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Knorr, Walburga; Zipp, Gerhard; Meier, Beate [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 40 = Münchener Reihe, 8. Band, Regensburg, 1): Minoritenkirche — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.57399#0020
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cantes ad papam Urbanum V.)“ von 1364,48 in welchem er Argumente aus einer älteren (heute ver-
schollenen) Abhandlung49 aufnahm.
Zentraler Punkt der Angriffe Konrads auf die Bettelorden bildet das Armutsideal. 50 Konrad verlangte
einen Urteilsspruch des Papstes zu den „unbilligen Werbe- und Seelsorgemethoden“ der Mmoriten,
mit denen sie die Seelen der Gläubigen gefährdeten. Zudem wird ihre Beichtpraxis angeklagt und der
Verlust der Anteile an Zuwendungen eines Verstorbenen, die laut Kirchenrecht dem Pfarrsprengel
zustanden?1 Die Reformvorschläge Konrads für Papst Urban V, die neuen Bettelorden mit den alten
Orden, Zisterzienser, Benediktiner, Augustinerchorherren und Prämonstratenser, zu vereinigen und
sie so praktisch aufzuheben, fanden kein Gehör?2
Der wirtschaftliche Niedergang der Reichsstadt Regensburg im 15. und 16.Jahrhundert53 zog auch
eine Verarmung der Bettelorden in der Stadt nach sich. Die Mmoriten stellten sich deshalb im Jahre
1415 unter den Schutz des Rates der Stadt: der Guardian Albrecht Wunsam und der gesamte Konvent
verpflichteten sich, die Hilfe des Rates in allen weltlichen Angelegenheiten in Anspruch zu nehmen
und dem Rat die Ermächtigung zu erteilen, vor weltlichen Gerichten für das Kloster aufzutreten; zu-
dem sollte der Rat für die Erhaltung des Klostergutes sorgen. Im Gegenzug verpflichteten sich die
Brüder, demütige Kapläne des Rates zu sein?4
Die Übertragung der Schirmvogtei an die wohlhabende Familie Paulsdorfer auf dem Konzil zu Basel
143255 konnte die ökonomisch schlechte Situation der Minderen Brüder offensichtlich nicht wesent-
lich verbessern. Auch sah sich im Jahre 1475 der Magistrat der Stadt gezwungen, an die Mmoriten ei-
nen energischen Verweis bezüglich ihres leichtfertigen Lebenswandels zu richten; diese Maßregelung
hatte anscheinend Erfolg, „denn die franziskanische Reformbewegung der Observanten wurde in
Regensburg nicht aktiv, auch nicht zur Reform herbeigerufen.“56
In der Reformationszeit wurde das Kloster in seine erste große Existenzkrise gestürzt.57 Bezeichnend
hierfür ist, daß man, als 1526 ein Prediger zur Verkündung der neuen Lehre in der Stadt gesucht
wurde, diesen aus den Reihen der Minderen Brüder nehmen wollte.58 Nach der offiziellen Einfüh-
rung der lutherischen Lehre im Jahre 1542 in Regensburg59 erfolgte am 10. Oktober 1544 die Über-
gabe des Klosters an den Rat der Stadt.60 Den noch im Kloster Verbliebenen verschrieb der Rat eine
lebenslängliche Rente.01
Für einige Diakone wurden Amtswohnungen im Kloster eingerichtet, in der Kirche hielt man den

48 Meyer, Lacrima Ecclesiae 478; Steer, Konrad von Megenberg, Sp. 226; Ibach, Konrad von Megenberg in; Krüger,
Konrad von Megenberg 96; Meyer, Lacrima Ecclesiae 499; Fuchs, Bildung und Wissenschaft 36 und 50 Anm. 149.
49 Appellatio contra omnes mendicantes in Ratispona, entstanden 1359; Schuegraf, Dom II, 223; Ibach, Konrad von
Megenberg in; Steer, Konrad von Megenberg, Sp.226.
50 Niemand könne, nach Aristoteles, ohne äußere Güter vollkommen glücklich sein, Armut mache habgierig; da auch
die Bettelmönche äußere Güter brauchen, verschaffen sie sich diese auf unerlaubte Weise, nämlich durch Usurpation
der Einkünfte der regulären Pfarrer, durch Bestechlichkeit im Inquisitionsverfahren und durch Bettel, mit dem sie nicht
nur selbst das Lebensnotwendige zu erlangen suchten, sondern zu dem sie auch die den Orden angeschlossenen Laien-
gemeinschaften anhielten. Die Folge davon sei, so Konrad, eine Minderung der Volkswirtschaft, da sich gesunde, ar-
beitsfähige Menschen den Laiengemeinschaften der Lollarden und Beginen anschlössen, ihre Arbeiten im Stich ließen
und zudem die wirklich Bedürftigen ihrer einzigen Uberlebensmöglichkeit, des Bettels, beraubten.
51 Meyer, Lacrima Ecclesiae 489; Ibach, Konrad von Megenberg m; Krüger, Konrad von Megenberg 97h; Weber,
Konrad von Megenberg 301 — 304.
52 Krüger, Konrad von Megenberg 98; Weber, Konrad von Megenberg 304.
53 Striedinger, Kampf um Regensburg I, 20-37; Ziegler, Regensburg 1424; Schmid, Reichshauptleute 15-17-
54 Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit der um 1420 erfolgten Renovierung und Einwölbung des Großen
Kreuzgangs; vgl. Gemeiner, Chronik II, 4i6f.; Jänner, Bischöfe III, 365; Kalender für katholische Christen 1900,
66; Hilz, St. Salvator 3; Hiltl, St. Salvator 26; Benz, Klosterleben 17.
55 Hilz, St. Salvator 3 und 180; Gemeiner, Chronik III, 28 f.
56 Benz, Klosterleben 17; s. auch Gemeiner, Chronik III, 443 und 559f.; Jänner, Bischöfe III, 547.
57 Hilz, St. Salvator 3 k; Eubel, Oberdeutsche Minoritenprovinz 104—106; Hiltl, St. Salvator 28ff.
58 Hilz, St. Salvator 4; Eubel, Oberdeutsche Minoritenprovinz 105 f; Gemeiner, Reformation 42h; Widmann, Chronik
44 Anm. 2.
59 Gemeiner, Reformation 135-139; Theobald, Reformation I, 264-269; Dollinger, Evangelium 167-169; Lottes,
Reformation.
60 HStAM RU vom 10. Okt. 1544 (ehemals KU Mmoriten Nr. 122); Hilz, St. Salvator 4; Theobald, Reformation II, 29;
Widmann, Chronik 200 Anm. 2; Gemeiner, Reformation 173.
61 Hiltl, St. Salvator 32; Eubel, Oberdeutsche Minoritenprovinz 106. Widmann, Chronik 206, spricht von vier Mön-
chen, die sich 1543 im Kloster befanden, von denen zwei zur neuen Lehre übergetreten waren.

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