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Maierhöfer, Isolde [Oth.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 17 : Münchener Reihe ; Band 5): Die Inschriften des Landkreises Hassberge — München: Druckenmüller, 1979

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https://doi.org/10.11588/diglit.45639#0020
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Bauplastik
Im Zusammenhang mit der Architektur entstanden die Gedächtnisplatte der Grundsteinlegung und das
Christushaupt-Relief (Nr. u) an bzw. in der Pfarrkirche, ferner die reich dekorierte Bauinschrift (Nr. 28)
und das Kreuzigungstympanon (Nr. 39) an der Ritterkapelle von Haßfurt, das Jüngste Gericht am Karner
in Ebern (Nr. 40), die Bilderbibel in Walchenfeld (Nr. 136), das Fenstergewände (Nr. 143) an der Pfarrkirche
in Altenstein, Hans Nußbaums (?) Heinrichs- und Kunigundenrelief in Zeil (Nr. 429 XIV), die Pieta (Nr. 103)
und der Kreuzfall (Nr. 424) in Haßfurt, zahlreiche datierte und nicht datierte Wappensteine, vorab die Engel
von Schweinshaupten (Nr. 97 und 386), Haßfurt (Nr. 97) und Unterhohenried (Nr. 235) sowie die Echter-Ge-
dächtnistafeln (Nr. 339, 340, 341, 342, 343, 345 und 347).
Funeralplastik
Die Funeralplastik ist mit Grabplatten, Grabmälem und Epitaphien von einfachen bis qualitätsvollen
Arbeiten vertreten. Ältestes erhaltenes Denkmal ist der Tumbendeckel des Heinrich von Seinsheim in Maria-
burghausen (Nr. 5). Erst Ende des 15. Jahrhunderts, kurz bevor die Wappenplatten (u.a. Nr. 58, 76, 77, 178,
212, 214, 222, 294, 308, 326, 328, 330, 349, 375, 410) einsetzten, sind Bodenplatten mit Figuren festzustel-
len. Beide Typen waren über das 17. Jahrhundert hinaus gebräuchlich. Hervorzuheben sind bei den Figuren-
platten jene in Mariaburghausen (Nr. 55, 125, 127, 157, 181, 187t, 198 und 298), zumeist noch im Ziegel-
boden der Gruft, jene in Pfarrweisach (Nr. 82, 109 und 110), die dortige Frauengestalt wohl aus der Hand
eines örtlichen Meisters, der vor allem Holzplastiken schuf, die beiden Memmelsdorfer (Nr. 231 und 252)
sowie jene in Königsberg und Schweinshaupten (Nr. 53, 72, 108 und 138). Hier erinnert die Figur des Jörg
Fuchs (Nr. 114) an die Riemenschneiderwerkstatt, der auch die Platte für vier Altenstein-Kinder (Nr. 123)
in Eltmann entstammt. Sie hat noch die Normalgröße von ca. 180 zu 85 cm. Um 1560 wurde es dann üblich,
Kindergrabplatten im Format von ca. 90 zu 60 cm herzustellen, Maße, wie sie die Königsberger Platten (Nr.
148, 173, 176, 183, 185, 191, 201, 207, 223 und 232) haben. Die teils gedrungenen, teils schlanken, aus-
drucksvollen Gestalten wurden offenbar von zwei verschiedenen Steinmetzen einer örtlichen Werkstatt
geschaffen, die wohl mit dem Namen Kirchoff in Zusammenhang zu bringen ist. Auch der unversehrte
Stein für Cordula von Ostheim in Friesenhausen (Nr. 166) gehört hierher. Seit 1570 stellte man die
Figuren häufig in eine Bogenarchitektur (u.a. Nr. 157, 166, 172 und 334). Um die Jahrhundertwende
kamen zu den vergrößerten, manchmal von Engeln gehaltenen Wappen, Inschrifttafeln, die, teilweise die
Figur verdeckend (Nr. 334), die Umschrift ersetzten. Die selteneren Kreuzplatten wählten vorwiegend
Bürgerliche (Nr. 26,199, 230, 251, 323, 353 und 357), in zwei Fällen Adelige (Nr. 138 und 159). Auch Grab-
platten mit eingelassenen Messingtafeln wurden festgestellt (Nr. 242t und 293t). Nicht näher bestimmbar
sind die in Theres (Nr. ioöf, 129t, 171t, 249t, 350t und 412t), Rentweinsdorf (Nr. 316t, 321t, 359t und
409) und Königsberg (Nr. 329t, 416t) verlorengegangenen Objekte.
Im Laufe der Zeit wurden fast alle Grabplatten gehoben - eine Ausnahme bildet nur Mariaburghausen -
und in die Kirchen wände eingelassen. Dies macht zuweilen die Unterscheidung von den Wanddenkmä-
lem, deren breite Skala künstlerischer Möglichkeiten von der stehenden Grabplatte über die Addition von
Giebel, Platte und Sockel bis zum retabelartigen Aufbau mit halb- bis vollrunden Figuren reichte, schwie-
rig24). Zudem sind die Begriffe Grab(denk)mal und Epitaph nicht scharf genug umrissen25). In der Form
zwar noch der Grabplatte verhaftet, in der Ausführung der Figuren jedoch richtungweisend für die begin-
nende Renaissance, ist das Haßfurter Doppelgrabmal für Hans und Brigitta von Schaumberg (Nr. 73 und
74). Als Meister werden Hans von Wildberg bzw. Hans Nußbaum26 * 28 vermutet. Von gleicher Auffas-
24) Bekanntlich wurden auch Liegefiguren stehend dargestellt. Nach Bruhns, Grabplastik 4, hat der Stein ge-
legen, wenn die Figur auf der Seite des Löwen bzw. Hundes steht, der dann nach Aufrichtung der Platte in Rücken-
ansicht erscheint; bei Figuren, die auf einem Sockel stehen, ist diese Unterscheidung nicht möglich; siehe dazu
auch V. Huhn, Löwe und Hund als'Symbol des Rechts, MJb. 7 (1955) 1-63.
25) KritischeWürdigung der älteren Literatur bei A. Weckwerth, Der Ursprung des Bildepitaphs, Zs. f. Kunst-
geschichte 20, 1957,147-185,bes. 147-150; dazu, der umfassenden Übersicht wegen herausgegrifien: E. Borgwardt,
Die Typen des mittelalterlichen Grabmals in Deutschland, Phil. Diss. Freiburg i.Br., Schramberg/Schwarzwald 1939;
zuletzt P. Schoenen, Epitaph, in: Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte 5 (1967) Sp. 872-921. - Im Folgen-
den werden als Grabmal jene Denkmäler bezeichnet, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Begräbnisstätte
befinden. Epitaph wird für Denkmäler verwendet, die mit der Grabstätte nicht in Verbindung stehen und an eine
Stiftung erinnern, ferner für (nur literarische) Grabinschriften. Grabmal und (ausgeführtes) Epitaph sind seit der
Renaissance äußerlich kaum zu unterscheiden. Die hier wie dort angebrachten Inschriftplatten kommen auch als
einfache Erinnerungstafeln an Tote oder an Stiftungen für sich selbst, manchmal aus Denkmälern herausgelöst, vor.
2e) O. Freiherr von Schaumberg, Die Ritterkapelle zu Haßfurt, Mainlande 2 (1951) 4; Sitzmann I 400;
ders. und H. Mayer, Hans Nußbaum. Ein Bamberger Bildschnitzer der Dürerzeit, BHVB 90 (1950) 279-320, hier
28 5 f. und 314.

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