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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0274
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246

Die Kirchenordnungen. Ernestinisches Sachsen.

solche normam docendi fur recht und wahr halte
und ob er darnach lehre. Was die furnemsten stucke
gottlicher lehre sind. Was fur ein unterscheid sei
unter gottes lehre und der menschen lehre. War-
umb man den biblischen schriften 1) mehr glaubens
gebe, dan allen aller menschen buchern. Was gott
sei, wie viel persohnen und wie dieselben unter-
schieden werden. Was die sunde sei und was sie
fur species und unterschied habe. Was gesetz sei,
worumb es gegeben. Ob die antinomer recht ge-
lehret, man solle das gesetze nur aufs rathhaus
weisen. Was das evangelium sei. Was die unter-
scheid des gesetzes und evangelii sei. Ob es eine
propria und specifica definitio sei, wann man sagt:
evangelium est concio poenitentiae et remissionis
peccatorum. Was die gerechtigkeit eines armen
sunders fur gott sei. Wie man fur gott gerecht
und sehlig werde. Ob die rede recht sei: sola fide
iustificamur. Was glaube sei. Was die beptischen
von diesem artikel leren. Ob d. Maiors lere recht
sei: gute werk sind nötig zur seligkeit und ist
unmuglich ohne gute werk selig zu werden etc.,
und aus was grunde. Ob gute werk nötig sind,
was sie sind, wie sie geschehen konnen und zu
was ende. Von selb erwelten werken. Von der busse,
was sie sei. Von der beptischen busse. Von rechter
anrufung gottes, was fur stuck darzu gehören. Von
der christlichen kirchen und was dieselbe fur merk-
zeichen habe. Ob die beptische kirche die rechte
catholische und apostolische kirche sei. Warumb
wir uns von der beptischen kirchen absondern.
Von sacramenten, was sacrament heissen, wie viel
ihr sind. Was die taufe sei, von weme sie ein-
gesetzt, was ihr nutz sei. Ob und warumb man die
kinder teufe. Was das abentmal Christi sei, wie
und wozu es eingesetzt. Wen man zum sacrament
lassen soll. Ob der Zwinglianer lehre recht sei.
Von den schlusseln des himelreichs und wie sie
sollen gebraucht werden. Vom reich Christi, was es
fur ein reich sei, hie auf erden. Von unterscheid
weltlicher reich und des geistlichen reichs Christi.
Von christlicher freiheit. Vom creuz und trost in
dem selben. Vom ehestande. Von weltlicher obrig-
keit. Von auferstehung der todten und dem letzten
gericht. Vom freien willen. In was herligkeit und
schonheit die menschen anfenglich geschaffen. Was
durch den fall der menschen ist verlorn worden.
Ob ein mensch nach dem fall in geistlichen und
göttlichen sachen aus seinen naturlichen willen,
wie er von vater und mutter geborn, etwas konne
mitwirken, einen assens oder jawort darzu geben.
Ob im menschen aliqua causa appraehensionis
rerum spiritualium sei. Ob die lehr de tribus
causis concurrentibus in conversione recht sei.

Von Victorini declaration. Ob die
declaratio Victorini, welche man fur 8 jharen den
kirchen aufgedrungen, nach dem buchstaben gottes
wort und den schriften Lutheri gemess sei oder
nicht, das ist, ob er sie falsch und unrecht halte.
Worumb er subscribirt habe. Ob ihme solchs von
herzen leid sei, das er solchs mit seiner hand-
schrift aufhebe und cassiere, aus erheblichen ur-
sachen die aldan erzelet sollen werden, das er
[sic!] mit gutem grunde und ernstlich geschehe.
Von der administration oder vorwal-
tung seines ambts; wie viel mahl er auf den son-
tag predige ; wie viel mahl er in der wochen
predige; was er predige, wie er damit umb gehe,
wann und wie er den catechismum predige und
kinderlher halte; ob er die kinder auch frage; ob
auch kinder und alte hinein kommen; welchen
catechismum er ihnen vorhalte; ob auch die leute
unter der predigt auf den kirchhöfen stehen; ob
sie vor den kirchen unter der predigt lassen etwas
feil haben; ob unter den predigten wein oder bier
geste gehalten werden.
Von der taufe. Wieviel man gevatter
stehen lasse; ob sie die gevattern vor der taufe
dem pfarhern anzeigen; was er fur eine agende
habe; ob man grosse communia nach der taufe
habe, ob die pfarhern dobei sind.
Von der absolution. Ob sie auch einem
iden in sonderheit beicht hören und absolvirn;
was sie vor eine form in der absolution ge-
brauchen; ob sie die kinder und alten vleisig im
catechismo verhören; wie er mit den unbusfertigen
umbgehe.
Vom abendmal. Ob man alle sontage
communicanten habe; wie er das abendmal admini-
strire; wer da wein und oblaten verschaffe.
Von der proclamation. Mit was worten
er braut und breutigam proclamiere; wie er sie
copuliere, ob er auch bei den wirtschaften sei,
oder sich doselbst oder auch sonsten trunken
trinke.
Von der visitation der kranken. Ob
er auch zu den kranken gehe und dieselben be-
suche.
Wie er mit den kranken handele. Ob man
auch die todten ehrlich zur erden bestatte. Ob die
kirchhöve vorwart sind und rein gehalten werden.
Von ergernus. Ob er auch in seiner pfarr
offentlich ergerliche leute habe, mit welchen er
nicht konne zu recht kommen, als die gottes wort
und predigt mutwillig vorseumen, selten oder gar
nicht in die kirche komen, die zauberei oder war-
sagerei treiben oder denselben nachlaufen, in
zweien oder mehr jharen nicht sind zum sacrament
gangen, auf den sontag spiel oder tenze an richten,
die guter der kirchen oder der pfarre entwenden
oder ihnen abbruch thun, eltern welche ihre kinder

1) Vorher „historien“ gestrichen.
 
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