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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Zimmerl, Rudolf [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 3 : Wiener Reihe ; Band 1): Die Inschriften des Burgenlandes — Stuttgart: Druckenmüller, 1953

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https://doi.org/10.11588/diglit.55960#0018
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Rückschlägen zum Trotz künden sie von dem zähen Willen, ihre Heimat deutsch zu erhalten, im
Verein mit den Bauern, von denen freilich die Inschriften keine Kunde geben.
Wie die Geschichte der burgenländischen Inschriften mit den angrenzenden Ländern Österreichs
- im nördlichen Teil ist es Niederösterreich und vor allem Wien und Wiener-Neustadt, im süd-
lichen die Steiermark — eng verknüpft ist, so ist auch die Sprache, Mundart und Orthographie der
Inschriften den Inschriften in Niederösterreich weitgehend gleich1. Dasselbe gilt auch von der
geistesgeschichtlichen Entwicklung. Humanismus und Renaissance und später das Barock lassen
sich deutlich in den Inschriften verfolgen.
Leider war es nur bei den Grabinschriften und Wegkreuzen möglich, im Formelschatz die Ent-
wicklung zu verfolgen. Das übrige Material ist zu wenig umfangreich. I )ie Entwicklungsreihen
jedoch, die sich bei den Grabinschriften feststellen lassen, gleichen ebenfalls denen der westlichen
Länder Österreichs (vgl. R. Zimmerl, Die Entwicklung der Grabinschriften Österreichs, Jb. d.
österr. Leo-Gesellschaft, 1934, S. 185 ff.). Vergröberungen im Ausdruck, Entstellungen, unbehol-
fener Satzbau, sowie gelegentlich mangelhafte Ausführung weisen auf einheimische Werkmeister,
die diese Denkmäler schufen. Dafür spricht auch der Umstand, daß weitaus die Mehrzahl der
Denkmäler aus Sandstein gearbeitet ist, wie er etwa in St. Margarethen oder Höflein gebrochen
wird (Tabelle III). Die wenigen Marmordenkmäler - im ganzen sind es 13 — sind eingeführt.

TABELLE HI

Sand-
stein
Mar-
mor
Bronze
anderes
Metall
Email,
Glas
Holz
Kehl-
heimer
Stein
Lein-
wand
Schie-
fer
frag-
lich
Zu-
sam-
men
Grabsteine . . .
26
9

1

1
1

1
3
42
Wegsäulen ....
31








1
32
Bauinschriften
10
o




1



14
Glocken.


10






1
11
Profaninschriften
5
1



2



2
10
Geräte.



6
2





8
Glasfenster . . .









5
Altarbilder . . .





3

2


5
Taufbecken . . .
5









3
75
15
10
7
7
6
2
2
1
7
130

Die SPRACHE DER Inschriften. Im Burgenland finden wir sehr häufig entrundete Vokalformen:
„Sinden“ (Nr. 24), „Seil“ = Säule (Nr. 4), „Creitz“ (Nr. 8, 12, 62), „Freintschaft“ (Nr. 25),
„leichte“ = leuchte (Nr. 15), „Yingling“ (Nr. 89). a und o schwanken im Gebrauch: „hoben“
für haben (Nr. 12); aber „gebarn“ für geboren (Nr. 32), „gestarben“ für gestorben (Nr. 28). Der
alte Schreibgebrauch aw für au und ew für eu findet sich noch vereinzelt: „Havsfraw“ (Nr. 14,
37, 39, 45), „Lewenaw“ (Nr. 45) und „getrewer“ (Nr. 75).
b wird gelegentlich für w gesetzt: „gebesen“ für gewesen (Nr. 27), „bei“ für welle = wolle
(Nr. 27), „erbierdig“ für ehrwürdig (Nr. 27); umgekehrt aber „Sewastiani“ für Sebastian! (Nr. 100).
Die übliche Schreibung des k-Lautes findet sich durchgehend: „Khreiz“ (Nr. 2 und andere); fast
ausnahmslos erscheint in Nr. 24 ckh und kh in allen Stellungen: „Folckhl, khünftigen, khumben,
Moritzkhin, glikhseligen“ (2mal).
Unsicherheit herrscht bei den Verschlußlauten: der stimmhafte Verschlußlaut vertritt den stimm-
losen: „Mueder“ für Mutter (Nr. 4), „Baul“ für Paul (Nr. 7); der stimmlose den stimmhaften
beim Eigennamen: „Pinner“, „Pinder“ für Binder (Nr. 83); sehr auffallend beim Artikel: „ter“
für der (Nr. 7, 103), „ten“ für den (Nr. 63), ferner „alta“ für allda (Nr. 12), „genetig“ für gnä-
dig (Nr. 30), „getechtnvs“ für gedechtnvs (Nr. 8).
Die Form „mähen“ (Nr. 69) ist wohl ein Schreibfehler für machen; ebenso „Mairzi“ (Nr. 89)
für „Marzi“ (März).
Auffallend ist „Ehewitting“ (Nr. 63) in der Bedeutung Ehewirtin, Ehegattin.
Denkmäler, bei denen sich diese Eigentümlichkeiten häufen, sind offenbar von Werkleuten auf
dem flachen Lande hergestellt. Zu dieser groben, provinziellen Art stimmt auch die Gewohnheit,
die Worte nicht nach Silben abzuteilen, die sehr häufig vorkommt: ,,avfricht|en“ (Nr. 7), ,/Fres-
nel rs “ (Nr. 14), u. a.
1 Vgl. dazu auch HHassinger-FBodo, Burgenland, 1941, 36 und die Karten 1-9, 8. 81 f.

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