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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0584
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Tonmodel

Mitte 15. Jhdt.

Jetzt im Besitz des städtischen Altertumsmuseums in Mainz. Der Verwendungszweck der Ton-
model ist nicht ganz eindeutig festgestellt. Bode-Volbach vermuten, daß die Plaketten, nach
denen die gebrannten Tonmodel hergestellt wurden, von Goldschmieden gearbeitet wurden,
die auch als Stempelschneider tätig waren. Vielleicht wurden sie hauptsächlich dazu benutzt,
um in Papiermasse oder Stuck ausgeformt, kleine Holzkästchen zu schmücken, die kirchlichen
oder profanen Zwecken dienten. Aber auch an Tongefäßen müssen deren Abdrücke häufig
gewesen sein. Sonst kommen noch Ausformungen auf Glocken, Mörsern und Plaketten vor.
Dementsprechend sind auch die Motive der Darstellungen aus religiösem oder weltlichem
Bereich gewählt. — Fast alle bekannten Model entstanden am Mittelrhein in der Zeit um
1420 bis 1460.
a. Viereckiges Tonmodel mit der Verkündigung. In das 12,5:12,2 cm große Quadrat ist, um-
rahmt von vier Eckzwickeln, ein Kreis einbeschrieben, in dem der Engel mit Spruchband vor
Maria kniet. Auf dem Spruchband steht in 2 mm großen Buchstaben:
• aue « gracia • plcna ♦ Dominus ♦ tec
In dem Wort dominus sind mehrere Blasen, die die fortlaufende Folge der Buchstaben stören.
Deswegen sind einzelne Buchstaben hinter der blasigen Stelle wiederholt. Daraus könnte man
schließen, daß die Schrift erst nach dem Brennen in das Model eingraviert wurde. Auf dem
auf geschlagenen Buch der Madonna steht in winziger Schrift:
eece / an/cflla / Dm / fiat / mtijt
b. Bruchstück eines kreisrunden Tonmodels mit Maria im hortus conclusus. Die linke Seite
ist abgebrochen, so daß nur noch zwei Drittel des Models (Dm: 13,2 cm) erhalten sind, näm-
lich der Engel mit dem Hifthorn und den beiden Hunden, das Einhorn im Schoße Mariens
sowie ein Teil des Gartens mit seiner gezinnten Mauer. Der Abdruck ist sehr flau und wird
nach oben hin noch schwächer. Ein gut erhaltenes völlig gleiches Stück war zusammen mit
einer Bronzeplakette in der Sammlung Figdor in Wien, eine Zinnform im Nürnberger
Nationalmuseum. Gefunden 1897 im Haus zur alten Krone am Brand. Sehr. 2,5 cm. Unten
in der Mitte vor der Gartenmauer auf einem Spruchband:
ortus ♦ conclufus
Unter dem Brunnen im Garten:
fons (fignatus)
Beide Stellen sind dem Liber sei. Hieronymi adversus Jovinianum ex apologia ad Pammachium
pro libro adv. Jov. entnommen. Rest des Spruchbandes des Engels:
plea • Das • tccum
c. Kreisrundes Tonmodel mit der Kreuzigung Christi. Dargestellt ist Christus mit den beiden
Schächern, Maria auf dem Boden zusammengebrochen mit Johannes, Magdalena, Longinus
mit Lanze sowie zwei weitere Personen. Eine sehr ähnliche Bronzeplakette befand sich im
Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin. Dm: 9,6 cm. (Das Model war bis 1953 in den Museums-
beständen noch nicht wieder auf getaucht, so daß es hier nach der Abbildung bei Bode-Volbach
beschrieben wird.) Auf dem Schriftband links vom Kreuze Christi als Ausspruch des Longinus:
oere frli9 bet erat iftc
d. Kreisrundes Tonmodel mit der symbolischen Darstellung der Erlösung. Christus hängt an
einem Astkreuz, das Rebenzweige mit Trauben entsendet, in den Ranken sind die Köpfe der
12 Apostel dargestellt. Gott Vater hackt am Fuße des Kreuzes den Boden auf, während Maria
aus einem Krug die Erde gießt. Eine spätere Nachformung befindet sich auf einer Glocke
in Außerteichen, ein weiteres Exemplar im Kunstgewerbemuseum Berlin. Dm 12,2 cm. (Model
bis 1953 noch nicht wiedergefunden.) Ein Spruchband über dem Kreuz ist auf der Abbildung
nicht zu lesen. Bei Gott Vater: Bei Maria:
pater umtfreat ©er Skater befeuchtet marta fecunbat Sftaria macht fruchtbar

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