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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0213
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7. Instruktion zur Visitation von 1532.

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alsdann jedes orts durch die superattendenten und
executoren an uns gelangen zulassen, domit nach-
volgent vorfugung gethan werde.
So auch befunden und durch vleissige nach-
frage und grundlichen bericht der visitatorn er-
kundet mocht werden, das von iman, wes standes
der were, den pfarren ader gaistlichen lehen dar
ein gehorig an ecker, wiesen, gehulzen, zinsen,
fröhnen ader andern, wie das benant sein mag,
nichts ausgeschlossen, etwas nachtailigs unzimlichs
und ungepurlichs entwant ader entzogen worden
were, dasselbige vor allen dingen in ainer be-
stimpten zeit widerumb darein und darzuzubringen
durch billich wege mittel und zwang des nagst
gelegenen ampts zuvorschaffen und furzunehmen,
ane erholung unnotturftiges beschaids und wo solchs
uber vorgethanen bevel nicht erfolget were, gegen
demselben gleichfalls zuhandeln, wie in berurtem
ersten artikel angezeigt ist. Wu auch vormarkt,
das die felle also gelegen, dar innen vorgehend
vorhore und handlungen furzuwenden fur noturftig
angesehen dasselbe uf den fal auch zuunderstehen
und hernachmals die sachen zur pilligkait vleissi-
gen und den gebrechen abhelfen.
Der neuen und alten gemeinen gebeubde
besserung und underhaltung der pfarren sampt an-
hangender wesentlicher gebeude als scheun, stelle
und dergleichen ungefehrlichen zugehorungen hal-
ben, dar innen sollen die visitatores disen under-
schait ordnen und halten, nemlich was neue not-
turftige gebeubden furzunehmen und ufzurichten
sollen die besessen und eingehorende pfarleut
jedes kirchspiels zuthun und zuvorlegen schuldig
und pflichtig sein auf ir der visitatorn bedenken,
rath und verschaffen, und volgent durch der zweier
weltlichen executorn und bevelhaber, so ides land-
kreis in sunderheit durch uns und die landstende
des ausschuss vorordent sollen werden, die auch
solchs zuvorschaffen und zuvorfugen sollen haben.
So es auch fur notturftig angesehen dieselben
furhabenden gebeubde zuvor durch sie zubesichtigen
ader andern zuthun zubevehlen, und wie die ge-
beubde itziger zeit ganz baufellig befunden, gleicher-
massen wie mit den neuen besserung und auf-
richtung zuvorschaffen und zuvorfugen. Weren
aber dieselben pfarleut solchs genzlich zuvorfolgen
unvormuglich, welchs alles diser zeit in der visi-
tatorn und nachvolgend der weltlichen vorordenten
bevelhaber ermessen stehen soll auch zuerkunden
gesucht sol werden, und so solchs durch andere
fugsame mittel von der pfarren und der gemeinen
kesten besunder ein komen ader der pfarren und
gemeinen kirchspiels zugehorigen gehulzen nit zu-
erlangen und zuersetzen sein mocht, alsdann auf
den fal durch sie nach gelegenhait zubedenken
und zusuchen, domit ein noturftige und zimliche
mithulf an gelde aus der geistlichen guter hinder-
Sehling, Kirchenordnungen.

legung desselben landkreis auf iren empfangen
bericht durch die bevelhabere uf gute rechnung
vorordent und vorschafft, uf das also die gebeubde
wie vorberurt mochten aufgericht werden.
Solche vorschaffung sollen die sequestratores
auf berurte vorgeende anzeigung und neben bericht
der bewegenden ursachen ides orts nach gelegen-
heit zu bevelhen haben. Doch uf jherliche rech-
nung und bescheid wie es vorbauet und angewant,
des sie dann auch der billigkait nach entnommen
sollen werden. Was aber daruber tegliche zu-
fellige noturft und die gemeine besserung als an
ofen, fenstern, thüren, dachung und anderm der-
gleichen belangen thut, domit in dem statbare
zufugung vorhutet, soll durch ainen iden pfarrer
so es ime anfenglich bequemlich uberantwort, zu-
gestalt und eingeweist were, durch sein selbst vor-
lege in wesen unterhalten werden.
Dieweil auch an etzlichen orten vast gerings
und armseligs einkomen der pfarren, und fursehung
der predig stulen, auch schulen und kirchendiner
befunden, darauf sich dann die pastor und prediger
nit wol erhalten mugen wie nu die eingepfarten
desselben endes nicht des vormugens weren, am
besserung und zulegung zuthun ader das es durch
andere fugsame mittel und wege zuerlangen stunde
als bei lehen anderer daneben gelegenen pfarren
zusamen zuschlahen, auch von der pfarren und
gemeinen kasten besunderen einkomen nicht zu-
ersetzen und zuerheben were, sollen auf solchen
falh die geordenten visitatores ain messige und
notturftige zulegung und besserung vorordnen. Das
auch solch zulage gelt ader getreidicht aus dem
hinderlegten vorrath der gaistlichen guter auf
schriftlichen bericht derselben visitatorn, so sie an
die sequestratores mit fursichtiger mass jerlichen
zuraichen zuordnen und zuvorschaffen ane erholung
weitleuftigs ader vorzuglichs bedenkens und alles
auf ordenlichen schein, quitirung und jerlichen
rechnung durch die inhaber und vorsteher der
closter zuhandeln und furzuwenden auch mit der
mass und underscheid bis uf unser und des ge-
ordenten ausschuss eintrechtige anderung und ab-
schaffung.
Nachdem sich auch bisanher vilmals zu-
getragen, das die pfarrer und prediger verstorben,
die sich ezlich beweibt und kinder hinter sich in
grossem armuth und elent vorlassen, welchen an
dem gelassenen getreidicht und anderm vorrath
und gemeinem erzeugten erbe als viehe und andern
dergleichen eintrag und vorhinderung geschiet,
auch solchs den neuen angehenden pastorn aus
notturft zuzuwenden understanden wirdet etc., das
in solchen und andern zufelligen vorledigungen
ader abtretungen in itzigem irem bevohlenem
umbziehen die mittel geordent und furgenomen
werden.

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