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Knorr, Walburga; Zipp, Gerhard; Meier, Beate [Oth.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 40 = Münchener Reihe, 8. Band, Regensburg, 1): Minoritenkirche — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.57399#0023
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nius bemalt werden. Für Übertretungen der Bau- und Austattungsvorschriften sahen die Statuten
schwere Strafen vor.90 Die Regensburger Minoritenkirche zeigt, daß man den Anordnungen des Sta-
tuts Folge leistete.
Die erste große Stiftung Bischof Konrads IV. von Frontenhausen im Jahre 1226 ließ eine kleine
Gruppe von Brüdern in Regensburg seßhaft werden.91 Den Wohlstand des Konvents, der den Bau
der Kirche ermöglichte, schafften weitere Dotationen des Adels und städtischen Patriziats.92 Es findet
sich allerdings nirgendwo ein Hinweis auf den Beginn des Kirchenbaus; die von der Forschung an
Hand von stilgeschichtlichen Kriterien vorgenommene Datierung in die zweite Hälfte des 13 .Jahr-
hunderts93 erscheint realistisch. Die dreiteiligen Spitzbogenfenster des Obergadens im Mittelschiff,
das einfache genaste Maßwerk der Seitenschiffenster, die mächtigen Spitzbogenarkaden, die die Sei-
tenschiffe zum Mittelschiff hin öffnen, ordnen das Langhaus dem Baustil der Frühgotik zu.94
Die erste gesicherte Datierung, die eine Fertigstellung des Langhauses voraussetzt, bildet die Bestat-
tung des Bruders Berthold im Jahre 1272 vor dem Portiunkulaaltar an der östlichen Abschluß wand des
südlichen Seitenschiffes (s. Kat.-Nr. 1). Der bisher in der Forschung angenommene Bestattungsort
dieses prominenten Ordensmitglieds in der Onophriuskapelle95 muß in Frage gestellt werden, da die
Errichtung dieser Kapelle sowohl die südliche Chormauer, zumindest bis zum dritten Strebepfeiler,
als auch den Nordflügel des Großen Kreuzgangs voraussetzt. Der erste und der zweite Strebepfeiler
des Chorbaues aus dem 14.Jahrhundert ragen in den Raum hinein, so daß schon allein aus diesem
Grund die Entstehungszeit der Onophriuskapelle zur gleichen Zeit mit dem Bau des Chores — wenn
nicht später — angesetzt werden muß. Auch Zirngibl unterscheidet bei der Nennung des Bestattungs-
ortes deutlich zwischen ,,prope sepulchrum Beati Bertholdi“ und der Onophriuskapelle.96
Als nächste Bauabschnitte folgten wohl der Nord- und Ostflügel des Großen Kreuzgangs, für die wei-
tere frühe Bestattungen des 13.Jahrhunderts überliefert sind, s. Kat.-Nr. 2 (1273), 5 (1280) — 15 (1297).
Spätestens im Jahre 1299 muß der an den Nordflügel des Großen Kreuzgangs anschließende Teil des
Ostflügels fertiggestellt gewesen sein, in der sich die Grablege der adligen Familie Paulsdorfer befin-
det. Als erster fand in dieser „capella apostolorum Petri et Pauli in ambitu“ ihr Stifter Konrad Pauls-
dorfer (s. Kat.-Nr. 14) seine letzte Ruhestätte.97 Die Tatsache, daß der Kapitelsaal der Brüder im Klo-
stertrakt gleichzeitig Privatkapelle und Grablege der Paulsdorfer war, ist nicht ungewöhnlich.9S Die
Kapelle wurde von Maria Anna von Paulsdorf (fi628) renoviert,99 die Holzkassettendecke stammt
aus dem 17.Jahrhundert.100
Im Jahre 1280 wurde die Weintmger-Kapelle, „sacellum Mariae Maioris“, fertiggestellt, die Friedrich
Weintinger (JT304; Kat.-Nr. 16) als Grablege für seine Familie stiftete. Die Kapelle liegt an der Nord-
ostseite der Kirche, gegenüber der Onophrius-Kapelle.101 Mit dem Bau des hochgotischen Chores
anstelle des ursprünglichen, kleineren Chores in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde auch die
Weintmgerkapelle umgestaltet. Von nun an greift der neue Chor mit dem nordwestlichen Strebepfei-
ler in den Kapellenraum em, während mit dem folgenden und mächtigsten Pfeiler die Apside der Ka-
pelle übermauert ist.
Im Zusammenhang mit der Errichtung dieses Chorbaues sind nur wenige Quellen auf uns gekom-
men: Im Jahr 1290, am 11. November, schenkt Herzog Otto III. von Niederbayern dem Kloster eine

90 Braunfels, Klosterbaukunst i8if. und 307b, mit Abdruck des Statuts von 1260, das 1310 in verschärfter Form auf
dem Generalkapitel in Padua erneuert wurde.
91 S. obenXIIIf.
92 Vgl. Hilz, St. Salvator 101 —105; s. auch Kat.-Nr. 96.
93 KDB II 22,3, 2; Riehl, Donautal 73-87; Kobler, Stadtkirchen 429; Drexler, Chorfenster 11; Busch, Kirchenbau-
kunst 130, vermutet, daß die Schenkungen von 1254 und 1259 den Baubeginn bezeichnen.
94 Auf die Fenster des Langhauses ist wohl auch der Stiftungsvermerk aus dem Jahr 1301 in MGH Necr. III, 248, zu be-
ziehen (2 5. Januar).
95 KDB II 22,3, 14; Busch, Kirchenbaukunst 125; Paulus, Baualtersplan Ostnerwacht 66.
96 Zirngibl, Epitaphia 1785/86, 194 und 450; auch Paricius, Merkwürdigkeiten 452, berichtet vom Kirchenraum im
Zusammenhang mit der Grablege Bertholds; Katzensteiner, Allerseelen, Nr. 244, bezeichnet die Umgebung des
Portiunkulaaltares, des ersten auf der Evangelienseite der Kirche, als Bestattungsort.
97 Resch, Paulsdorferkapelle 130E; KDB II 22,3, 8; Busch, Kirchenbaukunst 131.
98 Vgl. Braunfels, Klosterbaukunst 191, der als ein berühmtes Beispiel hierfür Santa Maria Novella in Florenz anführt,
wo die Dominikaner ihren Kapitelsaal dem spanischen Gefolge der Großherzogin Eleonora von Toledo als private
Grablege überließen.
99 Ried Coll. Paulsd., Epitaphia Paulstorfferorum; Schuegraf, Kürn 109ff.; Hilz, St. Salvator 221.
100 KDB II 22,3, 18.
101 Busch, Kirchenbaukunst 131; KDB II 22,3, 13E

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