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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0276
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248

Die Kirchenordnungen. Ernestinisches Sachsen.

Von der rechnung. Ob sie auch jher-
liche rechnung thun, zu welcher zeit und weme.
Nach diesem werden sie auch in ihrem catechismo
examiniret.
Abschied. Wird gegeben nach befindung

der sachen. Die meugel und gebrechen, welche
auf dismahl nicht können alle verrichtet werden,
mus man auf gelegene zeit wiederumb furnehmen
und abhandeln, wie die acta solchs geben und
erfordern.

20. Publicirte consistorial-ordnung zu Jhena. Der dreien weltlichen churfürsten Pfalz etc. Sachsen etc.
und Brandenburck etc. in vormundschaft der fürstlichen sechsischen kinder irer allerseits mündlein. 1574.
[Nach dem Drucke „Jhena durch Donatum Richtzenhan.“ Anno 1574. 16 Bl. 4°. Vgl. oben S. 69.]

Nach dem kund und menniglich wissen ist,
waser gestalt man sich etzliche vieljar in der
religion, aus anstiftung etzlicher unruhiger, ehr-
geiziger , und friedhessiger leut, mutwilliges
gezenks befliessen, andere benachbarte universi-
teten, schulen und kirchen falscher lehre, und
corruptelen unerwiesen bezichtiget, und geschmehet,
auch unter den stenden der augspurgischen con-
fession, bevorab zwischen den chur- und fürsten
des hauses zu Sachsen, nicht geringe trennung
und spaltung verursacht, denselbigen allerhand
verdacht und ergernis zugezogen, und die aus-
breitung des reinen wort gottes, der augspurgischen
confession, nicht wenig gehindert, und denn die
erfarung leider bis anhero geben, das in beider
theil der fürsten zu Sachsen etc. landen viel
kirchen und schulen, mit solchen unruhigen und
friedhessigen superintendenten, pfarherrn , und
andern derer empter dienern, so solchen wesen
anhengig, und sich nichts anders, denn unnötiger,
und unbillicher condemnationen gebraucht, besetzt,
und bestelt gewesen,
als haben derwegen die durchlauchtigsten hoch-
gebornen fürsten und herrn, herrn Friderichs pfalz-
grafen bei Rein etc. herrn Augusten herzogen zu
Sachsen etc. und herrn Hans Georgen markgrafen
zu Brandenburck etc. alle drei des heiligen römi-
schen reichs churfürsten etc. unserer genedigsten
herrn verordneten rethe in vormundschaft der
fürstlichen sechsischen kinder, irer allerseits
mündlein, aus hohen und unumbgenklichen ur-
sachen, zu erhaltung der reinen lehr der augs-
purgischen confession und zu pflanzung, und stiftung
in beider der herzogen zu Sachsen etc. irer
mündlein landen, fried, ruhe, und einigkeit, eine
christliche visitation angestalt, und fürgenomen,
welche auch gottlob und dank christlich und wol
vorgebracht.
Dieweil aber darauf befunden, das zu fort-
setzung solches angefangenen werks die höchste
notturft erfordert, dem consistorio zu Jena auf zu
erlegen, und befelch zu geben, uber der angestalten
und verbrachten visitation mit ernst zu halten,
auch doneben unter andern sonderlich vermarkt,
das die hiebevorn gestalte consistorii ordnung
diesem jetzigem der churfürsten angeordenten

werk etwas ungemes. Derhalben und sonsten
aus vielen ursachen in etzlichen artikeln vor-
enderung anzustellen nötig gewesen,
so haben dem allem nach, hochgedachte
churfürsten in obbemelter vormündschaft ihrer
churfürstlichen g. rethen, so sie derhalben zu hauf
geordnet, auferlegt, und bevolen, eine neue christ-
liche, und zu diesem werk dienliche consistorii
ordnung zufassen und zustellen. Welchem ihrer
churfürstlichen g. bevehlich, obberurte rethe, von
wegen und anstadt ihrer churfürstlichen g. unter-
thenigst gehorsamet, und folgender ordnung sich
mit einander vereiniget und verglichen, auch die-
selbige irer churf. g. selbs zu erwegen zugeschickt.
Darauf auch denn ihr churf. g. dieselbige allent-
halben beliebet, ratificirt, und den rechten zuvoln-
zihen bevohlen.
Dem allem nach ist irer churf. g. ernstes
gemüt, will und meinung, das irer churf. g. ver-
ordnete commissarien solcher verordnung in allem
dem, was inen auferlegt, mit treuem vleis geleben
und nachsetzen, auch die unterthanen, so viel
sie darinnen belangt, billichen, und schüldigen
gehorsam leisten, an deme volnbringen sie aller-
seits irer churf. g. gnedigste und ernste meinung.
An welchem ort, und zu was zeiten das
consistorium sol gehalten werden, und
von den personen, so darein geordent.
Das consistorium sol allewege zu Jena bei
der universitet gehalten, und in der wochen ein
tag für und nachmittag darzu gebraucht werden,
und sollen in demselbigen fünf personen, als der
dreier weltlichen churfürsten in vormundschaft
herzog Johan Friderichen sönen, und unser des
churfürsten zu Sachsen in sonderer vormundschaft
herzog Johan Wilhelms sönen, darzu deputirte
commissarien sitzen, welchen denn ein notarius
sampt seinem substituten und ein geschworner
bote zugeordnet.
Unter den fünf assessorn, oder commissarien
sollen drei theologen, und zwene doctores der
rechten sein, als nemlich von theologen der oberste
professor theologie doct. David Vogt, und doctor
Martinus Mirus pfarherr und superintendens zu
 
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