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Zahn, Peter [Hrsg.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 13 : Münchener Reihe ; Band 3): Die Inschriften der Friedhöfe St. Johannis, St. Rochus und Wöhrd zu Nürnberg (Teilbd. 1: bis zum Jahre 1580) — München: Druckenmüller, 1972

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https://doi.org/10.11588/diglit.45637#0016
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entlang des vormaligen Pfarrgartens wurde dabei abgerissen64). Unter den Beschlüssen über die Gestaltung
des neuen Stückes ist jener Passus bemerkenswert, in dem es heißt, daß „liegende Steine, wie sie auf dem
alten Kirchhof sind, ... auf dem neuen nicht gestattet werden“ 65). Das Bild des Johannisfriedhofes wurde
hierdurch für mehr als ein Jahrhundert einschneidend verändert; erst die heutige Denkmalpflege ist bemüht,
die hochragenden Granit- und Marmordenkmäler der Gründerzeit entfernen zu lassen und die damals
angefügten neuen Teilstücke dem alten Friedhof mit seinen liegenden Steinen anzugleichen.
Im Jahre 1886 wurde schließlich noch das Anwesen „Schwarzer Adler“, der ehemalige Siechkobel, seit
1807 ein Wirtshaus, hinzugekauft. 1896 kam westlich davon als letzte Vergrößerung das Gelände des so-
genannten Johannisbauernhofes hinzu, der mit seinen Feldern seit dem Jahre 1317 zur Grundherrschaft des
Siechkobels gehört hatte66).
Der St. Rochusfriedhof
Anders als der Johannisfriedhof hat der Rochusfriedhof, der etwa 500 m südwestlich des Spittlertors
liegt, erst eine verhältnismäßig kurze Geschichte. Die Anlage wurde gleichzeitig mit der großen Erweite-
rung des Johannisfriedhofes auf Grund eines Ratsbeschlusses mit Einwilligung des Bischofs von Bamberg
alsBcgräbnisplatz für die Bewohner der Lorenzer Stadtseite im Frühjahr 1518 begonnen. Vorher und gleich-
zeitig liefen Verhandlungen zwischen dem Rat und dem Propst von St. Lorenz, in denen es vor allem um
die Regelung der Einkünfte aus den Bestattungen ging, und zwischen dem Propst und dem Stifter Konrad
Imhoff wegen des zu erwartenden Opfergeldes aus dessen geplanter Stiftung der Rochuskapelle, die einige
Jahre später gebaut und nach dem Namen der Stifterfamilie benannt wurde.
Den Ausschlag für die Wahl des Platzes gab jene Stiftung, dabei aber auch die Bodenbeschaffenheit:
auf dem südlichen Ufer der Pegnitz, fast genau gegenüber dem Johannisfriedhof und wie dieser auf dem
sterilen Sandboden der jungdiluvialen Uferterrasse67). Der Vorschlag des Propstes von St. Lorenz, den
neuen Friedhof an den bestehenden Siechkobel von St. Leonhard anzugliedern, war vom Rat wegen des
an dieser Stelle zu feuchten Bodens abgelehnt worden.
Am 21. März 1519 weihte der Bamberger Weihbischof außer dem neuen Teil des Johannisfriedhofes68)
und dem offenbar dennoch vergrößerten Kirchhof zu St. Leonhard auch den neuen kirchoff zum gosten
hoff69), und erhielt im April für gethane sechs weihen 40 Gulden verehrt70). Noch im Sommer wurde mit
dem widerstrebenden Stifter eine Einigung über das Stock- und Tafelgeld erzielt. Die Abgaben sollten pro
Quatember vier Pfund betragen71); den Brüdern Imhoff (Konrad Imhoff starb kurz vorher) wurde die
Beschleunigung des Baues ans Herz gelegt72).
Die Kapelle selbst wurde im Juli 1521 geweiht73). Erweiterungen des Friedhofes sind aus den Jahren
1592 74) und 159975) bekannt. Ebenso wie der Johannisfriedhof noch innerhalb der im Vorfeld der Festungs-
artillerie gelegenen Landwehr aus dem 15. Jahrhundert, blieb der Rochusfriedhof bis 1945 vor größeren
Zerstörungen bewahrt. Im zweiten Weltkrieg wurden das ehemalige Hofmeisterhaus auf dem Imhoffschen
Anwesen, das Totengräberhaus und zahlreiche Grabstätten vernichtet. Bei den Instandsetzungsarbeiten
wurden die östliche Abschlußmauer und ihre Portale verlegt76). Auch auf diesem Friedhof wird heute noch
bestattet.
Die Rochuskapelle (Imhoffkapelle)
Die Rochuskapelle, Stiftung des Konrad Imhoff (1463-1519) und nach dessen Familie benannt'7),
steht an der Südostecke des Friedhofs als gewölbter Sandsteinquaderbau mit 5/8-Chor, nördlich angebauter
Sakristei und einschiffigem Langhaus mit Dachreiter auf dem Satteldach.
64) Besitzwechsel am 1.10.1856. Vorhergegangen waren Verhandlungen vom 5. Mai, ein Kommissionsgutachten
vom 15. Mai, der Kaufbeschluß vom 15. Juni und daraufhin Pläne und Kostenvoranschläge durch Baurat Solger;
vgl. LKA Rep. 10a J-Fach 43 Nr. 21.
65) Ebenda, Punkt II ic des Beschlusses vom 26.6.1856.
66) Nagel a.a. O. Nov. 1928 S. 3; Hirschmann, St. Johannis S. 2.
67) Otremba, Nürnberg S. 8.
68) Siehe oben bei Anm. 42.
69) StAN RVe Nr. 632 fol. 17’ (5.2.1519), Nr. 633 fol. 2’ (11.2.1519).
70) Ebenda RVe Nr. 634 fol. 18 (9.4.1519).
71) Ebenda RVe Nr. 635 fol. 2 (13.4.1519).
72) Stegmann, Rochuskapelle S. 13.
73) Kunstdenkmale X S. 226; Stegmann a.a.O.
74) Nagel a.a.O. Okt. 1928 S. 3.
76) Kunstdenkmale X S. 230.
76) Ebenda S. 230.
77) Zur Baubeschreibung und Ausstattung vgl. Kunstdenkmale X S. 226f. und ausführlich Stegmann, Rochus-
kapelle a. a. O.

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