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Maierhöfer, Isolde; Kloos, Rudolf M. [Hrsg.]; Bauer, Lothar [Hrsg.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 18 = Münchener Reihe, 6. Band): Die Inschriften des Landkreises Bamberg bis 1650 — München: Alfred Drückenmüller Verlag, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.57393#0027
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strich geschmücktes H, kapitales und unziales, unten geschlossenes M, spiegelverkehrt geschriebenes kapi-
tales und unziales N, R mit weit ausgreifender Cauda, spiegelverkehrtes S und in den beiden Glocken von
Hirschaid und Oberhaid ein eigenartiges U, dessen rechts angesetzter Bogen oben mit einem Deckbalken
abgeschlossen ist. - Die Ebracher Glocke stimmt in den Buchstabenformen völlig mit der Feuerglocke
von Nümberg/St. Lorenz überein9.
Eine sichere Zuweisung ist auch für die Glocken von Lohndorf, Nr. 39, und von Litzendorf von 1403,
Nr. 42, bereits erfolgt, sie entstammen der Werkstatt Hermann Keßlers (II) bzw. eines Nachfolgers10.
Die Buchstabenformen, deren nähere Beschreibung sich hier erübrigt, stimmen nicht überein, sind aber
sämtlich im Gesamttypus schlank und in beiden Fällen schlecht ausgeputzt. Demselben Meister gehört
wegen ihrer schlanken, sporenbetonten Buchstaben möglicherweise auch die Glocke in Bischberg,
Nr. 32, an.
Zu erwähnen sind schließlich die Glocke von Stappenbach, Nr. 35, deren Buchstaben am ehesten eine
gewisse Ähnlichkeit mit einer am Anfang des 14. Jahrhunderts im mittelfränkischen Raum auftretenden
Gruppe zu haben scheinen11, und die von Trunstadt, Nr. 36, deren ebenmäßige Buchstabenformen zum
Stil Hermann Keßlers (I) passen könnten. Das A hat pseudounziale Form, E, G, H und T sind unzial,
C und E in geschlossener Form, M kommt kapital und unzial (in der jüngeren, symmetrischen Form) vor,
N kapital, R ist offen.
Die gotische Minuskel
Inschriften in gotischer Minuskel mit gesicherten Daten und Schriftformen finden sich von 1409,
Nr. 44, bis 1551, Nr. 150; zugehörig ist wohl auch Nr. 41 von 1403(7). Glocken mit Umschriften in
gotischer Minuskel reichen bis 1622, Nr. 312, wozu freilich zu bemerken ist, daß seit der Mitte des 16. Jahr-
hunderts sämtliche Glocken aus der konservativen Werkstätte der Glockengießer-Rosenhart zu Nürnberg
stammen.
Bei den frühen Minuskelschriften läßt sich vielfach eine ausgesprochene Scheu vor der Ausbildung von
Ober- und Unterlängen feststellen12; offenbar war der Übergang vom Zwei- zum Vier-Linien-Schema
doch etwas ungewohnt. Besonders auffällig ist dies bei g und p, die oft ganz in die Mittelzeile hinein-
gestellt sind. Wir werden gerade unter diesem Gesichtspunkt die Nummern 41, 45, 46 und 52 aus den
Jahren 1403(7), 1421, 1425 und 1437 zusammenfassen können13. Großbuchstaben sind in dieser Phase
kaum verwendet; die drei in Nr. 46 erkennbaren Beispiele sind Übernahmen von gotischen Majuskel-
buchstaben der Zeit. Die Gruppe zeigt auch Übereinstimmungen in der etwas unsicheren Ausführung der
schlanken Schrift mit in der vertikalen Ausrichtung leicht schwankenden Buchstabenschäften und in der
leicht variierenden Buchstabenhöhe.
Einen ganz anderen Stil zeigt das Schackepitaph von 1409 in Oberhaid, Nr. 44, dessen Schrift breiter,
aber auch ungleichmäßig läuft und besser ausgebildete Ober- und Unterlängen hat.
Es folgen die beiden Epitaphien des Konrad und des Barthelmes Truchseß in Pommersfelden von 1434
und um 1450, Nr. 51 und 56, die sich im ganzen Typus sehr nahestehen und deren Inschriften, soviel er-
kennbar, wohl auch von derselben Hand ausgeführl sind. Der Stil schließt mit schlanken Buchstaben an
die oben beschriebene ältere Gruppe an, hat aber deutlicher ausgebildete Ober- und Unterlängen.
Die beiden Bauinschriften von Burgebrach und von Rattelsdorf aus den Jahren 1454 und 1465, Nr. 59
und 62, weisen trotz verschiedener Gestaltung und Einteilung der Schnfttafel sehr ähnliche, erhaben heraus-
gearbeitete Schriften auf, die beide mit einem großen A zeichnerischen Stils beginnen und schlanke, aber
breit konturierte Buchstaben haben. Man kann erwägen, sie derselben Hand zuzuweisen.
Die Bauinschriften Nr. 53, 55, 64 und 66 aus den Jahren 1439, 1449, 1467 und 1472 zeigen unter-
schiedliche Schriftgestaltungen, die keine Zusammenfassung erlauben. Zu bemerken ist aber in den beiden
ausführlicheren Inschriften Nr. 53 und 55 die häufigere Verwendung von Großbuchstaben, von denen nur
die der älteren noch teilweise auf gotische Majuskelbuchstaben zurückgreifen, während die der jüngeren
und auch schon ein Teil derjenigen der älteren Inschrift (vor allem B und C) allem Anschein nach Schreib-

9 Vgl. Ebenda rof.
10 Ebenda Anm. 35.
11 Ebenda 18.
12 Wegweisend für Oberfranken war wohl vor allem das Bronzeepitaph für Bischof Lampert von Brunn im
Bamberger Dom von 1399, das die hier beschriebenen Eigenarten zeigt. Weitere Beispiele: DI Mainz Nr. 61 von
1396, DI München Nr. 13 von 1381-99, DI Naumburg III Nr. 371 von 1402, DI Fritzlar Nr. 13 von 1340, DI Ro-
thenburg o. d. T. Nr. 36 von 1404, DI Rhein-Neckar-Kreis (II) Nr. 27 von 1392, Nr. 28 von 1398, Nr. 37 von
1407(7), Nr. 211 von 1377, Nr. 216 von 1405, Nr. 214 von 1404, Nr. 217 von 1408 u.ö.
13 Deutlich in Nr. 41 das p in apostoli der letzten Zeile; in Nr. 45 die Buchstaben g und p in gebürt, petr[us],
dinstag; in Nr. 46 das g in tag, margeretha, got, genadt', in Nr. 52 die Buchstaben g und p in gepvrt.

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