scher (Peterskirche) bzw. gotischer Vorgängerbauten (Laurentiuskirche, ehemalige Karmeliterkirche) er-
richtet worden. Mittelalterliche Fresken der beiden Kirchen wurden vor dem Abbruch abgelöst und in
das Heimatmuseum der Stadt bzw. in den Neubau der Laurentiuskirche übertragen (nr. 29, nr. 77). Von
den sicher sehr zahlreichen Grabsteinen der älteren Peterskirche ist wenig erhalten geblieben (bedeutsame
Beispiele nr. 3, nr. 10) und nachweisbar sind noch nach dem zweiten Weltkrieg Steine verschwunden,
ehe sie von einem vorübergehenden Lagerungsort entfernt und endgültig an neue Standorte im Heimat-
museum oder im Schloßpark verbracht werden konnten. Dagegen konnte der sehr reiche Bestand der
Laurentiuskirche, die vorzugsweise dem ortsansässigen Adel zur Begräbnisstätte diente, ohne nennenswerte
Verluste in den Neubau übertragen werden. Die Ulner’sche Kapelle in der Neustadt, um 1350 aufgrund
einer Stiftung der Schultheiß von Weinheim errichtet14 15), hat sich als einziger Sakralbau aus mittelalterlicher
Zeit inWeinheim erhalten. Die Kapelle bewahrt einige Grabdenkmäler aus der Familie der Stifter, deren
Nachfolger im Erbgang die Ulncr von Dieburg wurden (nr. 21, nr. 37, nr. 92). Am angrenzenden Spital-
gebäude bezeugt eine Wappentafel mit Bauinschrift die Bautätigkeit der Familie Ulner für das Spital
(nr. 195). Aus der Deutschordensniederlassung in Weinheim hat sich die Bauinschrift der Kirche aus dem
Jahre 1350 in deutscher Sprache erhalten (nr. 17), außerdem ein Grabstein des Jahres 1494. (nr. 73).
Einige alte Adclshöfc in der Stadt zeigen noch Wappen und Bauinschriften des 16. Jahrhunderts, die
wie die Grabsteine der Laurentiuskirche fiir eine zahlenmäßig starke Adelsschicht in Weinheim zeugen.
Das bürgerliche Element setzte sich gegen Ende des Mittelalters stärker durch und gelangte zu Ansehen
und Einfluß. Relativ häufig sind inWeinheim repräsentative Bürgerhäuser auch inschriftlich dokumen-
tiert (nr. 154, nr. 174) oder es hat sich - wie in den Inschriften des Rathauses - eine selbstbewußte Bür-
gerschaft bei der Errichtung öffentlicher Gebäude für die Nachwelt verewigt (nr. 131, nr. 139, nr. 147).
Da gerade bei dieser Inschriftengattung eine sehr hohe Verlustquote mit einkalkuliert werden muß, dürfte
der ursprüngliche Bestand bei weitem höher gewesen sein16).
Für die kleineren Orte des ehemaligen Landkreises Mannheim ist die noch erhaltene Inschriften-Über-
lieferung selbst in ihrer Kärglichkeit - der überwiegende Teil der 207 Inschriften entfällt aufWeinheim
und Ladenburg - repräsentativ: Ilvesheim und Leutershausen bezeugen sich als Adclssitze (nrr. 112, 153,
nrr. 145, 156), Schwetzingen dokumentiert den Beginn des kurfürstlichen Schloßbaues im Jahre 1541
(nr. in) und Altlußheim schließlich ragt durch die singuläre Überlieferung eines „Memoriensteines“
hervor, der sich durch den ehemals speyerischen Besitz der Altlußheimer Kirche erklären lassen dürfte
(nr. 1). Das völlige Fehlen von Inschriften auf kirchlichen Geräten, hölzernen Epitaphien, Altären oder -
von einer kennzeichnenden Ausnahme abgesehen - Taufsteinen ist im Bearbeitungsgebiet symptomatisch
für die Schicksale der Kurpfalz, die durch Bildersturm und den mehrfachen Bekenntnis wechsel des kur-
fürstlichen Hauses eine gewaltsame Purifizierung ihrer Gotteshäuser über sich ergehen lassen mußte. Der
Befund deckt sich hier mit den Beobachtungen im ehemaligen Landkreis Heidelberg, weicht aber von
dem anderer Bearbeitungsgebiete extrem ab. Die eben erwähnte Ausnahme ist ein Taufstein aus dem Jahre
1628 aus der Weinheimer Peterskirche (nr. 196), in dessen Inschrift ausdrücklich auf die Wiedereinführung
der katholischen Religion durch die zurückgekehrten Karmeliter Bezug genommen wird.
