Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0387
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
40. Des durchlauchtigsten, hochgebornen fürsten u. herrn, herrn Augusten, herzogen zu Sachsen Ordnung. 1580. 359

dann sie sind darfur befreiet, darumb so hat auch
die weltliche oberigkeit an den stücken, die sonst
zum hergeret geheren, nichts zu fordern, sondern
dasselb pleibt in gleichniss beim erbe, es hat
auch der soen fur den tochtern daran keinen fur-
zug, es were dan das der pfarrer oder diacon
neben den gutern zu seinem geistlichem ampte
geherend andere eigene grunde hette, davon er
gleich andern nackbarliche pflicht gethan, pferde
und anders zum hergerete geherend gebrauchen
mussen, damit wurde es andern gleich pillich
auch gehalten.
In allewege, sollen die consistoria und super-
attendenten ire aufsehen und sorge dohin wenden,
dieweil in dorfern und flecken die kirchen ampt
mit geringem einkommen vorsehen, und also dass
die arme priester neherlich, ja auch zu ihrer,
ihrer weib, und kinder notturft damit nicht reichen,
geschweige, dass sie ihnen etwas zu ihren ali-
menten anerben konnen, und oft mit lediger hand

(das dan erbarmlich ist) aus den heusern weichen,
das ihnen keine vorkurzung, abbruch oder be-
schwerung geschehe, sondern gütlich und mit-
leidlich mit ihnen gehandelt, und do sie not leiden,
nichts oder gar wenig mit nehmen, dass ihnen
von der kirchen barschaft oder anderem vorrat
etwas zum abschiede gegeben werde. Also wie itzt
berurt halten wir es in angezeigten fellen, do
wider uns von den oberigkeiten bisher keine ein-
rede oder vorhinderung geschehen, und achten,
dass man sich in euer superattendenz und andern
orten unser waren christlichen religion demnach
ahne beschwernus und wegerung nicht unpillich
auch halten solle, uf das man sich mit anderer
strackheit der rechte, an den gesetzen der liebe,
die wir aus evangelischer lehre entpfangen, nicht
vorgreifen. Zu urkunt mit des consitorii siegel
besiegelt.
Verordente commission des consistorii
zu Wittenberg.

40. Des durchlauchtigsten, hochgebornen fürsten und herrn, herrn Augusten, herzogen zu Sachsen u. s. w.
Ordnung, wie es in seiner churf. g. landen bei den kirchen mit der lehr und ceremonien, desgleichen in
derselben beiden universiteten, consistorien, fürsten und partikular schulen, visitation, synodis und was
solchem allem mehr anhanget, gehalten werden sol. 1580.
[Nach dem Drucke Leipzig

Von gottes gnaden wir Augustus, her-
zog zu Sachsen des heiligen römischen
reichs erzmarschall, und churfürst,
landgrafe in Düringen, marggrafe zu
Meissen, und burggrafe zu Magdeburg,
entbieten allen und jeden unsern pre-
laten, grafen, herren, denen von der
ritterschaft, oberhaupt und amptleuten,
landvögten, vögten, verwaltern, schös-
sern, gleutsleuten, vorstehern, bürg-
meistern, reten der stedte, richtern,
schulteissen, gemeinden, unterthanen,
verwandten geistlichs und weltlichs
standes, unsern grus, gnad und ge-
neigten willen.
Es ist menniglich unverborgen, was für be-
schwerliche zeit und leufte, beide in geistlichen
und weltlichen sachen, zu antretung unserer chur-
fürstlichen regierung sich allenthalben ereugent
und eingefallen.
Dann soviel die religion anlanget, nach dem
der allmechtige in den letzten zeiten, aus lauter
gnad und barmherzigkeit, das licht seines heiligen
worts in diesen landen wiederumb angezündet,
und dasselbige in die ganze welt seinen schein
von sich geben und leuchten lassen, hat der feind
des menschlichen geschlechts nicht unterlassen,
bald nach des hocherleuchten theuren mans gottes,
d. Martin Luthers seligen abscheid dasselbig mit
allerlei list und betrug Aviederumb zuverdunkeln,

1580. Vgl. oben S. 130 ff.]
daraus viel und mancherlei beschwerliche und
ergerliche spaltungen entstanden, und die kirchen
augspurgischer confession an vielen orten mit
grossem anstoss frommer einfeltiger herzen jäm-
merlich zerrissen werden.
Und ob wir wol, so viel an uns, nichts unter-
lassen, auch niemals keinen kosten noch mühe
gesparet, sondern mit allem ernst und fleis dahin
gearbeitet, das ermelte ergerliche und höchst
schedliche spaltungen wiederumb zu christlicher
vergleichung gebracht werden möchten, hat doch
solches nach dem heimlichen rat und verborgen
urteil gottes nicht allerdinge, wie wir verhoffet
und gern gesehen, erfolgen wollen. Welcher ohne
zweifel der welt undank gegen seinem heiligen
wort und vielfeltige verachtung desselben strafen,
dargegen aber seine auserwehlten durch solche
beschwerliche trennung von dem schedlichen schlafe
aufwecken, und sie vor der unseligen sicherheit
bewaren wöllen, damit sie auf die reine unver-
fälschte lehr fleissiger achtung geben und ihnen
dieselbige nicht leichtlich nemen oder verdunkeln
liessen.
Wie wir dann auch selbst verhoffet, das durch
die artikel anno etc. 74. in der lehr vom heiligen
abendmal und was derselben anhanget verfasset
und zu Torgau vorgebracht diesen sachen, soviel
unser land kirchen und schulen belanget, genz-
lich solte abgeholfen worden sein.
Es hat sich aber leider befunden, das auch
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften