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Maierhöfer, Isolde; Kloos, Rudolf M. [Editor]; Bauer, Lothar [Editor]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 18 = Münchener Reihe, 6. Band): Die Inschriften des Landkreises Bamberg bis 1650 — München: Alfred Drückenmüller Verlag, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.57393#0028
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meisteralphabeten der Zeit entnommen sind. Im Typus entsprechen sie eher den kleineren Versalien der
Buchschrift des hohen und späten Mittelalters. - Zahlreiche kurze Bauinschriften und Baudaten müssen
hier ebenso wie der stark restaurierte Totenschild (Nr. 73) übergangen werden.
Um die Wende des 15. Jahrhunderts findet sich eine Reihe von sieben schönen Bildnisgrabsteinen, die
nach Beurteilung ihrer Inschriften von sechs verschiedenen Meistem stammen und damit - auch wenn
sie teilweise außerhalb des Bearbeitungsgebietes beheimatet sind - eine bis dahin nicht gekannte Breite
künstlerischen Schaffens anzeigen. Bemerkenswert scheint, daß nur zwei Familien, die Stibar zu Butten-
heim und die Thünfeld zu Walsdorf, als Auftraggeber erscheinen.
Das früheste dieser Epitaphien, das des Albrecht Stibar zu Buttenheim von 1491, Nr. 75, ist aufgrund
seines Meistermonogramms Jorg Armpauer, dem Ansbacher „Hauptmeister des Schwanenritterordens“,
zugewiesen worden14. Die feine schmale Schrift erinnert an die Tilmann Riemenschneiders (s.u.), ohne
freilich mit ihr identisch zu sein.
Von kräftigem, dabei sehr gleichmäßigem Schnitt sind die Buchstaben auf dem Epitaph der Anna
Stibar von 1494, Nr. 78, dessen vorgerissene Zeilen sorgfältig eingehalten sind. Ausgesprochen grob ist
demgegenüber die Schrift auf dem Grabmal des Heinz von Thünfeld zu Walsdorf von 1500, Nr. 84,
ausgeführt; der lange Text ist unbekümmert in die freien Flächen verteilt, die Zeilen verlaufen in auf-
und absteigenden Linien, die Buchstabenhöhe variiert leicht, und die Schäfte sind nicht durchgehend
vertikal ausgerichtet. Daß die Schrift schlecht lesbar ist, hegt nicht allein am Grad der Abwitterung, son-
dern auch an der ungleichmäßigen Durchbildung der Buchstabenelemente.
Zwei der Buttenheimer Epitaphien, der im selben Jahr 1507 verstorbenen Elisabeth und Heinrich
Stibar, Nr. 108 und 109, sind nachweislich von Tilmann Riemenschneider bzw. seinerWerkstatt geschaffen
worden15. Die feine und elegante Schrift beider Steine entspricht dem Können ihres Schöpfers. Der
Verlauf ist sehr gleichmäßig, die Buchstaben sind schlank, verhältnismäßig viele Großbuchstaben, im
Typus den späteren Fraktur großbuchstaben nahestehend, sind verwendet. Bei verschiedenen Buchstaben
sind einzelne Züge fein wie Ranken ausgeführt, so bei a und e und allen Großbuchstaben; auch der Wort-
trennungspunkt ist mit feinen Ranken geziert. Charakteristisch ist das häufig verwendete gebrochene r,
auffallend die ungewöhnliche Kürzung Don für Domini.
Gegenüber diesen Schriften der Riemenschneiderschen Epitaphien fällt die des Grabmals für Wenzel
Stibar von 1517, Nr. 122, sehr spürbar ab. Wieder sind die Buchstaben von ungleicher Höhe und ungleich-
mäßigem Verlauf, die Schäfte von unentschiedener Ausrichtung; als charakteristisch sei die Bildung des g
erwähnt, dessen Schaft und Bogen sich oben überkreuzen.
Letzter Vertreter dieser Reihe der Bildnisgrabsteine aus der Zeit um 1500 ist der des Christoffel von
Thünfeld von 1519, Nr. 125. In der Darstellung des nach rechts auf einem Löwen knienden Ritters ent-
spricht er den Werken des sog. Haßfurter Meisters von 151416, wenngleich der höhere Grad der Abwitte-
rung den Eindruck beeinträchtigt. Abweichend von diesen fehlt hier das Andachtsbild, zu dem die drei
Haßfurter Figuren aufschauen, und es finden sich hier nur zwei Wappenschilde statt der dortigen vier.
Schwierig ist infolge der verdorbenen Buchstabenkonturen auch eine Beurteilung der Schrift. Sie ist
kleiner als die der Haßfurter Steine, dafür aber breiter laufend, mit größeren Abständen angelegt. Auch die
Buchstabenformen weichen in Einzelheiten ab, so in der einfacheren Ausführung der Großbuchstaben und
in manchen Zügen der Kleinbuchstaben.
Die Entstehungszeit der Platte ist nicht sicher; mit Gewißheit kann nur gesagt werden, daß die Tages-
datierung nachgetragen ist, während für die Jahresangabe (1519) eine solche Feststellung infolge des Er-
haltungszustandes nicht mit Sicherheit getroffen werden kann. Wenn aber der Nachtrag nicht einen uns
unbekannten anderen Grund hatte, so wäre doch der Normalfall anzunehmen, daß die Platte zu Lebzeiten
des Auftraggebers geschaffen und bis auf die Sterbedaten beschriftet wurde, die dann nach seinem Ableben
eingegraben wurden. Demnach kann der Stein erhebliche Zeit vor 1519 geschaffen worden sein, er kann,
wie es die Schrift nahezulegen scheint, älter als die drei wohl gleichzeitig um 1514 entstandenen Haßfurter
Denkmäler sein.
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts zeigen die Denkmäler stärkere Veränderungen im Sinne der Hoch-
renaissance, auch wenn traditionelle Elemente noch beibehalten werden. In der gotischen Minuskelschrift
vollzieht sich ein allmählicher Übergang zur Fraktur.
In den Grabmälern des Wolf und der Kunigunde von Füllbach zu Mürsbach von 1546 und 1548,
Nr. 142 und 145, stehen die Figuren noch ganz in der hergebrachten Haltung, aber umrahmt von einem
Renaissancegehäuse. Die Schrift beider Steine bewahrt noch weitgehend den Charakter der gotischen

14 Vgl. die bei Nr. 75 angegebene Literatur. - Zum „Hauptmeister der Ansbacher Schwanenritter“ s. insbeson-
dere Bruhns, Grabplastik 17-22.
16 Vgl. die bei Nr. 108 angegebene Literatur.
16 Zu diesem Meister vgl. Bruhns, Grabplastik 22f.; DI Haßberge XVII.

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