Gottesdienst nach der neuen Lehre ab. Der Rat der Stadt verlegte die Buchdruckerei des Lutheraners
Hans Kohl 1544 in die Klosterräume,62 wo sie bis 1547 blieb/’3
Im Jahre 1551 konnten das Kloster und die Kirche nach den Bemühungen Kaiser Karls V. gemäß den
Bestimmungen des Augsburger Interims wieder den Brüdern übergeben werden/’4 Die Stadt wurde
dazu angehalten, eine Entschädigungssumme von 689 Gulden, 5 Schillingen und 51 Pfennigen für die
aus Kloster und Kirche weggebrachten Kirchenschätze zu bezahlen/’3
Nach der Zeit der Glaubensspaltung und der erneuten Übernahme des Klosters durch die Brüder war
der Regensburger Niederlassung eine Periode der Ruhe und des Wachstums beschieden. Auch die
Einnahme der Stadt durch Bernhard von Weimar im Jahre 1633 brachte für die Minoriten nur gering-
fügige Einbußen durch die auferlegten Kontributionen.66 Von 1602 bis 1804 versahen die Brüder die
Dompfarrei St. Ulrich/’7
Imjahre 1799 am 29. November feierten die Minoriten ihr letztes Ordensallerseelen. Sie hatten Order
bekommen, Kirche und Kloster zu räumen; das Hauptmilitärspital der Österreicher sollte in die Klo-
sterräume verlegt werden/'3 Nachdem Carl von Dalberg69 1803 Regensburg als Fürstentum über-
nommen hatte, erklärte man das Kloster zur Kaserne und quartierte dort die kurmamzische Garnison
ein. Man schuf die katholische Militärpfarrei St. Salvator; die Minoritenkirche diente als Garnisons-
kirche. Die seelsorgerische Betreuung der Soldaten oblag den verbliebenen Brüdern des Konvents.70
Nach dem Einrücken der Franzosen in die Stadt im Mai 1809 richtete man im Mmoritenkloster er-
neut ein Militärspital ein, in dem weit über 200 Verwundete gepflegt wurden.7'
Nachdem im Pariser Vertrag von 1810 Regensburg dem Königreich Bayern zugesprochen worden
war, bezogen am 14.Juli 400 bayerische Soldaten die Mmoritenkaserne. 2
Am 4. September 1810 berichtete Zirngibl über die Zerstörung der Kirche, deren Pflastersteine für
150 Gulden verkauft wurden.73 Mit der Aufhebung der Militärpfarrei am 31 .Januar 181174 endete die
fast 600jährige Geschichte der Minoriten in Regensburg.
Bereits am 14. August 1810 wurde das gesamte bewegliche Inventar der Kirche und des Klosters ver-
steigert; die öffentliche Versteigerung nahm Baron von Weichs, der als bayerischer Hofkommissär in
der Stadt eingesetzt war, vor. Nach den Schilderungen des Paters Karl Gerl75 wurden neun Altäre,
eine Kanzel, zwei Glocken, eine Monstranz, zwei Kelche, 6 Paramente, Altarbilder, drei silberne
„Monstränzchen“ mit Reliquien, Meßbücher, Leuchter von Zinn und Messing, Ampeln und „noch
andere Kirchen- und Küchengeräthschaften von Zinn und Kupfer“7' versteigert. Die Bestände der
Bibliothek verfrachtete man in das Karmelitenkloster,73 die bemalten Glasfenster übernahm zum Teil
das Bayerische Nationalmuseum in München.79
Der Initiative des damaligen Generalkonservators J. H. von Hefner-Alteneck ist es zu verdanken, daß
62 Gemeiner, Reformation 173 f.; Pangkofer-Schuegraf, Buchdruckkunst 27h; Schottenloher, Buchgewerbe 19;
Dollinger, Evangelium 141-143; Benzing, Buchdrucker 387.
63 Kohl siedelte in diesem Jahr nach Wien über; Schottenloher, Buchgewerbe 19; Lülfing, Hans Kohl.
64 HStAM RU vom 21. Mai 1551 (ehemals KU Minoriten Nr. 123); Hilz, St. Salvator 4; Gemeiner, Reformation 246;
Eubel, Oberdeutsche Minoritenprovinz 106.
