Die erste Glocke mit dem bis zum Ende des 16. Jahrhunderts gebräuchlichen Zinnen- und Maßwerkfries
-anstelle derZimien kommen auch Wülste vor - hängt in Wiilflingen (Nr. 30). Das Dekor verwendeten
nach dem Kulmbacher Albert Eulenschmid 56) in Eltmann (Nr. 34) die zuerst in Schweinfurt, dann in Bam-
berg ansässigen Zeitlos57), die den Glocken in Unfinden (Nr. 57), Junkersdorf (Nr. 79), Prappach (Nr. 82),
Römershofen (Nr. 84), Unterhohenried (Nr. 87), Westheim (Nr. 91), Gädheim (Nr. 96t), Stettfeld (Nr. ioof),
Theinheim (Nr. 102) und Obertheres (Nr. 107t) das Siegel der Reichsstadt aufprägten. Gabriel Hirder58)
aus Nürnberg verzierte seine Rahelsdorfer Glocke (Nr. 141) mit doppeltem Bogenfries mit Lilienenden.
Wahrscheinlich schuf er auch die mit G.EL bezeichnete Armesünderglocke in Ebern (Nr. 144t). Und wäh-
rend Christoph Heider aus Elildburghausen59) außer Wülsten, Medaillons und Reliefs auf der Gereuther
Glocke (Nr. 174) zum ersten Mal ein Wappen anbrachte, verwendeten die Nürnberger Christoph Glocken-
gießer, Vater und Stiefsohn60), bei ihren Glocken in Aidhausen (Nr. 193 und 194), Bundorf(Nr. 233 und 276 t),
Bischwind (Nr. 273t), Römershofen (Nr. 274), Altershausen (Nr. 275t), Eltmann (Nr. 277), Hellingen (Nr. 280
und 281), Schweinshaupten (Nr. 282 und 283t), Stettfeld (Nr. 284) und Unfinden (Nr. 285) noch immer den
altertümlichen Zinnen- und Maßwerkfries, wobei der jüngere an den Flanken seiner Glocken manchmal
Wappen anbrachte. Die Brüder Melchior und Hieronymus Moeringck aus Erfurt61) schufen für Burg-
preppach (Nr. 225 und 22öf), Ebern (Nr. 254t), Rentweinsdorf (Nr. 257, 258, 259 und 297), Unterhohenried
(Nr. 307) und Augsfeld (Nr. 317 und 318) Glocken mit Akanthusfries, Reliefs und Wappen; die Kronen sind
zuweilen mit bärtigen Männerköpfen geschmückt. Einzelstücke im Haßbergland waren die Glocken in
Obermerzbach (Nr. 337t) und Goßmannsdorf (Nr. 363t) von Hans Polster bzw. Alexander Koller62). Die
lothringischen Wandergießer Caspar Delson und Petrus Bulevil63) schufen drei der fünf Oberthereser
Glocken (Nr. 388f, 393t und 398); eine vierte (Nr. 400t) wurde in Schonungen (Lkr. Schweinfurt) gegos-
sen. Für die Königsberger Marienkirche fertigte der Coburger Georg Werther64) zwei (Nr. 414 und 415),
für die Stadtpfarrkirche in Zeil der Kronacher Andreas Limmer eine (Nr. 419) mit Arabeskenfriesen, Engels-
köpfen und Wappen reich dekorierte Glocke.
Bildstöcke
Die Bildstöcke65) (Nr. 59, 98, 133, 163, 180, 188, 241, 369t, 371, 372, 373t, 379, 380, 389, 391t, 394,
395t, 404, 422 und 429 LXXVI) aus der Zeit von etwa 1500 bis 1630 bauen sich mit Ausnahme des bekann-
ten Oberthereser aus Sockel, Schaft und rechteckig-würfelförmiger Laterne auf. Schaft und Bedachung
sind unterschiedlich gestaltet. Mit Ausnahme der bildlosen Zigeunermarter (Nr. 429 LXVI) lassen alle das
Passionsthema anklingen. An den Flanken treten auch örtlich bzw. persönlich verehrte Heilige auf. Die Stif-
ter, die sich in aller Regel mit Namen und Wappen verewigten, sind seit dem Ende des 16. Jahrhunderts
mehrfach persönlich als Adoranten dargestellt.
Besondere Punkte markierten neben den zahlreichen unbeschrifteten Steinkreuzen Grenzsteine, wie
sie in Augsfeld (Nr. 200) und Dürrenried (Nr. 429 XLIV) erhalten sind.
