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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 16: Heidelberger Reihe ; Band 6: Die Inschriften des Rhein-Neckar-Kreises ; 2): Ehemaliger Landkreis Mannheim, ehemaliger Landkreis Sinsheim (nördlicher Teil) — München: Druckenmüller, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.52967#0019
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über den Rang kleiner Amts- und Landstädtchen nicht hinauswuchsen23). Die Orientierung richtet sich
zwar auf den kurfürstlichen Hof in Heidelberg, bleibt ihm aber wegen der starken Bindungen der Ritter-
schaft an ihre spezifischen S tandesvertretungen auch in vielem entgegengesetzt. Demgegenüber ist der ehema-
lige Landkreis Mannheim mit seinen beiden kleineren Zentren Ladenburg und Weinheim ganz deutlich nach
Worms auf der einen Seite, nach Heidelberg auf der anderen Seite ausgerichtet, die Städte entwickeln sich
zu Nebenresidenzen, sie bilden einen Schwerpunkt für den umwohnenden Adel und das Bürgertum ge-
langt zu einer eigenständigen Ausprägung, die vonWohlstand zeugt. Dafür fehlen die im Kraichgau do-
minierenden Adelsbcsitzungen fast völlig, die der Landschaft des ehemaligen Landkreises Sinsheim ihre
typische Eigenständigkeit verleihen.
2. Die nicht-originale Inschriftenüberlieferung
Für das im vorliegenden Band bearbeitete Gebiet existiert keinerlei schriftliche, spezifisch auf Inschrif-
ten ausgerichtete Überlieferung größeren Ausmaßes. Weder für Ladenburg noch fürWcinhcim haben sich
im 17. oder 18. Jahrhundert Sammler gefunden, die systematisch den noch erhaltenen Bestand erfaßt hät-
ten. Das hängt mit den historischen Gegebenheiten eng zusammen: Ladenburg war bis zum Beginn des
18. Jahrhunderts teils wormsisch, teils pfälzisch, die Zuständigkeit für eine - wie immer geartete - Samm-
lung war also von vornherein unklar und Anregungen, wie sic etwa in Mainz im 17. Jahrhundert durch
Georg Helwich, im 18. Jahrhundert durch den Weihbischof Stephan Alexander Wiirdtwein gegeben wa-
ren24), fehlten im Wormser Bistum. Für die Kurpfalz warenWeinheim, Ladenburg und der Kraichgau
Hinterland, das gegenüber dem Zentrum Heidelberg zweitrangig blieb. Was daher an Inschriften auf-
gezeichnet und damit kopial überliefert wurde, blieb ganz zufällig und ist sicher nur ein Bruchteil dessen,
was einst vorhanden gewesen sein muß. Das ist die Ursache dafür, daß in dem hier vorgelegten Band die
original erhaltenen Inschriften die kopial überlieferten weitaus überwiegen, eine Beobachtung, die auf
fast alle Bearbeitungsgebiete ähnlicher Struktur zutreffen dürfte. Die Zahl von 293 erhaltenen Inschriften
im Vergleich zu 59 lediglich kopial überlieferten Inschriften kennzeichnet also nicht eine besonders günstige
Überlieferungslage für die ersteren, sondern allenfalls eine sehr ungünstige Überlieferungslage für die
letzteren.
Einige Inschriften aus Ladenburg, Weinheim, Sinsheim und Schriesheim hat im 18. Jahrhundert der
Sammler des Thesaurus Palatinus, Johann Franz Capellini, Reichsfreiherr von Wickenburg, gen. Stechi-
nelli, in sein Werk aufgenommen, das heute im Besitz des Geheimen Hausarchivs in München verwahrt
wird25). Wickenburg war Präsident der kurpfälzischen geistlichen Administration und hatte als solcher
ständig mit den Zeugnissen der Vergangenheit in Form von Bauwerken, Denkmälern, Inschriften und
Archivalien zu tun. Die Überlieferung ist zwar nicht immer zuverlässig, aber vielfach singulär, mitunter
auch durch Zeichnungen illustriert. Ortschroniken im eigentlichen Sinne sind im Bearbeitungsgebiet aus
älterer Zeit nicht erhalten, was an handschriftlichen Notizen in Ladenburger und Weinheimer Archiven
verwahrt wird, bietet nur gelegentliche Funde. Für einige Kraichgauorte liefern Adclsgeschichtcn wert-
volle Beiträge26). Aber selbst das Benediktinerkloster auf dem Michaclsberg bei Sinsheim hat offenbar
keine schriftliche Aufzeichnung über die sicher einst vorhandenen zahlreichen Inschriften veranlaßt, es
sei denn, eine solche Aufzeichnung hätte das Schicksal der Bibliothek und des anderen Klosterbesitzes
geteilt und wäre im Bauernkrieg zerstört worden.
3. Zur Technik der Inschriftenanbringung
Das hier vorgelegte Material zeigt im Untersuchungsbereich fast alle gebräuchlichen Formen der
Inschriftengestaltung. Die gängigsten Techniken sind die in den Stein eingemeißelten oder in Metall gegos-
senen Inschriften. Steininschriften sind in ihrer Mehrzahl vertieft eingehauen; ihre Ausführung ist je nach
Qualität der Steine und letzten Endes nach der mehr oder weniger großen Zahlungskräftigkeit ihrer Be-
steller sehr unterschiedlich, sie reicht von extrem sorgfältig und tief ausgehauenen Inschriften bis zu flüch-
tig eingehauenen. Ob und in welchem Ausmaß vertieft eingehauene Inschriften farbig (rot oder schwarz)
nachgezogen waren, läßt sich nicht mehr beurteilen, zeitgenössische Farbspuren waren nirgends feststell-

23) F. Gleim, Die Städte des Kraichgaus. Ein rechtsgeschichtlicher Beitrag zur Städteforschung. Phil. Diss. (un-
gedr.) Heidelberg 1950.
24) Über ihn vgl. DI. II (Mainz) S. [23].
25) Ausführlicher in DI. XII (Heidelberg) p. XVIII mit Nachweisen.
26) Vor allem C.W.F.L.Stocker, Chronik der Familie von Gemmingen I—III. Heidelberg 1865-1880.

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