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Knorr, Walburga; Zipp, Gerhard; Meier, Beate [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 40 = Münchener Reihe, 8. Band, Regensburg, 1): Minoritenkirche — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.57399#0025
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Wie im Landshuter Mmontenkloster114 fugte man auch in Regensburg dem ersten Kreuzgang einen
zweiten hinzu.115 Diese angebauten Kreuzgänge hatten häufig öffentlichen Charakter und ermög-
lichten auch Laien den Zutritt zu Feierlichkeiten innerhalb des Klosters, aber außerhalb der Klau-
sur.
Einen weiteren Hinweis auf die Funktion dieses Klemen Kreuzgangs gibt em Ablaßbrief des unter Bi-
schof Friedrich II. von Regensburg tätigen Weihbischofs und Generalvikars Konrad Strober (s. Kat.-
Nr. 92) aus dem Jahre 1443.116 In dem Ablaßbrief wird die Erlaubnis gegeben, an Donnerstagen eine
Prozession zu Ehren des Hl. Altarsakraments abzuhalten, an der sich auch das Volk beteiligen durfte;
sie wurde vermutlich nach der vorübergehenden Schließung des Klosters im Jahre 1544 nicht mehr
fortgesetzt.117 Für den Kleinen Kreuzgang sind, geht man von der Überlieferung Roman Zirngibls
aus, neben der Gurtbogeninschrift für eine Nonne (s. Kat.-Nr. 98) nur zwei Grabinschriften nachzu-
weisen.IlS Diese nur kopial überlieferten Inschriften stammen aus den Jahren 1685 und 1689.
Der mächtige, das Langhaus vom Chor trennende Lettner wurde wahrscheinlich mit der Fertigstel-
lung des Langhauses, also noch im 13.Jahrhundert, eingezogen. Er nahm die ganze Breite des Lang-
hauses ein und erstreckte sich in der Tiefe über das östlichste Langhausjoch. Es handelte sich um den
Typus des freistehenden Lettners mit durchgehender Bühne. Die ursprüngliche Einteilung in sieben
sterngewölbte Joche stammte wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert, in ihrer Ausformung gleichen
sie den Sterngewölben des Kleinen Kreuzgangs.119 Der letzten großen Kirchenrenovierung von 1724
fiel neben den Fresken im Langhaus auch der Mittelteil des Lettners zum Opfer. Das Raumgefühl der
barocken Baukunst verlangte nach lichten Räumen und einem ungehinderten Blick auf das Allerhei-
ligste.120 Unmittelbar in der Nähe des Lettners, aber nicht genau bestimmbar, könnte der von Zirn-
gibl als „antiqua ecclesia“ bezeichnete Teil des Kirchenraumes lokalisiert werden. An dieser Stelle be-
fand sich wahrscheinlich das Sanktuarium des Vorgängerbaues. So decken sich die Standortbezeich-
nungen für Grabmäler, „ante chorum“, „in antiqua ecclesia“ und „inter chorum et ecclesiam“, die
Zirngibl für vier Inschriften überliefert (s. Kat.-Nrr. 3, 33, 62, 74). Im 15.Jahrhundert sind hier keine
Bestattungen mehr nachzuweisen.
Im Zusammenhang mit der großen Kirchenrenovierung von 1585 erfahren wir auch von einem frü-
heren Bauvorhaben, das Papst Sixtus IV (1471 — 1484) finanziert hatte: „Es war alles ruinös und allent-
halben sollte gebauet werden, da doch wegen äußerister Armuth des Klosters nichts vorhanden war.
Eben aber in dieser größten Armuth sendte Gott hilff durch reichliches almoßen, worauf alsobald die
von Sixto IV. Römischen Pabst unseres Ordens anno 1480 meistens reparirte Kirche wieder verbessert
und außgezihrt wurde.“121 Eine weitere Kirchenrenovierung fand unter Bischof Albert von Törring
statt, worauf die Jahreszahl 1642 an der dem Chor zugewandten Seite des Triumphbogens und die In-
schrift am Stifterportal (s. Kat.-Nr. 96) hinweisen.
Die wohl einschneidendste Veränderung des Kircheninnenraumes wurde im Jahre 1724 vorgenom-
men, wie die Inschrift an der westlichen Seite des Triumphbogens zeigt: „S(ANCTORUM) PIO-
RUM ELEEMOSYNIS RENOVARIINCAEPIT“.122 Ein Vermerk im Grabsteinbuch des Roman
Zirngibl besagt, daß die Inschriftendenkmäler nach der Ordnung von 1725 - während oder nach der
Renovierung — aufgenommen und dokumentiert wurden.123 Anzunehmen ist, daß im Zuge dieser
Umbauarbeiten einige Inschriftendenkmäler verloren gingen oder an andere Orte versetzt wurden.
Von einerweiteren Kirchenrenovierung im Jahre 1735 berichtet Paricius: „Eine schöne Orgel wurde
ober dem Eingang aufgesetzt und unterschiedliche Altäre in der Kirche errichtet“.124

114 KDB IV 16, 296-299; Primbs, Landshuter Totenbuch 349f.
115 Vgl. hierzu Braunfels, Klosterbaukunst 192, mit Hinweis auf das Dominikanerkloster Santa Maria Novella, wo insge-
samt sieben Kreuzgänge angelegt wurden.
116 Jänner, Bischöfe III, 485.
117 Busch, Kreuzgänge; Hilz, St. Salvator 181.
118 Zirngibl, Verzeichnis 338.
119 KDB II 22,3, 6.
120 Kirchner-Doberer, Lettner 10, 18-20, 83; Doberer, Lettner, Sp. 987b.
121 Zitiert nach Busch, Kirchenbaukunst 130 Anm.424 (Frater Tobias Waldemannstätter 1773).
122 Paricius, Nachricht 451; KDB II 22,3, 12; Busch, Kirchenbaukunst 130.
123 Zirngibl, Epitaphia 1785/86, 381.
124 Paricius, Nachricht 451; zu der neuen Altarausstattung vgl. Hilz, St. Salvator 45 b

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