus: Die Kunst unsrer
Heimat 1913 S. 1. — Klein, Die Kirche St. Stephan in Mainz (Mainz 1866) S. 23. — Falk in: Z. V. M. III (1883) S. 303. —
1 Joseph Braun, Das christliche Altargerät (München 1932) S. 587—596. — A
Inschriften aus dem 12. Jahrhundert ohne genaue Angabe der Jahreszahl
662 St. Jakob Weihwasserkessel Anfang 12. Jahrhundert
Bodmann sah noch 1789 im Kloster Jakobsberg den bronzenen Weihwasserkessel mit folgen-
der Inschrift:
Omnis mundus aquis distinguitur iste quaternis,
Quod scriptis totidem renouandum signat eundem.
Jacobe sancte Del prece nos dignare tueri,
Istud Christe datum Ceizolfi sit tibi gratum.
£)ie ganje 2Be(t tvirb burcb vier glüffe gefcbieben,
£)aö beißt, bafj fie burcb ebenfoviel ©cbrifteii erneuert werben foh.
Üjcftob, ^eiliger ©otteö, bu roolleft unö burcb beine gürbitte fcbüßen,
©iefe @abe Jeiplfö möge £)ir, Sbrijluö, angenehm fein.
Die erste Zeile verweist auf die vier Paradiesesflüsse, (Gen. 2, 10—14) die in der mittelalter-
lichen Ikonographie auf das Taufwasser bezogen werden (z. B. an Taufbecken). Gleichzeitig
verweisen sie aber auch im zweiten Vers auf die vier Evangelien, die die Welt erneuern. Diese
zwei Verse legen den Gedanken nahe, daß auf dem Gefäß, dessen Bildschmuck sonst nirgends
beschrieben wird, die vier Paradiesesflüsse und die vier Evangelisten oder ihre Symbole dar-
gestellt waren. Wir hätten dann auf diesem Weihwasserkessel inhaltlich ähnliche Verse und
gleiche Darstellungen wie auf dem Kessel aus St. Alban (etwa 1116—1119? Nr. 659).
Der dritte Vers erwähnt den heiligen Jakob, woraus hervorgeht, daß der Kessel für das
Jakobsberger-Kloster geschaffen wurde, wo ihn Helwich und Bodmann sahen. Mit dem Unter-
gang des Klosters verschwand er. In dem letzten Vers wird der Stifter des Kessels genannt,
nämlich Zeizolf. Aus Mainzer Urkunden kennen wir einen prominenten Vertreter dieses
Namens, der auch in mehreren für St. Jakob vorkommt. Es ist der Domdekan Zeizolf, der
1108—1119 genannt wird1. Dieser Zeizolf ist besonders bekannt durch die wissenschaftliche
Kontroverse, ob die Johanniskirche der alte Mainzer Dom gewesen sei2. Zwischen 1119 und
1124 starb er, da von 1124 ab ein Domdekan Cuno genannt wird. Damit bekämen wir auch
die mutmaßliche Datierung für diesen verlorenen Weihwasserkessel, nämlich das 2. Jahrzehnt
des 12. Jahrhunderts, also die gleiche Zeit wie für den heute in Speyer befindlichen Kessel.
Helwich, Annalen I f. 176 V. — Bodmann, Rheingauische Altertümer S. 117 a. - Falk in: Kirchenschmuck Bd. XXIV (1868) S. 53. -
Kraus II S. 118 Nr. 255. - J. Braun, Das christliche Altargerät (München 1932) S. 595. -
1 M. Stimming, Mainzer Urkundenbuch (Darmstadt 1932) Nr. 437, 453, 456, 457, 479, 48V 6°°- “
2 A. L. Veit, Ist die Johanniskirche wirklich der alte Mainzer Dom in: Mainzer Journal 1910. Nr. 36, 40, 48, 57, 60. - H. Otto,
Der alte Mainzer Dom in: M. Z. XXXI (1936) S. 45- - J- Sartorius, Ist die Johanniskirche der alte Martinsdom in: Festschrift
Lenhart (1939) S. 25. —
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