Zusammenfassung
Den Herrschaftsverhältnissen entsprechend strömten im Haßbergkreis künstlerische Einflüsse Würz-
burgs, Sachsen-Thüringens und Bambergs zusammen. Überregional dürfte vor allem die von der Ordens-
regel bestimmte Bauhütte in Mariabtirghausen gewesen sein. Regionale Maurermeister und Steinmetzen
56) Ebd. 41 und Sitzmann I 140.
57) F. Gademann, Zwei Schweinfurter Glockengießer, Claus und Hans Zeitlos, Schweinfurter Heimatbll. 3
(1926) 41-45; Glockenatlas Mittelfranken 38f.; Sitzmann I 603f.
58) Glockenatlas Mittelfranken 46f.; Sitzmann I 250.
59) Walter, Glockenkunde 760; H. Weber, Zur Geschichte der Glockeninschriften aus dem Bamberger Land,
Archiv f. christl. Kunst (1887) 83 f.; 90-92; 98f.; 107E und, hier ausgewertet, (1888) 4-6.
60) Glockenatlas Mittelfranken 44-46; E. Kemmeter, Alte Glockeninschriften aus Mainfranken, Mainlande 8
(1957) 41-43; 46f.; 52; 54-56; hier 42. - Sein und seiner Frau Bildnis befindet sich in der Stiftung der Familie, dem
Glockengießerspital in Lauf a.d. Pegnitz; Kdm. Lauf 18, Abb. Nr. 156 (S. 193); Walter, Glockenkunde 739.
61) Sitzmann I 327; Walter, Glockenkunde 822h
62) Walter, Glockenkunde 800.
63) Glockenatlas Mittelfranken 50f.
64) Sitzmann I 576; Walter, Glockenkunde 905.
65) Zur Typisierung und Motivierung der Bildstöcke siehe Dünninger-Schemmel; dort ist auch die bis
1970 erschienene Literatur zusammengestellt. - Zur systematischen Erfassung der fränkischen Bildstöcke siehe J. Gott-
schalk und B. Schemmel, Entwurf zur Erfassung freistehender religiöser Male (Bildbaum - Bildstock - Weg-
kapelle), MJb. 24 (1972) 146-176.
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-anstelle derZimien kommen auch Wülste vor - hängt in Wiilflingen (Nr. 30). Das Dekor verwendeten
nach dem Kulmbacher Albert Eulenschmid 56) in Eltmann (Nr. 34) die zuerst in Schweinfurt, dann in Bam-
berg ansässigen Zeitlos57), die den Glocken in Unfinden (Nr. 57), Junkersdorf (Nr. 79), Prappach (Nr. 82),
Römershofen (Nr. 84), Unterhohenried (Nr. 87), Westheim (Nr. 91), Gädheim (Nr. 96t), Stettfeld (Nr. ioof),
Theinheim (Nr. 102) und Obertheres (Nr. 107t) das Siegel der Reichsstadt aufprägten. Gabriel Hirder58)
aus Nürnberg verzierte seine Rahelsdorfer Glocke (Nr. 141) mit doppeltem Bogenfries mit Lilienenden.
Wahrscheinlich schuf er auch die mit G.EL bezeichnete Armesünderglocke in Ebern (Nr. 144t). Und wäh-
rend Christoph Heider aus Elildburghausen59) außer Wülsten, Medaillons und Reliefs auf der Gereuther
Glocke (Nr. 174) zum ersten Mal ein Wappen anbrachte, verwendeten die Nürnberger Christoph Glocken-
gießer, Vater und Stiefsohn60), bei ihren Glocken in Aidhausen (Nr. 193 und 194), Bundorf(Nr. 233 und 276 t),
Bischwind (Nr. 273t), Römershofen (Nr. 274), Altershausen (Nr. 275t), Eltmann (Nr. 277), Hellingen (Nr. 280
und 281), Schweinshaupten (Nr. 282 und 283t), Stettfeld (Nr. 284) und Unfinden (Nr. 285) noch immer den
altertümlichen Zinnen- und Maßwerkfries, wobei der jüngere an den Flanken seiner Glocken manchmal
Wappen anbrachte. Die Brüder Melchior und Hieronymus Moeringck aus Erfurt61) schufen für Burg-
preppach (Nr. 225 und 22öf), Ebern (Nr. 254t), Rentweinsdorf (Nr. 257, 258, 259 und 297), Unterhohenried
(Nr. 307) und Augsfeld (Nr. 317 und 318) Glocken mit Akanthusfries, Reliefs und Wappen; die Kronen sind
zuweilen mit bärtigen Männerköpfen geschmückt. Einzelstücke im Haßbergland waren die Glocken in
Obermerzbach (Nr. 337t) und Goßmannsdorf (Nr. 363t) von Hans Polster bzw. Alexander Koller62). Die
lothringischen Wandergießer Caspar Delson und Petrus Bulevil63) schufen drei der fünf Oberthereser
Glocken (Nr. 388f, 393t und 398); eine vierte (Nr. 400t) wurde in Schonungen (Lkr. Schweinfurt) gegos-
sen. Für die Königsberger Marienkirche fertigte der Coburger Georg Werther64) zwei (Nr. 414 und 415),
für die Stadtpfarrkirche in Zeil der Kronacher Andreas Limmer eine (Nr. 419) mit Arabeskenfriesen, Engels-
köpfen und Wappen reich dekorierte Glocke.
