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Knorr, Walburga; Zipp, Gerhard; Meier, Beate [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 40 = Münchener Reihe, 8. Band, Regensburg, 1): Minoritenkirche — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1995

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https://doi.org/10.11588/diglit.57399#0035
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hierbei um Konturen- oder Ritzplatten sowie Reliefplatten. Der älteste Stein, die Deckplatte des
Bertholdgrabes (s. Kat.-Nr. i), ist den Konturenplatten zuzuordnen.203 Auf der schlichten schmuck-
losen Platte aus grauem Sandstein ist die Mönchsgestalt in einfachen Linien eingezeichnet. Es ist an-
zunehmen, daß die Linien mit farbiger Paste ausgegossen waren. Der Gestus der erhobenen rechten
Hand weist auf seine Predigertätigkeit hin; das Buch in der Linken steht sinnbildhaft für Bildung und
Wissen.204 Die stilisierte Darstellung eines Bettelmönches vermittelt den Eindruck eines Bildes mit
Rahmen, der noch verstärkt wird durch den leicht erhöhten Rand, auf dem die Inschrift eingehauen
ist.205 Es fehlen sowohl Kopfkissen als auch Fußstützen; die „Zeichnung“ gibt einen Lebenden wie-
der. Eine ähnliche Gestaltung weist die Grabplatte eines Mmoritenmönches aus dem Jahre 1356 auf
(s. Kat.-Nr. 56). Ritzplatten begegnen durch das ganze Mittelalter und wurden auch von Bischöfen,
Äbten und Adeligen gewählt. Ein ähnlich gestalteter Stein, der das Grab des Abtes Balduin (*f*i 324)
deckte, befindet sich in der Georgskapelle in St. Emmeram.206
Die Deckplatte des Grabes der Katharina von Ramsberg (s. Kat.-Nr. 48) aus rotem Marmor ist in die
40er Jahre des 14.Jahrhunderts zu datieren. Das Haupt der Adligen, von einem Gebände umhüllt,
flankieren zwei Wappenschilde. Die mit einem lockeren Gewand bekleidete Gestalt wirkt schmal, die
Linienführung der Ritzzeichnung bewegter als auf der Deckplatte des Bertholdgrabes (s. Kat.-Nr. 1).
Auch hier läuft die Inschrift gleichsam als Rahmen um die Zeichnung.20'
Auf der im Flachrelief gearbeiteten Grabplatte der Wilbirg Sarburch aus hellem Sandstein (JT348; s.
Kat.-Nr. 50)208 ist die Verstorbene ruhend auf einem Kissen dargestellt. Sie hält ein Kreuz in den
Händen. Ihre Gestalt umhüllt ein Mantel, der in reichen Falten bis zu den Füßen fällt und von einem
halb liegenden Spitzschild überdeckt wird.209 Von ähnlichem Aussehen und mit annähernd identi-
schen Gestaltungsmerkmalen zeigt sich auch die Deckplatte der Beatrix von Paulsdorf (s. Kat.-
Nr. 43).210 Bei beiden Steinen läuft die Schrift auf erhöhtem Rand um den Stein.
Eine abweichende künstlerische Gestaltung repräsentiert die aus Kelheimer Kalkstein gefertigte
Deckplatte zweier Frauen der Familie Weintinger (s. Kat.-Nr. 54). Die figürliche Gestaltung und die
Architekturrahmung sind im Flachrelief gearbeitet. Ein schmaler Dienst zwischen den Figuren schafft
zwei Nischen, in denen die beiden Frauen, bekleidet mit Schleiern und reich gefalteten Gewändern,
einander zugewandt stehen. Die Wimperge über Dreipässen lassen den Einfluß der Hochgotik in der
Grabplastik erkennen.
Die (vermutlich) älteste noch vorhandene Platte eines Rittergrabes in Regensburg deckte die Be-
gräbnisstätte des Stifters der einst im Klostertrakt gelegenen Kapelle St. Peter und Paul, Konrads von
Paulsdorf (fi299; s. Kat.-Nr. 14). Ein erhöhter Rahmenstreifen umgibt das kastenförmig vertiefte
Mittelfeld, in das die Figur des Ritters versenkt ist. Das Hochrelief überragt damit nicht wesentlich das
Niveau des Rahmens. Die Gestalt steht auf gekehltem Sockel, das unbedeckte Haupt ruht auf einem
Kissen; das Spitzschild in der Linken und das kreuzförmige Schwert in der rechten Hand kennzeich-
nen sie als Ritter. Der Waffenrock, von einem Tasselriemen gehalten, reicht bis zu den Knien. Ob-
wohl Konrad von Paulsdorf ein hohes Alter erreichte, zeigt ihn das in Stein gehauene Bild als kraftvol-
len Mann mittleren Alters.211 Die Art der Darstellung geht auf französische Vorbilder zurück, die zur
Zeit der Kreuzzüge aufkamen.212 Die Grabplastik des Konrad von Paulsdorf folgt dieser künstleri-
schen Gestaltung ebenso wie die verlorene Deckplatte des Grabes Heinrichs von Paulsdorf (f 1339; s.

203 Die Konturenplatten erscheinen als Reduktion der Rahmung zugunsten der freien Figurenerscheinung; sie knüpfen
an die Anfänge der Grabplatten überhaupt, an die Mosaikplatten, an; s. Borgwardt, Mittelalterliches Grabmal 30; Pa-
nofsky, Grabplastik 5 6 ff.
204 Das Buch als Attribut tragen auch der Hl. Dominikus, der Hl. Antonius von Padua, der Hl. Bernhard v. Clairvaux so-
wie der Hl. Thomas v. Aquin.
205 Das Fresko an der Westseite des Triumphbogens mit der Gestalt des Bruders Berthold (s. Kat.-Nr. 180) weist große
Ähnlichkeit mit der Ritzzeichnung der Grabplatte auf.
206 KDB II 22,1, 254, Abb. 165; zu den Ritzzeichnungen allgemein vgl. Bauch, Grabbild 289f.
207 Halm-Lill, Bildwerke 24, Abb. MA 911.
208 Vgl. Eckher, fol. 53.
209 Die in der Alten Kapelle vorhandene Grabplatte des Siegfried Sarurch, Ji334, stammt wohl aus der selben Werkstatt;
vgl. KDB II 22,2, 52, Abb. 37.
210 Eckher, fol. 51.
211 Eckher, fol. 50v; Halm-Lill, Bildwerke, 908.
212 Da sich seit Ludwig IX. die französischen Könige vor der Krönung zum Ritter schlagen ließen, bedeutete dies eine
politisch-kirchliche Legitimation der ursprünglich aus dem Gefolge des Adels stammenden „Reiter“, die den Aufstieg
in den Adelsstand schafften. Die um 1230 geschaffenen Darstellungen der Ritterheihgen St. Georg und St. Theodor
als Gewandfiguren des südlichen Portals in Chartres können als beispielhafte künstlerische Darstellungen der ritterlich
Gewappneten des Mittelalters gelten. S. hierzu Bauch, Grabbild 120.

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