sind überliefert durch die Zeichnungen bei Agricola und den Stich Weigants bei Gropp und in der Brevis
Notitia. Die Inschriften beziehen sich auf den Tod des Bischofs Berthold von Sternberg 1287 und die Bei-
setzung seines Herzens. Ihre Anordnung entspricht derjenigen der Grabschriften für Königin Gertrud und
Herzog Friedrich (Nr. 4t). Inschriften Nr. I—III.
Zur Sepultur gehörten noch zwei weitere Inschriften. Eine sehr lange Versinschrift in deutscher Sprache
mit 160 Versen befand sich auf einer Holztafel, die an der Chorwand angebracht war. Ihren Text überlie-
fern die Honorifica translatio, Degen und Gropp, doch bezeichnet sie Degen bereits als nicht mehr vorhan-
den; nach Gropps Meinung wäre sie im Bauernkrieg verbrannt. Der Text bei Degen und Gropp beruht
auf dem der Honorifica translatio. Diese Holztafelinschrift dürfte wenigstens in die Mitte des 16. Jahrhun-
derts, wenn nicht wirklich vor die Zeit des Bauernkriegs, zurückgehen. Sie teilt uns zwei Tatsachen mit:
Zwei Bischofsfiguren waren bereits damals vorhanden, die als Bischof Berthold von Sternberg und dessen
Nachfolger Bischof Manegold von Neuenburg (f 1303) angesehen wurden; ebenso werden sie bezeichnet
von Agricola, Chronik I, p. 497. Die von der Kunstgeschichte her bereits beiseite geschobene Auffassung
Jägers, es handele sich bei den Figuren um Melchior Zobel und Friedrich von Wirsberg, ist damit zweifels-
frei widerlegt. Die Zuschreibung auf Berthold und Manegold ist zwar nicht völlig sicher, darf aber als die
wahrscheinlichste angenommen werden (so auchWiemer). Ferner werden die Bischofsfiguren als liegend
bezeichnet; ebenso bezeichnet der Funiculus triplex die Figuren als liegend und gibt als Ort die Nordseite
des Chorraumes nahe dem Grabmal für Königin Gertrud an. Inschrift IV.
Eine fünfte Inschrift schließlich befand sich auf einer von zwei Engeln gehaltenen Kupfertafel über der
Sepultur, wie noch der Stich Weigants bei Gropp und Brevis Notitia zeigt. Gropp vermutete, daß diese
Tafel nach dem Bauernkrieg als Ersatz für die Holztafel (IV) angebracht worden sei. Nach dem Stich und
der Zeichnung bei Agricola hatte die Tafel einen Rollwerkrahmen und dürfte daher frühestens in die zweite
Hälfte des 16. Jahrhunderts oder noch später zu datieren sein; möglicherweise hängt ihre Aufhängung mit
den Umgestaltungen des Chores von 1614 oder 1647-50 zusammen. Inschrift V.
Die Herzensepultur zeigte also in ihrer ursprünglichen Gestalt an der Nordseite des Chorraums östlich von
dem Tumbengrab der Königin Gertrud zwei liegende Bischofsfiguren - die gleichen, die nunmehr an der
Wand stehen -, also wohl auch zwei Tumbengräber; ähnlich wie bei den Tumbengräbem für Königin
Gertrud und Herzog Friedrich war die Inschrift nicht an den Tumben selbst, sondern in den Kleeblatt-
blendarkaden der Chorwand angebracht. Auffällig ist, daß die auf drei Arkaden verteilte Inschrift sich nur
auf Bischof Berthold von Sternberg bezieht, nicht auch auf den zweiten Bischof. Sie dürfte daher bald
nach Bertholds Tod (1287) angebracht worden sein. Im 15. Jahrhundert wurde die Sepultur durch eine
Holztafel ergänzt, die die Inschrift mit deutschem Text trug (IV). Vermutlich bei der Umgestaltung des
Chorraums im Jahre 1614 wurden die Tumben abgebrochen und die Figuren an der Wand aufgestellt,
womit die Sepultur allmählich die heutige Form annahm.