65 Eubel, Oberdeutsche Minoritenprovinz 106; Kalender für katholische Christen 1900, 67; HStAM RU vom
10. Oktober 1558 (ehemals KU Minoriten Nr. 125).
66 Kalender für katholische Christen 1900, 67; Gumpelzhaimer, Geschichten III, 1204; Hahn, Ratisbona Pohtica 2,
49h; Kraus, St. Blasius 151 f., mit Auflistung der Kontributionsforderungen an die einzelnen Klöster.
67 Zu den verschiedenen Pfarreien, welche die Minoriten betreuten, vgl. Hilz, St. Salvator 91—99; Walderdorff, Re-
gensburg 185 h
68 Katzensteiner, Allerseelen; Jänner, Bischöfe II, 326 Anm.4; Busch, Kirchenbaukunst 131; Hiltl, St. Salvator 38.
69 Vgl. Färber, Dalberg; Schwaiger, Fürstentum; ders., Erzbistum.
70 Schmidt, Stadt und Militär 35; nach Zirngibl, Briefe I, 121, lebten 1804 die wenigen noch übriggebliebenen Brüder
im Karmelitenkloster; Kalender für katholische Christen 1900, 68f.; Busch, Kirchenbaukunst 131; Bauerreiss,
Kirchengeschichte 7, 441; Hilz, St. Salvator 99.
71 Zirngibl, Briefe II, 40; Hilz, St. Salvator 99.
72 Schmidt, Stadt und Militär 43; Zirngibl, Briefe II, 45; Eubel, Oberdeutsche Minoritenprovinz 151 f.; Schlaich,
Reichsstifte 303.
73 Zirngibl, Briefe II, 47; Hilz, St. Salvator 100.
74 Hilz, St. Salvator 100.
75 Kalender für katholische Christen 1900, 69
76 Angeblich hatten bereits die Franzosen Kelche sowie zehn Paar silberne Kännchen (samt Tellern) entwendet.
77 Eubel, Oberdeutsche Minoritenprovinz 151; s. auch Katzensteiner, Allerseelen, Nr. 247.
78 Eubel, Oberdeutsche Minoritenprovinz 151; Hilz, St. Salvator 160.
79 Bosl, Denkmals- und Kulturpflege 29; Drexler, Chorfenster i8f.
XVII
Hans Kohl 1544 in die Klosterräume,62 wo sie bis 1547 blieb/’3
Im Jahre 1551 konnten das Kloster und die Kirche nach den Bemühungen Kaiser Karls V. gemäß den
Bestimmungen des Augsburger Interims wieder den Brüdern übergeben werden/’4 Die Stadt wurde
dazu angehalten, eine Entschädigungssumme von 689 Gulden, 5 Schillingen und 51 Pfennigen für die
aus Kloster und Kirche weggebrachten Kirchenschätze zu bezahlen/’3
Nach der Zeit der Glaubensspaltung und der erneuten Übernahme des Klosters durch die Brüder war
der Regensburger Niederlassung eine Periode der Ruhe und des Wachstums beschieden. Auch die
Einnahme der Stadt durch Bernhard von Weimar im Jahre 1633 brachte für die Minoriten nur gering-
fügige Einbußen durch die auferlegten Kontributionen.66 Von 1602 bis 1804 versahen die Brüder die
Dompfarrei St. Ulrich/’7
Imjahre 1799 am 29. November feierten die Minoriten ihr letztes Ordensallerseelen. Sie hatten Order
bekommen, Kirche und Kloster zu räumen; das Hauptmilitärspital der Österreicher sollte in die Klo-
sterräume verlegt werden/'3 Nachdem Carl von Dalberg69 1803 Regensburg als Fürstentum über-
nommen hatte, erklärte man das Kloster zur Kaserne und quartierte dort die kurmamzische Garnison
ein. Man schuf die katholische Militärpfarrei St. Salvator; die Minoritenkirche diente als Garnisons-
kirche. Die seelsorgerische Betreuung der Soldaten oblag den verbliebenen Brüdern des Konvents.70
Nach dem Einrücken der Franzosen in die Stadt im Mai 1809 richtete man im Mmoritenkloster er-
neut ein Militärspital ein, in dem weit über 200 Verwundete gepflegt wurden.7'
Nachdem im Pariser Vertrag von 1810 Regensburg dem Königreich Bayern zugesprochen worden
war, bezogen am 14.Juli 400 bayerische Soldaten die Mmoritenkaserne. 2
Am 4. September 1810 berichtete Zirngibl über die Zerstörung der Kirche, deren Pflastersteine für
150 Gulden verkauft wurden.73 Mit der Aufhebung der Militärpfarrei am 31 .Januar 181174 endete die
fast 600jährige Geschichte der Minoriten in Regensburg.
