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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0510
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482 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

Hab nor dein emsige liebe zugot, er wirt dich
wol erneren, er wirt den gerechten nimmermehr
lassen vorterben.
O got stoss die vordampten in die grub der
vorderbniss, die hinterlistigen blutvorgisser mügen
dises lebens nit sat werden.
Aber ich frag nichts darnach, ich wil mich
allein auf dich vorlassen.
Ehre sei dem vater und dem sone und dem
heiligen geiste.
Als es war im anfang itzund und immer, und
von ewigkeit zu ewigkeit. Amen.
Nu volget die antiphon.
Antiphon. (Beginn der Noten.) O got mein
got erlöse mich von der hant des gotlosen menschen.
Christ ist gehorsam worden seinem vater bis in
tod. Bis in den tod des creuzes. (Schluss der
Noten.)
Die erste lectio.
Die erste lection vom leiden Christi.
Die gotlosen menschen gedachten mit bösen
gedanken, und sagten. Die zeit unsers lebens ist
gering und vordrisslich, und am sterben des
menschen kumpt kein trost, es hat auch niemand
einen menschen erkant, der von der hell wer wider
kommen. Wir seint von nichts gemacht und
werden auch darnach als wir hie nie gewesen
weren, rauch und luft geht durch unser naselöcher,
und unser rede ist wie ein funke der unser herz
beweget. Unser leib wirt wie ein ausgeleschte
asche, und unser leben wirt verschwinden wie ein
weiche luft.
Responsorium. (Beginn der Noten.) Gleich
wie ein schaf ist der herr zum tod gefueret und,
als er ubel gehandelt wart, hat er nit geöffnet
seinen mund. Er ist uberantwortet zum tode auf
„das er lebendig machet sein volk. Versikel. Sein
ruge ist im fridsam worden und sein wonung in
Sion. Er ist uberantwortet. (Schluss des Textes
und der Noten.)
Die ander lection.
Drumb reden die gotlosen menschen zu-
sammen sagende, kumpt her last uns unser güter
brauchen die wir haben, wir wöllen der creaturen
brauchen als die noch in junger jugent seint. Wir
wöllen uns fullen mit gutem wein und mit edler
specerei salben. Die zeit der rosen soll nit vor-
ubergehn, wir wöllen uns mit rosen schmücken,
ehe dann sie vordorren. Es sol kein grüner platz
do unser unkeuscheit nit solt volbracht werden.
Responsorium. (Beginn der Noten.)
Es seint finsternus worden, do die Jüden
hatten gecreuziget Jesum und umb die neunde

stunde hat Jesus ausgeschrien mit grosser stimme
mein got mein got wie hast du mich vorlassen
und mit nidergesenktem heubte gab er auf seinen
geist. Do hat einer von den landsknechten mit
dem speer seine seiten durchstochen und alsbald ist
herausgangen war blut und wasser. Versikel. Und
der umbhang des tempels ist zurissen von oben an
bis hernider und der ganze erdbodem hat erbidmet.
Do hat einer von den landsknechten. (Schluss des
Textes und der Noten.)
Die dritte lection.
Die gotlosen redten also zusammen sagende.
Wir wöllen den gerechten menschen hinterkommen,
dann er dienet uns nirgent mehr zu und strebet
wider unser werk und helt uns vor mit schmach
die sunde, die wir wider gottes gesetz gethan haben,
und macht uns ein böse geruchte, domit das wir
nit strafe empfahen wöllen vor unser sunde. Er
rümet sich der kunst gottes und nennet sich
gottes son, wir mügen in nit mehr sehn, dann
sein leben ist unserm leben ungleich, und seine
wege unsern wegen nit enlich. Responsorium.
(Beginn der Noten.) Es haben mich umbgeben
die menner der luegen, on ursache haben sie mich
mit geisslen geschlagen. Aber du o herre mein
beschirmer thu mein rache. Versikel. Dann die
anfechtung ist nach und ist niemand, der do kan
hulfe thun. Aber du. Ehre sei dem vater und
dem sone und dem heiligen geiste. Aber du o
herr etc.
Zu der laudes. Anna.
Das du herr rechtfertig seist. Evovae. O got
erbarm dich meiner nach deiner grossen barm-
herzigkeit. (Schluss der Noten.)
Psalm. Und nach deiner menge erbarmung
tilge ab mein ungerechtickeit.
Wasche mich je mehr und mehr von meiner
ungerechtickeit und mach mich rein von meiner
sunde. Dann ich erkenne, das ich unrecht bin,
und mein sund ist mir alzeit vor meinen augen.
Dir allein bin ich ein sunder und ein ubel-
teter vor deinen augen, auf das du allein recht-
fertig seist in deinen worten und uberwindest,
wann du wirst gerichtet.
Sieh in ungerechtigkeit bin ich empfangen,
und in sunden hat mich mein mutter erneret.
Sieh die warheit hastu lieb, das inwendige
und vorborgen deiner weisheit hast du mir offenbart.
Bespreng mich mit isopen so werd ich reine,
wasche du mich und also werd ich weiser dann
der schnee.
Gib meinem gehöre freud und trost, und so
werden sich erfrauen die gebeine die zu schlagen
seint.
 
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