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Maierhöfer, Isolde; Kloos, Rudolf M. [Hrsg.]; Bauer, Lothar [Hrsg.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 18 = Münchener Reihe, 6. Band): Die Inschriften des Landkreises Bamberg bis 1650 — München: Alfred Drückenmüller Verlag, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.57393#0026
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als dem malerischen Ebracher Stil des späteren 13.Jahrhunderts oder der verfeinerten Manier von 13705.
Die beiden Reliefs aus der Mitte des 14. Jahrhunderts mit der Darstellung der Patrone und der Stifter
Ebrachs, Nr. 20 und 21, tragen im Unterschied zu allen bisher besprochenen Objekten erhaben heraus-
gearbeitete Inschriften. Obgleich vielfach für Erzeugnisse viel späterer (teils auch erheblich früherer) Zeit
erklärt, kann ihre Entstehung um die Mitte des 14. Jahrhunderts nicht mehr bezweifelt werden. Sie sind
in der mühevolleren Technik außerordentlich sorgfältig ausgeführt und stehen mit den Buchstabenformen
etwa dem Teufelgrabmal in dessen ursprünglicher Form nahe; das Stifterrelief zeigt als „Familienkenn-
zeichen“ wiederum die beschriebene Form des E6.
Es wird an diesen Ebracher Inschriften wohl deutlich, wie einzelne auffallende Kennzeichen von bedeu-
tenden Inschriften wie den Chordenkmälern, die die Konventualen täglich vor Augen hatten, über einen
Zeitraum von 100 Jahren hinweg weiterwirken konnten, wie aber der Stil und der allgemeine Formen-
kanon sich eher, und zwar sehr deutlich, mit dem Zeitstil wandelten7.
Kaum noch zu beurteilen sind die abgewitterten Schriftformen des Bildstocks von Dörfleins aus dem
Jahre 1360, Nr. 24. Sie vertreten jedenfalls noch den breiten Stil mit unauffälligen Einzelformen. Das
eindrucksvolle Monument ist einer der ältesten Bildstöcke Frankens.
Ziemlich breite Formen haben auch die Kreuztituli an den beiden Lebensbaum-Kruzifixen in Baunach,
Nr. 37, und Scheßlitz, Nr. 40. Bei großer Ähnlichkeit des Gesamttypus zeigen sich die Tituli unterschied-
lich ausgeführt; während die Buchstaben des Scheßlitzer Titulus eingehauen sind und kapitales N auf-
weisen, sind sie in Baunach erhaben herausgearbeitet, zeigen unziales N und sind an allen Schäften mit
Zierknoten geschmückt. Der Baunacher Kreuztitulus stellt damit ein weiteres Beispiel erhabener gotischer
Majuskel im Bearbeitungsgebiet dar.
Die kaum noch kenntlichen Schriftzeichen an der Kirche in Schlüsselau (Nr. 34a) entziehen sich einer
gesicherten Wertung.
Die Glocken
Von den im Bearbeitungsgebiet überlieferten 13 Glocken mit Inschriften in gotischer Majuskel sind
sieben noch original erhalten, von zwei weiteren liegen wenigstens Teilfotos vor. Ein Datum tragen nur
zwei Glocken, Nr. 11 Rattelsdorf 1324 und Nr. 42 Litzendorf 1403; die 1351 datierte Glocke von Burg-
ebrach Nr. 22t ist leider verloren. Dies ist um so mehr zu bedauern, als sie und ihre Schwesterglocke
Nr. 23 t als einzige mit dem Namen ihres Gießers C. bzw. Cunradus (von Würzburg)8 bezeichnet waren.
Von den erhaltenen Glocken ist die Ebracher, Nr. 19, mit Sicherheit dem Meister der Feuerglocke von
St. Lorenz in Nürnberg, Hermann Keßler (I), zuzuweisen. Aus dessen Frühzeit stammt dem Formular
und der Art der Worttrennung nach vermutlich auch die Rattelsdorfer Glocke von 1324, Nr. 11, wenn-
gleich sie weder die Buchstabenformen der Glocken von St. Lorenz und von Ebrach noch die typische
Rautenverzierung der Flanke aufweist. Aber auch der Glocke von Oberhaid, Nr. 33t, fehlt die Rauten-
verzierung, und dennoch ist sie wie die sehr ähnliche und in den Buchstabenformen völlig mit ihr über-
einstimmende Glocke von Hirschaid, die die Rautenverzierung ebenso wie die Sternchen der Wort-
trennung zeigt, sicher von der Hand dieses Nürnberger Gießers gegossen. Es dürfte sich auch hier um Früh-
werke des Meisters handeln. Diese frühen Glocken zeigen in breiten Formen pseudounziales, spiegelver-
kehrt geschriebenes A neben dem später für Hermann Keßler (I) charakteristischen glockenförmigen A,
offenes C und geschlossenes unziales E, unziales D, kapitales und unziales mit einem horizontalen Zier-

6 Es mag von Interesse sein, die Art der Veränderungen an den Buchstabenformen dieser Inschrift durch die
Neugestaltung am Ende des i8.Jhs. kurz zusammenzufassen: Im Original leicht geschwungene Züge werden meist
übertrieben gezeichnet, so der linke Schenkel des pseudounzialen A, die Bögen der unzialen H, M und N, besonders
auffällig der Schwung des J, endlich die Cauda des R; die Hasten von B, D, P und R sowie die seitlichen Abschluß-
striche von C und unzialem E, die sich beiderseits nach den Enden zu verstärkten, sind einseitig konvex gebogen;
die Kürzung DNI, ursprünglich sicher mit einem in den Abzeichnungen bereits fehlenden Kürzungsstrich versehen,
erhielt ein Häkchen nach dem D; das offene unziale D findet sich so schon im Stich Weigants. Im übrigen siehe die
Angaben in der Beschreibung selbst (Nr. 15).
6 Zu diesen beiden Inschriften vgl. Rudolf M. Kloos, Methoden und Möglichkeiten der lateinischen Epigraphik
des Mittelalters, in: Actes du Vlle Congres International d’Epigraphie Grecque et Latine, Constantza 1977, im Druck;
hier Anhang III, wo die genaueren Nachweise gegeben sind.
’ Über die Wertung von Formenbestand und Stil der Inschriften siehe die Bemerkungen in der vorstehend
zitierten Arbeit. - Die ungewöhnliche Eleganz in der Ausführung dieser Ebracher Inschriften erinnert an die beson-
dere epigraphische Kalligraphie der Stiftungsinschrift aus dem letzten Drittel des 13.JI1S. in Kloster Schönau
(DI Heidelberg Nr. 17), wenngleich die Buchstabenformen im einzelnen abweichen.
8 Wohl Conrad von Würzburg, vgl. zuletzt Deutscher Glockenatlas, Mittelfranken i6f.

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