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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0059
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Das Zitat von Crusius gibt das Formular verkürzt wieder, enthält aber vermutlich einen Hinweis auf
ein vorhandenes Grabmal1. Die Jahreszahl in arabischen Ziffern ist im Original in römischer Schrei-
bung zu denken. Abgesehen von dieser Einzelheit der Wiedergabe entspricht der Wortlaut dem bei
Inschriften der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts üblichen Formular, denn das hier verwendete Anno-
Dommi-Formular kommt in Sindelfingen schon 1253 in einer als Grabschrift gesicherten Inschrift
2
vor .
Marquard entstammt einem in Bernhausen (Stadt Filderstadt, Lkr. Esslingen) ansässigen Geschlecht.
a Crusius gibt 1235 als Todesjahr an, obgleich die Inschrift für das Jahr 1255 eingereiht ist. Offenbar handelt es sich bei
1235 um einen Druckfehler, denn eine kurz vor Marquards Tod, aber noch zu dessen Lebzeiten ausgefertigte Urkunde
(1255 Nov. 16) bezeugt, daß den Söhnen und Nachkommen des Stiftsherrn gegen einen Jahreszins die Nutzung der
von diesem dem Stift geschenkten Güter überlassen wird; Wirtembergisches Urkundenbuch 5 (1889) nr. 1364.
1 Crusius, p. 86: „Obiit 1235 . in vigil(ia) Nicolai Marquardus de Bernhusen canonicus Sindelphingae, ibi sepultus.“
2 Vgl. nr. 6.
Annales Sindelfingenses 1981, nr. 43 (zu 1255). - Crusius, Annales Suevici, über 2, pars 3, p. 86.

8 f Sindelfingen, ev. Stadtkirche (Stiftskirche St. Martin) 1268

Grabmal des Heinrich von Vigilhan (?). Gestaltung unbekannt.
Wortlaut nach Annales Sindelfingenses. Inschriftliche Ausführung nicht gesichert.
Anno 1268 obijt Hainricus de Vigilhan, canonicus huius ecclesiae, 7. Idus Octobris,
die sancti Dionisij.
Im Jahr 1268 starb Heinrich von Vigilhan (?), Stiftsherr dieser Kirche, am 7. (Tag) vor den Iden des Oktober, am Tag
des hl. Dionysius (9. Okt.).
Crusius, Gewährsmann für die Lesung, hat dieselbe Wiedergabe des Nachnamens, der sich mit kei-
nem Adelsgeschlecht verbinden läßt und wohl nicht richtig entziffert wurde. Crusius bietet ferner
eine verkürzte Version des Wortlauts, denn er hat als Todestag nur das Fest des Heiligen aufgenom-
men. Das Formular kann durchaus nur mit anno statt anno domini eingesetzt haben1; die Wiedergabe
der Jahreszahl in arabischen Ziffern ist im Original als römische Zahlangabe zu denken.
1 Vgl. Glaser u. Bornschlegel, Datierungen 1996, 529.
Annales Sindelfingenses 1981, nr. 52 (zu 1268). — Crusius, Annales Suevici, über 2, pars 3, p. 118.

9f Sindelfingen, ev. Stadtkirche (Stiftskirche St. Martin) 1272

Grabmal des Stiftsherrn Rudolf Pfalzgrafen von Tübingen. Gestaltung unbekannt.
Wortlaut nach Annales Sindelfingenses. Inschriftliche Ausführung nicht gesichert.
Anno MCCLXXIP Rudolphus palatinus Tubingensis, Hugonis filius, diaconus et
canonicus Sindelfingensis ecclesie, obijt.
Im Jahr 1272 starb Rudolf Pfalzgraf von Tübingen, Sohn des Hugo, Diakon und Stiftsherr der Kirche zu Sindelfingen.
Der Verstorbene war Stiftsherr zu Sindelfingen und em Sohn eines Pfalzgrafen Hugo von Tübingen.
Da Hugo einer der Leitnamen der Familie war, macht seine Einordnung in die Stammfolge Schwie-
rigkeiten. Nach Schmid1 war Rudolf ein Sohn des Pfalzgrafen Hugo IV., des Gründers der Linie
Tübingen-Horb, aus dessen erster Ehe mit einer Gräfin von Dillingen2.
a Zum Todestag vgl. Annales Sindelfingenses 1981, nr. 65 (zu 1272): „in vigilia natalis sancte Marie virginis“ (Sept. 7);
Crusius, über 2, p. 129: „Hoc Anno 1272, 7. idus Septemb(ris), mortuus est Rudolphus, Comes Tubingen(sis) et
Synadelphinga sepultus“.
1 Schmid, Ludwig, Pfalzgrafen von Tübingen 1853, 171 f.; ebenso: Europäische Stammtafeln NF 12, Taf. 47.
2 In Sindelfingen fanden weitere Glieder des Geschlechts ihre Bestattung, was die Bedeutung des Stifts in seiner Blüte-
zeit im 13. Jahrhundert unterstreicht. Zum Grabmal des Knaben Hugo Pfalzgrafen von Tübingen, gestorben eben-
faüs 1272, heißt es ohne Zitat der Grabschrift: „Sepultus est in claustro nostro, hic requiescit sub lapide parvo“; An-
nales Sindelfingenses nr. 63 a (zu 1272). Er war ein Sohn des Pfalzgrafen Rudolf I. Scherer von Tübingen (gest. 1277
in Wien), und der Pfalzgräfin Adelheid geborene von Eberstein-Sayn, welche in Bebenhausen bestattet liegen;
Crusius, über 2, pars 3, p. 129; Grabdenkmale Bebenhausen 1989, 27 — 29. — Vgl. ferner nr. 33.
Annales Sindelfingenses 1981, nr. 65 und 66 (zu 1272). — Crusius, Annales Suevici, über 2, pars 3, p. 127, 129; über 8,
pars 2, p. 262. — Hess, Chronik Herrenberg, Stuttgart, WLB Cod. hist. F 278 Bd. l(a), p. 44 (nur erwähnt, Grabschrift
nicht im Wortlaut).
 
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