Der nördliche Teil des ehemaligen Landkreises Sinsheim
Der südlich von Heidelberg gelegene Teil des ehemaligen Landkreises Sinsheim erstreckt sich in Höhen-
lage zwischen Schwarzwald und Odenwald und ist - in historischen Bezügen gesehen - annähernd identisch
mit dem Gebiet des früh- und hochmittelalterlichen Elsenzgaues16). Zentrum dieses Gaues war Sinsheim,
das als natürlicher Mittelpunkt und Kreuzung wichtiger Fernstraßen diese Stellung auch behielt, als die
politisch-administrative Bindung an den benachbarten Kraichgau und den Enzgau - befördert durch Per-
sonalunion der Gaugrafen von Elsenz- und Kraichgau - enger wurde und schließlich der Name Kraichgau
die alte Bezeichnung Elsenzgau verdrängte17). In der Tcrritorialgeschichtsschreibung des 16. Jahrhunderts
ist Sinsheim stets der Hauptort des Kraichgaues in seinen größeren neuzeitlichen Grenzen18).
14) Dazu speziell E. Fischer, Die Weinheimer Hospitalstiftung. Weinheim 1903.
15) Sehr anschaulich dokumentiert den großen Anteil dieser Inschriftengattung in einer vergleichbaren Stadt der
erste Band der Inschriftenreihe mit den Inschriften der StadtWertheim: DI. I (Main- und Taubergrund). Es läßt sich
freilich schwer abschätzen, ob dieser Reichtum einer sehr günstigen Lage der Überlieferung zu danken ist und andere
Städte einen ähnlich reichen Bestand cingcbüßt haben oder ob Wertheim tatsächlich so besonders reich an Inschriften
dieser Art war, wie es nach dem noch Vorhandenen den Anschein hat.
16) M.Schaab, Der Elsenzgau, in: Die Reichsabtei Lorsch a.a.O. S. 605ff.
X7) AmtlKreisbeschreibung I 218.
18) Vgl. dazu zusammenfassend A. Schlitt, Die Kreisstadt Sinsheim an der Elsenz, in: Kraichgau, Heimatforschung
im Landkreis Sinsheim Folge 2 (1970) 47 ff. (m. Literatur).
XIII
richtet worden. Mittelalterliche Fresken der beiden Kirchen wurden vor dem Abbruch abgelöst und in
das Heimatmuseum der Stadt bzw. in den Neubau der Laurentiuskirche übertragen (nr. 29, nr. 77). Von
den sicher sehr zahlreichen Grabsteinen der älteren Peterskirche ist wenig erhalten geblieben (bedeutsame
Beispiele nr. 3, nr. 10) und nachweisbar sind noch nach dem zweiten Weltkrieg Steine verschwunden,
ehe sie von einem vorübergehenden Lagerungsort entfernt und endgültig an neue Standorte im Heimat-
museum oder im Schloßpark verbracht werden konnten. Dagegen konnte der sehr reiche Bestand der
Laurentiuskirche, die vorzugsweise dem ortsansässigen Adel zur Begräbnisstätte diente, ohne nennenswerte
Verluste in den Neubau übertragen werden. Die Ulner’sche Kapelle in der Neustadt, um 1350 aufgrund
einer Stiftung der Schultheiß von Weinheim errichtet14 15), hat sich als einziger Sakralbau aus mittelalterlicher
Zeit inWeinheim erhalten. Die Kapelle bewahrt einige Grabdenkmäler aus der Familie der Stifter, deren
Nachfolger im Erbgang die Ulncr von Dieburg wurden (nr. 21, nr. 37, nr. 92). Am angrenzenden Spital-
gebäude bezeugt eine Wappentafel mit Bauinschrift die Bautätigkeit der Familie Ulner für das Spital
(nr. 195). Aus der Deutschordensniederlassung in Weinheim hat sich die Bauinschrift der Kirche aus dem
Jahre 1350 in deutscher Sprache erhalten (nr. 17), außerdem ein Grabstein des Jahres 1494. (nr. 73).
Einige alte Adclshöfc in der Stadt zeigen noch Wappen und Bauinschriften des 16. Jahrhunderts, die
wie die Grabsteine der Laurentiuskirche fiir eine zahlenmäßig starke Adelsschicht in Weinheim zeugen.