Bereits am 14. August 1810 wurde das gesamte bewegliche Inventar der Kirche und des Klosters ver-
steigert; die öffentliche Versteigerung nahm Baron von Weichs, der als bayerischer Hofkommissär in
der Stadt eingesetzt war, vor. Nach den Schilderungen des Paters Karl Gerl75 wurden neun Altäre,
eine Kanzel, zwei Glocken, eine Monstranz, zwei Kelche, 6 Paramente, Altarbilder, drei silberne
„Monstränzchen“ mit Reliquien, Meßbücher, Leuchter von Zinn und Messing, Ampeln und „noch
andere Kirchen- und Küchengeräthschaften von Zinn und Kupfer“7' versteigert. Die Bestände der
Bibliothek verfrachtete man in das Karmelitenkloster,73 die bemalten Glasfenster übernahm zum Teil
das Bayerische Nationalmuseum in München.79
Der Initiative des damaligen Generalkonservators J. H. von Hefner-Alteneck ist es zu verdanken, daß
62 Gemeiner, Reformation 173 f.; Pangkofer-Schuegraf, Buchdruckkunst 27h; Schottenloher, Buchgewerbe 19;
Dollinger, Evangelium 141-143; Benzing, Buchdrucker 387.
63 Kohl siedelte in diesem Jahr nach Wien über; Schottenloher, Buchgewerbe 19; Lülfing, Hans Kohl.
64 HStAM RU vom 21. Mai 1551 (ehemals KU Minoriten Nr. 123); Hilz, St. Salvator 4; Gemeiner, Reformation 246;
Eubel, Oberdeutsche Minoritenprovinz 106.
65 Eubel, Oberdeutsche Minoritenprovinz 106; Kalender für katholische Christen 1900, 67; HStAM RU vom
10. Oktober 1558 (ehemals KU Minoriten Nr. 125).
66 Kalender für katholische Christen 1900, 67; Gumpelzhaimer, Geschichten III, 1204; Hahn, Ratisbona Pohtica 2,
49h; Kraus, St. Blasius 151 f., mit Auflistung der Kontributionsforderungen an die einzelnen Klöster.
67 Zu den verschiedenen Pfarreien, welche die Minoriten betreuten, vgl. Hilz, St. Salvator 91—99; Walderdorff, Re-
gensburg 185 h
68 Katzensteiner, Allerseelen; Jänner, Bischöfe II, 326 Anm.4; Busch, Kirchenbaukunst 131; Hiltl, St. Salvator 38.
69 Vgl. Färber, Dalberg; Schwaiger, Fürstentum; ders., Erzbistum.
70 Schmidt, Stadt und Militär 35; nach Zirngibl, Briefe I, 121, lebten 1804 die wenigen noch übriggebliebenen Brüder
im Karmelitenkloster; Kalender für katholische Christen 1900, 68f.; Busch, Kirchenbaukunst 131; Bauerreiss,
Kirchengeschichte 7, 441; Hilz, St. Salvator 99.
71 Zirngibl, Briefe II, 40; Hilz, St. Salvator 99.
72 Schmidt, Stadt und Militär 43; Zirngibl, Briefe II, 45; Eubel, Oberdeutsche Minoritenprovinz 151 f.; Schlaich,
Reichsstifte 303.
73 Zirngibl, Briefe II, 47; Hilz, St. Salvator 100.
74 Hilz, St. Salvator 100.
75 Kalender für katholische Christen 1900, 69
76 Angeblich hatten bereits die Franzosen Kelche sowie zehn Paar silberne Kännchen (samt Tellern) entwendet.
77 Eubel, Oberdeutsche Minoritenprovinz 151; s. auch Katzensteiner, Allerseelen, Nr. 247.
78 Eubel, Oberdeutsche Minoritenprovinz 151; Hilz, St. Salvator 160.
79 Bosl, Denkmals- und Kulturpflege 29; Drexler, Chorfenster i8f.
XVII