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Knorr, Walburga; Zipp, Gerhard; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Meier, Beate [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 40 = Münchener Reihe, 8. Band, Regensburg, 1): Minoritenkirche — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.57399#0024
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Hofstatt, welche die Familie Weintinger von dessen Vater zu Lehen hatte.102 Zudem findet sich am
7. Mai em Eintrag im Nekrolog über Wichardus - zwischen 1290 und 1305 Pfarrer von Niedermün-
ster-, der 400 Pfund Regensburger Pfennige „ad fundamentum chori“ schenkt.103 Eine weitere Stif-
tung des Heinrich Ingolstetter an das Werk aus dem Jahr 13 49,104 die wohl auf den Bau des Chores zu
beziehen ist, besagt möglicherweise, daß zu diesem Zeitpunkt der gewölbte hochgotische Chor noch
nicht fertiggestellt war.
Über den angrenzenden Klosterbau ist ebenfalls wenig Quellenmaterial vorhanden. Kann der Bau des
Nord- und Ostflügels des Großen Kreuzgangs anhand von Inschriften annähernd in das letzte Drittel
des 13 .Jahrhunderts datiert werden, so weist nur die Inschrift eines Scheitelsteins auf die Einwölbung
des Westflügels des Großen Kreuzgangs hin. Sie nennt den Werkmeister Thomas Schmuck, der auch
den Kreuzgang des Dominikanerklosters einwölbte.105 Der Nordflügel mit sechs Jochen und der
Westflügel mit sieben Jochen existieren heute noch, der Ostflügel wurde nach 1824 vollkommen zer-
stört—vom Südflügel ist noch em Joch erhalten.106 Alle Gewölbe sind mit Scheiteisteinen abgeschlos-
sen, die zum großen Teil Wappen von bürgerlichen und geistlichen Stiftern oder von Handwerksbru-
derschaften tragen. Einige Scheitelsteine, die heute an der Ostwand des Kleinen Kreuzgangs museal
angebracht sind, können den nicht mehr vorhandenen Gewölben des Großen Kreuzgangs zugeord-
net werden. Sie sind nach der Zerstörung des Süd- und Ostflügels in die benachbarte Dunzingerische
Wachsbleiche und von dort in das Museum des Historischen Vereins in der Ulrichskirche gebracht
worden.107 Mit der Übernahme der Minoritenkirche und des Klosters durch die Stadt kam auch em
Teil der ausgebrochenen Scheitelsteine wieder in die ursprünglichen Räume zurück.
Der Kleine oder Äußere Kreuzgang entstand wohl auch — gleich dem Großen Kreuzgang — im letzten
Drittel des 13. Jahrhunderts.I0S Die bisherige Annahme, daß der Kleine Kreuzgang in den Jahren nach
1460 entstanden ist, muß wohl revidiert werden.IOIJ Bei den Baumaßnahmen unter dem Guardian Jo-
hannes Rab handelte es sich wahrscheinlich nur um eine umfassende Neugestaltung und Einwölbung
dieses Gebäudeteiles. Der Kleine Kreuzgang wurde so angebaut, daß sich sein Ostflügel an den West-
flügel des Großen Kreuzgangs, sein Nordflügel an die Wand des südlichen Seitenschiffes anlehnte und
der Westflügel in einer Flucht mit der Westfront der Kirche abschloß. In dieser Westfront befand sich
auch das Stifterportal (s. Kat.-Nr. 96) als Zugang vom ehemaligen Minoritenplatz.110 In den einge-
schossigen Kleinen Kreuzgang führten weitere zwei Zugänge: Im Norden von der Kirche und im Osten
vom Großen Kreuzgang aus. Heute noch erhalten ist lediglich der Ostflügel nut fünf spätgotischen
Sterngewölben, die drei anderen Flügel111 wurden zwischen 1809 und 1824 zerstört.112 Anhand der
noch vorhandenen Scheitelsteine ist es möglich, einige weitere Stern- und Netzgewölbe dieses Klei-
nen Kreuzgangs zu bestimmen (s. Kat.-Nrr. 102-105, 107, 112, 115, 116); zwei im Nekrolog überlie-
ferte Stiftungen von Regensburger Bürgerinnen beziehen sich ebenfalls auf diesen Kreuzgang.113

102 RB IV, 470.
103 MGH Necr. III, 252; Jahr- und Totenbuch 239, 246; vgl. hierzu KDB II 22,3, 6; Busch, Kirchenbaukunst 127
Anm. 418.
104 RÜB I, Nr. 1251.
105 S. Kat.-Nr. 86. In der ersten Hälfte des 15.Jahrhunderts wurden in Regensburg zahlreiche Kreuzgänge gebaut bzw.
umgestaltet und eingewölbt: im Dom, im Dominikanerkloster, in St. Jakob, in der Alten Kapelle, in St. Mang, im Au-
gustmer-Eremitenkloster und im Benediktinerkloster Prüll; vgl. hierzu Gemeiner, Chronik II, 426; Schuegraf, Dom
I, 167 Anm. 140; Jänner, Bischöfe III, 386.
106 Paulus, Baualtersplan Ostnerwacht 67.
107 Nach VHVO 48 (1896) 378, handelte es sich um „10 Gewölbeschlußsteine, teils mit Wappen, teils nur mit Marken
versehen, aus dem 15.Jahrhundert und wahrscheinlich herstammend aus dem Kreuzgange des ehemaligen Minori-
tenklosters.“
108 Für diesen Hinweis bedanken wir uns bei den Bauforschern, Herrn und Frau Montgelas, die einen neuen Grundriß
(s. Plan im Anhang) und ein Aufmaß von Minoritenkirche und Kloster erstellten.
109 Busch, Kreuzgänge.
110 Busch, Kreuzgänge, Pause nach der Originalzeichnung aus dem späten 17.Jahrhundert.
in Sie sind in dem KDB II 22,3, 17, veröffentlichten Plan gepunktet eingezeichnet; in der Skizze von Busch, Kreuz-
gänge, sind diese Flügel ebenfalls mit Stern- und Netzgewölbe versehen.
112 KDB II 22,3, 20; Paulus, Baualtersplan Ostnerwacht 67. Auf der Federzeichnung zum Kleinen Kreuzgang, HStAM
IV (ehemal. Kriegsarchiv) R 2c, ist der Westflügel mit Strebepfeilern eingezeichnet.
113 MGH Necr. III, 253;Jahr- und Totenbuch 251; PRiMBS,Jahr- und Totenbuch 256: Eintrag am I4-Juni für die Ehe-
frau des Wenzel Strasser. MGH Necr. III, 258; Jahr- und Totenbuch 293 ; Primbs, Jahr- und Totenbuch 297 f: Ein-
trag am 18. Oktober für die Stiftung der Barbara Portner. Barbara Portner war die Ehefrau des Peter Portner und, dem
Wappen nach, eine geborene Sterner. Der Schlußstein mit dem Wappen der Portner befand sich an einer Mauer in
der Krennerschen Wachsbleiche am Stärzenbach. Hilz, St. Salvator 111.
 
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