Die Figuren wurden von Mayer undWiemer (6. Aufl.) als freie Kopien ältererWerke aus dem 17. Jahrhun-
dert bezeichnet; nach Wiemer, Ebrach 7. Aufl. gehören sie dem 14. Jahrhundert an.
Abb. 6-9
Inschriften nach der Zeichnung bei Agricola und den StichenWeigants:
I. ANNO • DOMINI • / M° • CC • LXXX • VII • / O(BIIT) • D(OMI)N(V)S • BERTOLDVSa) /
WIRZB(VRGENSIS) • EP(ISCOPV)S • PO(N)TIFI/CAT(VS) • SVI • ANNO • XIII • / XVIII •
K(ALENDAS) • DECEMB(RIS).b)
II. COR • IACET • HAC / FOSSA • SINE • Q(V)O • CA/RO • NIL • NICH(IL) • OSSA /
PRESVLIS • ATQ(VE) • DU/CIS • WIRZBURGI • / DA • BONA • LUCIS •
III. BERTOLDO • CHR(IST)E • QVO • SACRATUR • / LOCUS • ISTE • /
DE • STELLE • MONTE / DEDIT • HOC • MVNUS • / QVIA • SPONTE •
a) a Sternberg zugefügt Honorifica translatio und jetzige Inschrift; b) Consecravit modernatn basilicam anno M. CC.
LXXXV. V. Idus Sept, zugefügt Honorifica translatio.
I—III. Im Jahre des Herrn 1287 starb Herr Bertold Bischof von Würzburg im 13. Jahre seines Pontifikats am 18. vor
den Kalenden des Dezember (November 14). - In diesem Behälter ruht das Herz, ohne das Fleisch und Gebein nichts
sind, des Bischofs und Herzogs von Würzburg. - Christus, durch den dieser Ort geheiligt ist, schenke Bertold von
Sternberg das Gut des Lichtes, weil er dies Geschenk freiwillig gab. - II—III vier gereimte Hexameter.
Zur epigraphischen Wertung siehe Einleitung.
IV. Holztafelinschrift nach der Honorifica translatio:
1 Ich hab darfür, es nem Wunder
Einfeltige Leut besunder,
Vnd zu guter maß sein in wild
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Notitia. Die Inschriften beziehen sich auf den Tod des Bischofs Berthold von Sternberg 1287 und die Bei-
setzung seines Herzens. Ihre Anordnung entspricht derjenigen der Grabschriften für Königin Gertrud und
Herzog Friedrich (Nr. 4t). Inschriften Nr. I—III.
Zur Sepultur gehörten noch zwei weitere Inschriften. Eine sehr lange Versinschrift in deutscher Sprache
mit 160 Versen befand sich auf einer Holztafel, die an der Chorwand angebracht war. Ihren Text überlie-
fern die Honorifica translatio, Degen und Gropp, doch bezeichnet sie Degen bereits als nicht mehr vorhan-
den; nach Gropps Meinung wäre sie im Bauernkrieg verbrannt. Der Text bei Degen und Gropp beruht
auf dem der Honorifica translatio. Diese Holztafelinschrift dürfte wenigstens in die Mitte des 16. Jahrhun-
derts, wenn nicht wirklich vor die Zeit des Bauernkriegs, zurückgehen. Sie teilt uns zwei Tatsachen mit:
Zwei Bischofsfiguren waren bereits damals vorhanden, die als Bischof Berthold von Sternberg und dessen
Nachfolger Bischof Manegold von Neuenburg (f 1303) angesehen wurden; ebenso werden sie bezeichnet
von Agricola, Chronik I, p. 497. Die von der Kunstgeschichte her bereits beiseite geschobene Auffassung
Jägers, es handele sich bei den Figuren um Melchior Zobel und Friedrich von Wirsberg, ist damit zweifels-
frei widerlegt. Die Zuschreibung auf Berthold und Manegold ist zwar nicht völlig sicher, darf aber als die
wahrscheinlichste angenommen werden (so auchWiemer). Ferner werden die Bischofsfiguren als liegend
bezeichnet; ebenso bezeichnet der Funiculus triplex die Figuren als liegend und gibt als Ort die Nordseite
des Chorraumes nahe dem Grabmal für Königin Gertrud an. Inschrift IV.
Eine fünfte Inschrift schließlich befand sich auf einer von zwei Engeln gehaltenen Kupfertafel über der
Sepultur, wie noch der Stich Weigants bei Gropp und Brevis Notitia zeigt. Gropp vermutete, daß diese
Tafel nach dem Bauernkrieg als Ersatz für die Holztafel (IV) angebracht worden sei. Nach dem Stich und
der Zeichnung bei Agricola hatte die Tafel einen Rollwerkrahmen und dürfte daher frühestens in die zweite
Hälfte des 16. Jahrhunderts oder noch später zu datieren sein; möglicherweise hängt ihre Aufhängung mit
den Umgestaltungen des Chores von 1614 oder 1647-50 zusammen. Inschrift V.
Die Herzensepultur zeigte also in ihrer ursprünglichen Gestalt an der Nordseite des Chorraums östlich von
dem Tumbengrab der Königin Gertrud zwei liegende Bischofsfiguren - die gleichen, die nunmehr an der
Wand stehen -, also wohl auch zwei Tumbengräber; ähnlich wie bei den Tumbengräbem für Königin
Gertrud und Herzog Friedrich war die Inschrift nicht an den Tumben selbst, sondern in den Kleeblatt-
blendarkaden der Chorwand angebracht. Auffällig ist, daß die auf drei Arkaden verteilte Inschrift sich nur
auf Bischof Berthold von Sternberg bezieht, nicht auch auf den zweiten Bischof. Sie dürfte daher bald
nach Bertholds Tod (1287) angebracht worden sein. Im 15. Jahrhundert wurde die Sepultur durch eine
Holztafel ergänzt, die die Inschrift mit deutschem Text trug (IV). Vermutlich bei der Umgestaltung des
Chorraums im Jahre 1614 wurden die Tumben abgebrochen und die Figuren an der Wand aufgestellt,
womit die Sepultur allmählich die heutige Form annahm.
Die Figuren wurden von Mayer undWiemer (6. Aufl.) als freie Kopien ältererWerke aus dem 17. Jahrhun-
dert bezeichnet; nach Wiemer, Ebrach 7. Aufl. gehören sie dem 14. Jahrhundert an.
Abb. 6-9
Inschriften nach der Zeichnung bei Agricola und den StichenWeigants:
I. ANNO • DOMINI • / M° • CC • LXXX • VII • / O(BIIT) • D(OMI)N(V)S • BERTOLDVSa) /
WIRZB(VRGENSIS) • EP(ISCOPV)S • PO(N)TIFI/CAT(VS) • SVI • ANNO • XIII • / XVIII •
K(ALENDAS) • DECEMB(RIS).b)
II. COR • IACET • HAC / FOSSA • SINE • Q(V)O • CA/RO • NIL • NICH(IL) • OSSA /
PRESVLIS • ATQ(VE) • DU/CIS • WIRZBURGI • / DA • BONA • LUCIS •
III. BERTOLDO • CHR(IST)E • QVO • SACRATUR • / LOCUS • ISTE • /
DE • STELLE • MONTE / DEDIT • HOC • MVNUS • / QVIA • SPONTE •
a) a Sternberg zugefügt Honorifica translatio und jetzige Inschrift; b) Consecravit modernatn basilicam anno M. CC.
LXXXV. V. Idus Sept, zugefügt Honorifica translatio.
I—III. Im Jahre des Herrn 1287 starb Herr Bertold Bischof von Würzburg im 13. Jahre seines Pontifikats am 18. vor
den Kalenden des Dezember (November 14). - In diesem Behälter ruht das Herz, ohne das Fleisch und Gebein nichts
sind, des Bischofs und Herzogs von Würzburg. - Christus, durch den dieser Ort geheiligt ist, schenke Bertold von
Sternberg das Gut des Lichtes, weil er dies Geschenk freiwillig gab. - II—III vier gereimte Hexameter.
Zur epigraphischen Wertung siehe Einleitung.
IV. Holztafelinschrift nach der Honorifica translatio:
1 Ich hab darfür, es nem Wunder
Einfeltige Leut besunder,
Vnd zu guter maß sein in wild
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