Das bürgerliche Element setzte sich gegen Ende des Mittelalters stärker durch und gelangte zu Ansehen
und Einfluß. Relativ häufig sind inWeinheim repräsentative Bürgerhäuser auch inschriftlich dokumen-
tiert (nr. 154, nr. 174) oder es hat sich - wie in den Inschriften des Rathauses - eine selbstbewußte Bür-
gerschaft bei der Errichtung öffentlicher Gebäude für die Nachwelt verewigt (nr. 131, nr. 139, nr. 147).
Da gerade bei dieser Inschriftengattung eine sehr hohe Verlustquote mit einkalkuliert werden muß, dürfte
der ursprüngliche Bestand bei weitem höher gewesen sein16).
Für die kleineren Orte des ehemaligen Landkreises Mannheim ist die noch erhaltene Inschriften-Über-
lieferung selbst in ihrer Kärglichkeit - der überwiegende Teil der 207 Inschriften entfällt aufWeinheim
und Ladenburg - repräsentativ: Ilvesheim und Leutershausen bezeugen sich als Adclssitze (nrr. 112, 153,
nrr. 145, 156), Schwetzingen dokumentiert den Beginn des kurfürstlichen Schloßbaues im Jahre 1541
(nr. in) und Altlußheim schließlich ragt durch die singuläre Überlieferung eines „Memoriensteines“
hervor, der sich durch den ehemals speyerischen Besitz der Altlußheimer Kirche erklären lassen dürfte
(nr. 1). Das völlige Fehlen von Inschriften auf kirchlichen Geräten, hölzernen Epitaphien, Altären oder -
von einer kennzeichnenden Ausnahme abgesehen - Taufsteinen ist im Bearbeitungsgebiet symptomatisch
für die Schicksale der Kurpfalz, die durch Bildersturm und den mehrfachen Bekenntnis wechsel des kur-
fürstlichen Hauses eine gewaltsame Purifizierung ihrer Gotteshäuser über sich ergehen lassen mußte. Der
Befund deckt sich hier mit den Beobachtungen im ehemaligen Landkreis Heidelberg, weicht aber von
dem anderer Bearbeitungsgebiete extrem ab. Die eben erwähnte Ausnahme ist ein Taufstein aus dem Jahre
1628 aus der Weinheimer Peterskirche (nr. 196), in dessen Inschrift ausdrücklich auf die Wiedereinführung
der katholischen Religion durch die zurückgekehrten Karmeliter Bezug genommen wird.
Der nördliche Teil des ehemaligen Landkreises Sinsheim
Der südlich von Heidelberg gelegene Teil des ehemaligen Landkreises Sinsheim erstreckt sich in Höhen-
lage zwischen Schwarzwald und Odenwald und ist - in historischen Bezügen gesehen - annähernd identisch
mit dem Gebiet des früh- und hochmittelalterlichen Elsenzgaues16). Zentrum dieses Gaues war Sinsheim,
das als natürlicher Mittelpunkt und Kreuzung wichtiger Fernstraßen diese Stellung auch behielt, als die
politisch-administrative Bindung an den benachbarten Kraichgau und den Enzgau - befördert durch Per-
sonalunion der Gaugrafen von Elsenz- und Kraichgau - enger wurde und schließlich der Name Kraichgau
die alte Bezeichnung Elsenzgau verdrängte17). In der Tcrritorialgeschichtsschreibung des 16. Jahrhunderts
ist Sinsheim stets der Hauptort des Kraichgaues in seinen größeren neuzeitlichen Grenzen18).
14) Dazu speziell E. Fischer, Die Weinheimer Hospitalstiftung. Weinheim 1903.
15) Sehr anschaulich dokumentiert den großen Anteil dieser Inschriftengattung in einer vergleichbaren Stadt der
erste Band der Inschriftenreihe mit den Inschriften der StadtWertheim: DI. I (Main- und Taubergrund). Es läßt sich
freilich schwer abschätzen, ob dieser Reichtum einer sehr günstigen Lage der Überlieferung zu danken ist und andere
Städte einen ähnlich reichen Bestand cingcbüßt haben oder ob Wertheim tatsächlich so besonders reich an Inschriften
dieser Art war, wie es nach dem noch Vorhandenen den Anschein hat.
16) M.Schaab, Der Elsenzgau, in: Die Reichsabtei Lorsch a.a.O. S. 605ff.
X7) AmtlKreisbeschreibung I 218.
18) Vgl. dazu zusammenfassend A. Schlitt, Die Kreisstadt Sinsheim an der Elsenz, in: Kraichgau, Heimatforschung
im Landkreis Sinsheim Folge 2 (1970) 47 ff. (m. Literatur).
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