Bildstöcke
Die Bildstöcke65) (Nr. 59, 98, 133, 163, 180, 188, 241, 369t, 371, 372, 373t, 379, 380, 389, 391t, 394,
395t, 404, 422 und 429 LXXVI) aus der Zeit von etwa 1500 bis 1630 bauen sich mit Ausnahme des bekann-
ten Oberthereser aus Sockel, Schaft und rechteckig-würfelförmiger Laterne auf. Schaft und Bedachung
sind unterschiedlich gestaltet. Mit Ausnahme der bildlosen Zigeunermarter (Nr. 429 LXVI) lassen alle das
Passionsthema anklingen. An den Flanken treten auch örtlich bzw. persönlich verehrte Heilige auf. Die Stif-
ter, die sich in aller Regel mit Namen und Wappen verewigten, sind seit dem Ende des 16. Jahrhunderts
mehrfach persönlich als Adoranten dargestellt.
Besondere Punkte markierten neben den zahlreichen unbeschrifteten Steinkreuzen Grenzsteine, wie
sie in Augsfeld (Nr. 200) und Dürrenried (Nr. 429 XLIV) erhalten sind.
Zusammenfassung
Den Herrschaftsverhältnissen entsprechend strömten im Haßbergkreis künstlerische Einflüsse Würz-
burgs, Sachsen-Thüringens und Bambergs zusammen. Überregional dürfte vor allem die von der Ordens-
regel bestimmte Bauhütte in Mariabtirghausen gewesen sein. Regionale Maurermeister und Steinmetzen
56) Ebd. 41 und Sitzmann I 140.
57) F. Gademann, Zwei Schweinfurter Glockengießer, Claus und Hans Zeitlos, Schweinfurter Heimatbll. 3
(1926) 41-45; Glockenatlas Mittelfranken 38f.; Sitzmann I 603f.
58) Glockenatlas Mittelfranken 46f.; Sitzmann I 250.
59) Walter, Glockenkunde 760; H. Weber, Zur Geschichte der Glockeninschriften aus dem Bamberger Land,
Archiv f. christl. Kunst (1887) 83 f.; 90-92; 98f.; 107E und, hier ausgewertet, (1888) 4-6.
60) Glockenatlas Mittelfranken 44-46; E. Kemmeter, Alte Glockeninschriften aus Mainfranken, Mainlande 8
(1957) 41-43; 46f.; 52; 54-56; hier 42. - Sein und seiner Frau Bildnis befindet sich in der Stiftung der Familie, dem
Glockengießerspital in Lauf a.d. Pegnitz; Kdm. Lauf 18, Abb. Nr. 156 (S. 193); Walter, Glockenkunde 739.
61) Sitzmann I 327; Walter, Glockenkunde 822h
62) Walter, Glockenkunde 800.
63) Glockenatlas Mittelfranken 50f.
64) Sitzmann I 576; Walter, Glockenkunde 905.
65) Zur Typisierung und Motivierung der Bildstöcke siehe Dünninger-Schemmel; dort ist auch die bis
1970 erschienene Literatur zusammengestellt. - Zur systematischen Erfassung der fränkischen Bildstöcke siehe J. Gott-
schalk und B. Schemmel, Entwurf zur Erfassung freistehender religiöser Male (Bildbaum - Bildstock - Weg-
kapelle), MJb. 24 (1972) 146-176.
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