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Knorr, Walburga; Zipp, Gerhard; Meier, Beate [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 40 = Münchener Reihe, 8. Band, Regensburg, 1): Minoritenkirche — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.57399#0034
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stand.196 Besonders die Minonten galten als die „Spezialisten des Todes“ und der „postmortalen Ze-
remonien“; sie hielten die Totenwache, beteten für die Seelen der Verstorbenen, wohnten der
Beisetzung bei und feierten die Jahrtage.197
Säkularisierung, Profanierung und zahlreiche Umbauten von Minoritenkirche und -kloster lassen
kaum noch die ursprüngliche Anzahl und die Lage der überaus zahlreichen Begräbnisstätten erken-
nen. Die Standorte der Inschriftenträger sind ausschließlich über die kopiale Überlieferung zu rekon-
struieren. Aus diesen Aufzeichnungen - vor allem Eppinger und Zirngibl bemühten sich um genaue
Standortangaben - ergibt sich, daß em Großteil der frühen Grab- und Gedenkinschriften im Nord-
und Ostflügel des Großen Kreuzgangs sowie in der Paulsdorferkapelle aufgefunden wurden. Der öst-
liche Teil der Kirchenschiffe vor dem Lettner und den drei dort befindlichen Altären gehörte ebenfalls
zu den begehrten Bestattungsplätzen. Das durch den großen Lettner vollkommen abgetrennte Sanc-
tuarium der Minoriten blieb von Sepulturen frei.198
Im später erbauten Kleinen Kreuzgang ist nur eine Gedenkinschrift im Gurtbogen nachzuweisen, die
einer Abtissin des Nürnberger Klarissenklosters gewidmet ist (s. Kat.-Nr. 98).199
Zu den Grab- und Gedenkmschnften der Minoritenkirche kommen eine Anzahl von Stifterinschrif-
ten, in den meisten Fällen als Umschrift auf Gewölbescheitelsteinen der beiden Kreuzgänge. Die be-
deutendsten Dotationen des 13. Jahrhunderts an die noch junge Niederlassung der Minderbrüder sind
in eindrucksvoller Weise an dem noch vorhandenen „Stifterportal“ (s. Kat.-Nr. 96) festgeschrie-
ben.
Zwei Schlußsteine, in der kleinen Sakristei (s. Kat.-Nr. 101) und im Großen Kreuzgang (s. Kat.-
Nr. 86), gehören zur Gattung der Baumschriften. Dies gilt auch für die Jahreszahl an der Rahmung
der spätgotischen Spitzbogentüre im Klemen Kreuzgang (s. Kat.-Nr. 106). Ein Sterngewölbe des ein-
zigen noch erhaltenen Flügels dieses Kreuzgangs trägt den Text des „Te matrem laudamus“ (s. Kat.-
Nr. 111). Eine nur kopial überlieferte Inschrift mit einigen der sieben sagenhaften Namen Regens-
burgs dokumentiert die enge Beziehung von Kloster und Stadt (s. Kat.-Nr. 78). Ebenfalls in die Edi-
tion aufgenommen wurden zwei Ablaßtafeln, die nur noch in kopialer Überlieferung existieren;
ursprünglich befanden sie sich im Chor der Kirche (s. Kat.-Nr. 140) und an einem Epitaph in der
Paulsdorferkapelle (s. Kat.-Nr. 149).
Gestaltung, Material und technische Ausführung der Inschriftenträger
Der älteste noch vorhandene Inschriftenträger ist in das Jahr 1272 zu datieren; der jüngste in diesem
Band erfaßte Inschriftenträger aus Stein stammt aus demjahr 1597; die Serie der Fresken mit gemalten
Inschriften fällt in das letzte Jahrzehnt des 16.Jahrhunderts. Diese Zeitspanne umschließt nicht nur die
Blütezeit der Reichsstadt Regensburg im 13. und 14.Jahrhundert, sondern auch die Zeit des darauf
folgenden Niedergangs. Im 15. und 16.Jahrhundert entstanden in der bildenden Kunst Werke, die
weit über die Grenzen der Stadt hmausstrahlten. Vor allem die Dombauhütte mit ihren Bildhauern
und Steinmetzen beeinflußte maßgeblich das Kunstschaffen auch außerhalb des Kathedralbaus und
seiner Ausgestaltung.200 So sind in der Grabplastik Werke von besonderem künstlerischen Gehalt zu
verzeichnen.201
Eine größere Gruppe von Inschriftenträgern bilden die Grabplatten, d.h. die Deckplatten, die, in den
Boden der Kirche oder des Kreuzganges eingelassen, Begräbnisstätten verschlossen;202 es handelt sich
196 Ausführliche Untersuchung des hier bestatteten Personenkreises bei Hilz, St. Salvator 52ff., öpff.j vgl. auch Her-
klotz, Grabmalstiftungen 233—257.
197 Vgl. Kolmer, Testamente; Aries, Tod 110.
198 Dieser Befund widerspricht den Untersuchungsergebnissen bei Aries, Tod 104.
199 KDB II 22,3, 20. Bei den aus dem 17.Jahrhundert (1689 und 1685) stammenden Inschriften (Zirngibl, Verzeichnis
338) bleibt unklar, ob es sich um Gedenkinschriften oder Inschriften von Grabsteinen oder Grabplatten handelt.
200 Schinnerer, Gotische Plastik 4.
201 Eine umfassende Darstellung über die mittelalterliche und frühneuzeitliche Grabplastik in Regensburg existiert nicht.
Hubel, Mittelalterliche Plastik 53, weist auf fehlende Untersuchungen in diesem Bereich hin. Von der älteren For-
schung zu diesem Thema ist zu nennen: Seyler, Mittelalterliche Plastik; Riehl, Donautal; Schinnerer, Gotische
Plastik (mit umfassender Übersicht über die ältere Forschung). Krankenhagen Heidrun, Studien zur spätgotischen
Plastik in Regensburg, Diss. Freiburg i.Br. 1968, spart die Grabplastik in ihrer Arbeit aus; vgl. hierzu Schmidt Rolf,
Studien zur spätgotischen Plastik in Regensburg, in: ZBLG 37 (1974) 167—177.
202 Die hier verwendete Terminologie lehnt sich an die bei Seeliger-Zeiss, Grabstein, verwendeten Definitionen an. Er-
gänzend zu den noch vorhandenen Inschriftenträgern wurden für die Beschreibung der figürlichen und ornamentalen
Gestaltung die Abzeichnungen des Eckherschen Grabmalbuches (BSB cgm 2267) sowie die Ablichtungen heute zer-
störter Inschriftenträger aus dem Katalog von Halm-Lill herangezogen.
 
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